Erl 2025/26 bringt Wagner, aber ohne Kaufmann-Gesang
Seine Aufgabe als Intendant sei es, "gute und erfolgreiche Programme zusammenzustellen und diese gut zu verkaufen", sagte Kaufmann am Freitag bei der Programmpräsentation für Winter 2025/2026, Ostern 2026 und Sommer 2026 im Festspielhaus in der Unterländer Grenzgemeinde. In dieser Rolle fühle er sich mittlerweile "vollständig angekommen", erklärte der Wahl-Salzburger, der in Erl 2025/26 in seine zweite Spielzeit geht. "Ich bin der festen Überzeugung, dass ich vor Ort künstlerisch etwas bewirken kann", führte der gebürtige Münchner aus. Was ihm jedenfalls sehr wichtig sei: "Ich will die neue und alte Erl-Institution Wagner ohne Kompromisse und ihrer wahren Idee nach auf die Bühne bringen." Wagner und sämtliche Aufführungen müssten für ihn schlicht "auf höchstem Niveau" zur Aufführung kommen, gab Kaufmann als künstlerisches Credo aus.
Dazu brauche es eigentlich "gar keine Überraschungen", sondern vor allem Konstanz und Kontinuität, betonte der Startenor in Hinblick auf den präsentierten Spielplan für 2025/2026. "Wir fahren fort im Sinne der ersten Spielzeit." So gebe es "nicht nur" Musik von Richard Wagner, sondern eben auch Klavierabende, Kammermusik - und eine weitere "große Oper." "Wir spielen im Winter 2025 ́Lucia di Lammermoor" von Gaetano Donizetti", verriet Kaufmann auch sogleich deren Namen. Weiters breche man auch nicht mit bereits vor seiner Intendanz etablierten Traditionen. "Es wird weiterhin etwa sowohl ein Silvesterkonzert, ein Neujahrskonzert und zu Ostern die Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach geben", so Kaufmann. Auch der "Ausklang" im Oktober stehen wiederum am Programm: Dieses Herbst-Format werde abermals der Chef der Musicbanda Franui leiten und gestalten. Auch ein "zeitgenössisches Stück mit Herz" werde wieder auf die Bühne gebracht: Im Juli 2026 wird "We Are The Lucky Ones" von dem zeitgenössischen Komponisten Philip Venables gegeben.
Künstlerinnen und Künstler in Erl "die Protagonisten"
Über all den Formaten schwebe vor allem ein zentraler Gedanke, sagte Ilias Tzempetonidis, "Artistic Advisor" der Festspiele. "Die Künstlerinnen und Künstler sollen sich in Erl rundherum wohlfühlen", hielt Tzempetonidis fest. Die Künstler seien in Erl "die Protagonisten", man wolle diesen den "passenden Rahmen geben", damit sie sich "wie zuhause fühlen", so der künstlerische Berater Kaufmanns.
Auch ein weiterer Aspekt sei außerdem für Erl überaus zentral, nämlich die Textverständlichkeit - vor allem bei großen Wagner-Opern. "Wir haben dafür einige Anpassungsarbeiten für die Akustik im Festspielhaus vorgenommen", führte Chefdirigent Asher Fisch aus. Das habe sich erstmalig bei der Aufführung von "Parsifal" am Donnerstag gezeigt: "Wir hatten die bestehenden, leichten akustischen Probleme für große Opern zuvor endgültig gelöst gehabt."
Kaufmann beendete stürmische Intendanten-Zeiten
Noch ein weiteres bisheriges Problem sah unterdessen Festspielpräsident Hans Peter Haselsteiner bei der Programmpräsentation nunmehr vorerst endgültig gelöst: Nämlich die Intendanten-Frage, die sich in den vergangenen Jahren mit den Abgängen von Gustav Kuhn und Bernd Loebe durchaus stürmisch gestaltete. "Ich bin nach wie vor sehr stolz, dass ich Kaufmann überreden konnte, dieses Amt zu übernehmen", zeigte sich der Festspielpräsident weiter vollumfänglich begeistert von seinem Coup.
Auch Landeshauptmann und Kulturreferent Anton Mattle (ÖVP) sah Kaufmann bei dem Pressegespräch mittlerweile "zu 100 Prozent in Erl angekommen". Mit diesem gelinge es "in Erl internationale Maßstäbe zu setzen" und "eine Wirkung über die Landesgrenzen hinaus zu erzielen". Mit Kaufmann werde mehr als deutlich, dass Tirol "nicht nur ein Sportland, sondern auch ein Kulturland ist", in dem eben "Kultur in ihrer höchsten Form" präsentiert werde, lobte auch Mattle den Intendanten über den grünen Klee.
Ungeachtet der Vorhaben für 2025/2026 waren in Erl aber in erster Linie einmal alle Augen und Ohren auf den Sommer 2025 gerichtet. Auf dem dafür bereits präsentierten Programm stehen unter anderem etwa die österreichische Erstaufführung der zeitgenössischen Oper "Picture a day like this" von George Benjamin sowie die Oper "La voix humaine" von Francis Poulenc.
(S E R V I C E - https://www.tiroler-festspiele.at/)
Zusammenfassung
- Die Tiroler Festspiele Erl fokussieren sich 2025/26 auf Wagner mit den Aufführungen von 'Parsifal' und 'Der fliegende Holländer'.
- Jonas Kaufmann, der 55-jährige Intendant, wird nicht als Sänger auftreten, sondern seine Rolle hinter den Kulissen weiter ausbauen.
- Neben Wagner-Opern stehen auch 'Lucia di Lammermoor' und zeitgenössische Werke wie 'We Are The Lucky Ones' auf dem Programm.
- Die Akustik im Festspielhaus wurde verbessert, um die Textverständlichkeit bei großen Opern zu erhöhen.
- Kaufmanns Intendanz wird von Hans Peter Haselsteiner und Anton Mattle als großer Erfolg angesehen, der internationale Maßstäbe setzt.