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Musikerin Avec hat sich für neues Album einen Traum erfüllt

Miriam Hufnagl hat sich einen Traum erfüllt: Für ihr neues Album als Avec hat die Musikerin ein Fotoshooting mit Schafen gemacht. "Das waren schon immer meine Lieblingstiere. Für mich haben sie eine extreme Ruhe." Die 13 Songs der am Freitag erscheinenden, selbstbetitelten Platte sind aber natürlich alles andere als ruhig, sondern wunderbar handgemachter Indie-Pop, der von großen und kleinen Dingen handelt. Songs wie ein Neuanfang.

So habe es sich in gewisser Weise angefühlt, nachdem seit der Vorgängerplatte "Homesick" (2020) nicht nur die Coronapandemie alles auf den Kopf gestellt hat. "Es ist viel passiert, es gab Schicksalsschläge, mein Onkel ist gestorben. Außerdem habe ich in den letzten fünf Jahren zweimal Management und Label gewechselt", rekapitulierte Hufnagl im APA-Gespräch. "Man wird älter, man lernt dazu, auch über sich selbst." Nicht zuletzt deshalb sei Selbstreflexion ein großes Thema gewesen beim Songwriting. "Ich sage es nicht gern, aber es fühlt sich so an, als wäre ich angekommen", schmunzelte sie. "Total abgedroschen. Aber vergleicht man dieses Album mit dem dritten, dann ist schon viel weitergegangen. Es ist auf eine Art und Weise erwachsener."

Musikalisch drückt sich das in zwingenden Arrangements aus, wenn etwa der zunächst zurückgenommene Folksong "It's A Problem" sukzessive mit Ecken und Kanten ausgestattet wird. Genauso versteht sich Avec aber auf das Erzeugen einer dichten Atmosphäre, lässt doch "Imaginary Friends" reichlich Platz für Soundexperimente und wartet mit einem zupackenden Groove auf. Unterstützt wurde Hufnagl in bewährter Manier von ihrem langjährigen Wegbegleiter Andreas Häuserer, mit dem sie den Großteil des Albums schrieb und produzierte. "Wir haben es zu zweit im Studio in Vöcklabruck geschrieben - so wie wir eigentlich angefangen haben. Zurück zur Basis. Solange das Grundgerüst aus Andi und mir dabei ist, ist alles andere egal."

Insofern sei auch der Titel Programm - "Avec" von Avec. "Das war eine Eingebung, weil das Album so roh ist. Es ist davor so viel passiert, es gab eigentlich einen ganz anderen Plan", erinnerte sich Hufnagl. "Bis ich mich entschied, mein eigenes Label zu gründen und alles selber zu machen." Die Arbeit an den Stücken sei wie in Therapiesitzungen abgelaufen. "Wir haben uns zusammengesetzt und uns gefragt, was uns beschäftigt. Was sind Themen, die wir vielleicht verarbeiten wollen?" Das Songwriting sei letztlich "nicht mehr so verschnörkelt, es wird nichts mehr versteckt". Nichts als die Wahrheit, sozusagen. Woran auch Corona Mitschuld habe. "Für uns als Menschheit war das wie ein Schlag ins Gesicht. Das hat sicher etwas gemacht mit mir und dem Songwriting. Man braucht diese ganze Verschönerung nicht."

Und doch zieht sich etwas weiterhin durch das Schaffen von Avec: die Liebe. "Das ist für mich so ein spannendes Thema, weil es dieses und jenes sein kann. Liebe kann so weh tun, kann aber auch das Schönste auf der Welt sein. Das macht für mich den Reiz aus, immer wieder darüber zu schreiben. Es gibt so viele Facetten." Entsprechend finden sich auf dem Album Songs über romantische Liebe ebenso wie über die familiäre Zuneigung. "Familie kann man sich ja nicht aussuchen. Aber es ist eine Liebe, die bedingungslos ist. Man liebt so sehr, auch wenn es Momente gibt, in denen man das Gegenüber fast nicht aushält."

Neu ist wiederum Hufnagls Rolle als Labelchefin, hat sie doch die nach ihrem Onkel benannten Jim Bob Records ins Leben gerufen. "Ich wollte alles entkoppeln, aber auch einmal die Verantwortliche sein, warum etwas weitergeht - oder auch nicht", lachte sie. "So konnte ich mir selber über die Schulter schauen." Zuvor war nach einigen schwierigen Jahren "die Luft draußen", habe sie einfach wieder Motivation gebraucht. "Und es taugt mir voll! Ich organisiere extrem gern - dafür, dass ich auch Künstlerin bin", warf Hufnagl schmunzelnd nach: "Natürlich ist es viel, ich finanziere auch das ganze Projekt. Aber ich habe den Ansporn und die Motivation, also will ich es einfach ausprobieren."

Dabei spiele rückblickend auch ihr Karrierebeginn eine Rolle. "Mit 18 oder 19 hast du keinen Dunst, was du machst. Du unterschreibst einfach, weil du froh bist, dass jemandem deine Musik gefällt und sie supported wird. Das kann ganz schön in die Hose gehen. Das würde ich gerne verhindern wollen und ehrlich machen", so Hufnagl. "Leider gibt es wenige in Österreich, die keine bösen Hintergedanken haben. Insofern sehe ich es ein bisschen als meine Aufgabe an, da zu helfen." Andere Acts auf Jim Bob Records sind also durchaus eine Möglichkeit, wobei sich die Künstlerin, die heuer 30 wird, dafür noch Zeit lassen will.

Deutlich näher ist hingegen die Tour zum Album, die am 5. Februar in München beginnt und Avec im April quer durch Österreich führt. "Ich freue mich extrem. Auch wenn ich immer noch nicht für die Bühne gemacht bin", spielte sie auf ihre Nervosität davor an. "Aber wenn ich mal oben bin, passt es." Ohnehin könne man dieses Gefühl mit nichts anderem vergleichen. "Es ist überwältigend. Mir fehlen da oft die Worte. Es gibt eine große Dankbarkeit, und es ist ein Geben und Nehmen von beiden Seiten", bezog sich Hufnagl auf das Feedback des Publikums. "Genau dafür mache ich das eigentlich." Oder eben für einen Ausflug zu den Schafen, wie Avec lachend bestätigte: "Das war ungelogen einer der besten Tage meines Lebens."

(Das Gespräch führte Christoph Griessner/APA)

(S E R V I C E - Avec live in Österreich: 4. April Posthof Linz, 8. April Orpheum Graz, 9. April Rockhouse Salzburg, 10. April Treibhaus Innsbruck, 11. April Spielboden Dornbirn, 16. Dezember Arena Wien. www.officialavec.com)

ribbon Zusammenfassung
  • Miriam Hufnagl, bekannt als Avec, hat für ihr neues Album ein Fotoshooting mit Schafen gemacht, da diese ihre Lieblingstiere sind.
  • Das neue Album, bestehend aus 13 Songs, erscheint am Freitag und symbolisiert einen musikalischen Neuanfang.
  • Seit der Vorgängerplatte 'Homesick' 2020 hat Hufnagl persönliche Schicksalsschläge erlebt und zweimal Management und Label gewechselt.
  • Avec hat ihr eigenes Label Jim Bob Records gegründet, um mehr Kontrolle über ihre Musik zu haben und anderen Künstlern zu helfen.
  • Die Tour zum Album startet am 5. Februar in München und führt im April quer durch Österreich.