Peter Tscherkasskys "Train Again" feierte in Cannes Premiere
Es ist eine wilde Jagd, auf die der 1958 geborene Wiener, der sich seit vielen Jahren eine Ausnahmestellung in der internationalen Avantgardefilmerszene erarbeitet hat, die Zuschauer mitnimmt. Im Zentrum steht die Eisenbahn in allen Ausformungen: Schienenstränge, Dampflokomotiven, Tunnels, lange Züge. Vor allem aber: Bewegung, Bewegung, Bewegung! Dabei kommen freilich auch Pferdestärken mit ins Bild: galoppierende Reiter, Kutschen, und wenn nicht alles täuscht auch ein ganz klassischer Eisenbahnüberfall.
Freilich muss man in diesen 20 Minuten Parforceritt durch Anfänge der maschinengetriebenen Mobilität genau hinschauen. Denn es ist nicht nur die Zeit, in der die Räder, sondern auch die Bilder laufen lernten. Tscherkassky hat sein Found-Footage-Material vielfach verfremdet, übereinandergelegt, miteinander verschnitten, gespiegelt, setzt Negative wie Positive ein, lässt immer wieder die Perforationen mitlaufen, Kader stehen und setzt auf rasche Schnitte und permanente Überforderung. Experiment pur statt nachvollziehbares Narrativ, unterstützt von einem Sound, der die typischen Eisenbahngeräusche von einst aufnimmt, das Rattern der Waggons und das Pfeifen der Loks.
Abfolgen von Licht und Dunkel prägen auch Eisenbahnfahrten, deren Geschwindigkeit die ersten Reisenden noch in Panik versetzten. Und auch Tscherkassky steigert das Tempo seiner Montage-Folgen immer mehr. Die Unfallgefahr steigt. Die Katastrophen nehmen ihren Lauf. "Train Again" endet in einer Reihe spektakulärer Crashs. Ziel erreicht. Reisende erschöpft. Projektor aus. Saallicht an.
(S E R V I C E - www.tscherkassky.at)
Zusammenfassung
- Nach "Die große Freiheit" von Sebastian Meise und "Moneyboys" von C.B.