Installation von Esther Stocker in Kaiservilla-Stallungen
Der schön renovierte Raum, in dem früher die Rösser von Kaiser Franz Joseph untergebracht waren, hat während des Kulturhauptstadtjahres durch Diskussionsveranstaltungen und eine Ausstellung von Weltstar Ai Weiwei viel Publikum angezogen und wird ab Mitte Mai einen Teil der kommenden großen Schau von Erwin Wurm beherbergen. Nun, zur Osterzeit von der Galeristin Petra Seiser bespielt, entfaltet er einen besonderen kontemplativen Reiz.
Die verschieden großen Objekte der Installation wirken wie in den Raum geschleuderte Meteoriten oder wie zerknüllte geometrische Zeichenversuche vom Skizzenblock eines Riesen. "Der Kontrast zwischen dem historischen Raum und Kunst aus der Gegenwart ist besonders spannend", meint die 1974 in Schlanders geborene Künstlerin. "Die unterschiedlichen Größen der Werke sorgen durch ihre ähnliche Optik für Spannung und Einheit zugleich - eine klassische Hierarchie fehlt. Alle Arbeiten liegen am Boden, als wären sie scheinbar zufällig in den Raum hineingerollt oder hineingeworfen worden."
Der Stoff der Objekte ist bedrucktes PVC, das mittels von Innenkonstruktionen und Füllmaterial seine spezielle Form behält - mit einer Ausnahme. Diese stammt von der in Antwerpen lebenden Salzburger Künstlerin und Modedesignerin Flora Miranda, mit der Stocker seit 2019 zusammenarbeitet. Ihr "Crincle #5" Kleid ist aus schwarzem Stoff mit weißem Gitter geformt und einer Schaufensterpuppe übergeworfen.
Steifheit und Weichheit
Um seinen Zauber zu entfalten und die Steifheit der liegenden Knäuel mit der fließenden Weichheit des ungewöhnlichen Kleides zu kontrastieren, bräucht es allerdings ein performatives Element - wie in Stockers und Mirandas gemeinsamer Ausstellung "Immaterial Girl" in Gent im vergangenen Herbst. Damals wurde die assoziative Verbindung der digitalen Netzwerkstrukturen der Gegenwart mit der Formensprache Josef Hoffmanns besonders hervorgehoben. Diesmal ist eher der Kontrast zur ganz speziellen Atmosphäre der Kaiservilla bemerkenswert: In den Stallungen ist keine einzige Jagdtrophäe zu sehen ...
(S E R V I C E - "Esther Stocker / Flora Miranda", Ausstellung in den Stallungen der Kaiservilla, Bad Ischl, Jainzen 38, bis 27.4., tgl. 10-16 Uhr, Information: Galerie Petra Seiser, Schörfling am Attersee, www.galeriepetraseiser.at)
Zusammenfassung
- Die in Wien lebende Künstlerin Esther Stocker präsentiert in den Stallungen der Kaiservilla in Bad Ischl rund 30 Knitterskulpturen, die bis zum 27. April zu sehen sind.
- Die Ausstellung bietet einen spannenden Kontrast zwischen dem historischen Raum und den modernen Kunstwerken aus bedrucktem PVC, die wie zufällig im Raum verteilt wirken.
- Neben Stockers Arbeiten ist auch das Werk 'Crincle #5' von Flora Miranda, einer Salzburger Künstlerin, zu sehen, das die Steifheit der Skulpturen mit der Weichheit eines Kleides kontrastiert.