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Love Story für 80+: "Spät aber doch" von Erika Pluhar

"Spät aber doch": Der Titel des neuen Romans von Erika Pluhar fasst seinen Inhalt tatsächlich perfekt zusammen. Es geht um die Liebesgeschichte zweier Menschen, die über 60 Jahre nach ihren Anfängen, vor denen die junge Frau flüchtete, als es konkret und körperlich wurde, wieder aufgenommen wird. Beide sind mittlerweile über 80 und eigentlich weder physisch noch psychisch gewillt, sich einem anderen Menschen komplett zu öffnen. Doch Alter schützt vor Liebe nicht.

Diese Love Story für die Generation 80+ könnte recht kitschig sein, und manchmal ist sie das auch. Das wird aber mehr als wettgemacht durch den Willen der bald 86-jährigen Autorin, so ehrlich wie möglich über die Sehnsüchte und Ängste ihrer Hauptfigur zu schreiben. Die in einem Wiener Nobelbezirk am Rande des Wienerwalds wohnende Liedermacherin Luisa Lensky ist als Alter Ego Pluhars, die neben ihrer Zweitkarriere als Autorin als Musikerin u.a. mit Peter Marinoff, Antonio D'Almeida und Klaus Trabitsch zusammenarbeitete, unschwer auszumachen. Und auch der Beginn des Plots sei autobiografisch, erzählte sie kürzlich dem "freizeit-Kurier": "Vor zwei Jahren bin ich wirklich meiner Jugendliebe aus der Tanzschule in die Arme gelaufen. Er lebt heute woanders. Er ist gespannt darauf, wie ich unsere Geschichte weiterspinne."

Er darf beruhigt sein: Sie geht gut aus. Denn das behutsame und doch beharrliche Drängen der einstigen Tanzschulliebe, die mit einem Schritt wieder in Luisas Leben tritt, wird erhört. Auch mit den Beschreibungen seiner Erscheinung ("Ein offensichtlich alter Mann. Aber seinen Körper hielt er aufrecht, er war schlank und hatte lebhafte Augen unter einem dichten weißen Haarschopf.") darf er wohl zufrieden sein, denn mit der Frau, die sich für ihren alt und dürr gewordenen Körper schämt, geht die Autorin kritischer um. Mehr Differenzierung könnte er jedoch bei der Beschreibung des bisherigen (Liebes-)Lebens jener Figur, für die er Pate stand, einfordern. Denn dieser Heinrich Schober gerät doch recht stark zum geläuterten Bilderbuch-Macho, der Frauen früher reihenweise vernaschte, ohne dass viel Gefühl dabei gewesen wäre.

Das gibt es jetzt - unterbrochen nur von einem gründlichem Bypass-Recheck in der Privatklinik - in Luisas Salon und auch in ihrem Schlafzimmer dafür geradezu in Überdosis. Und immer wieder hat sie Zweifel daran, ob es in ihrem Alter noch besonders ratsam sei, sich quasi mit Haut und Haar darauf einzulassen. Andererseits: Worauf warten?

(S E R V I C E - Erika Pluhar: "Spät aber doch", Residenz Verlag, 160 Seiten, 22 Euro, Buchpräsentationen und Lesungen u.a.: 24.2. im Literaturhaus Salzburg, 14.3. bei Thalia Wien Mitte)

Zusammenfassung
  • Erika Pluhars neuer Roman 'Spät aber doch' erzählt die Geschichte einer Liebe, die nach über 60 Jahren wieder auflebt, mit Protagonisten, die beide über 80 Jahre alt sind.
  • Mit autobiografischen Elementen beschreibt Pluhar die Herausforderungen und Sehnsüchte im Alter, inspiriert von ihrer eigenen Jugendliebe.
  • Das Buch, das für 22 Euro erhältlich ist, wird am 24. Februar im Literaturhaus Salzburg und am 14. März bei Thalia Wien Mitte vorgestellt.