Joan As Police Woman: Ein Cover-Album als eigene Kunstform
Cover-Alben sind oft Notlösungen, um Zeit zu überbrücken oder fehlende Ideen zu kaschieren. Nicht so bei der US-Sängerin, Pianistin und Geigerin Joan Wasser. Auch das zweite Album von Joan As Police Woman mit fremden Songs ist ein rundum gelungenes Projekt.
Sie gilt als eine der besten weißen Soul-Sängerinnen, ist eine angesehene Songwriterin und Live-Musikerin der Extraklasse. Dass Joan Wasser alias Joan As Police Woman auch fremdes Material herausragend interpretieren kann, beweist sie nun zum zweiten Mal.
"Cover Two" heißt ihre Sammlung von zehn Songs, mit deren Auswahl die 49-jährige US-Amerikanerin erneut guten Geschmack zeigt. Das war schon auf dem Vorläufer "Cover" von 2009 so, für den sie Stücke von Jimi Hendrix, David Bowie, Public Enemy oder Nina Simone sang.
Dabei spielt Wasser solche Lieder nie nach, sondern drückt jedem einzelnen ihren Stempel auf - sowohl stimmlich als auch bei den Arrangements. "Kiss" von Prince oder "On The Beach" von Neil Young zum Beispiel dekonstruiert sie ein Stück weit mit ihrer schönen, sehnsuchtsvollen Stimme und ihrem markanten Piano-Sound, während die Produktion fast noch spartanischer klingt als bei den Originalen.
Auch Aufnahmen von Songs der Strokes, von Blur und der Hip-Hop-Band Outkast gelingen Joan As Police Woman (so nennt sich Wasser nach einer Polizeifilmserie mit der ihr äußerlich recht ähnlichen Schauspielerin Angie Dickinson). Wunderschön auch "Life's What You Make It" (Talk Talk) und das abschließende "Running" (Gil Scott Heron), ebenso überraschend und überragend die intensiv gesungene Interpretation von "I Keep Forgettin'" (Michael McDonald).
Ein Cover-Album kann also viel mehr sein als lediglich eine Überbrückung der Zeit zwischen zwei "Hauptwerken", das macht diese inspirierte Platte deutlich. Nach ihrer Retrospektive "Joanthology" (2019), die eine fast 15-jährige Solokarriere zusammenfasste, und dem Herzensprojekt "Cover Two" wird Joan Wasser im Juli ihren Fünfzigsten feiern - und die nächste Lebensdekade als hoch geachtete Popmusikerin in Angriff nehmen.
Zusammenfassung
- Cover-Alben sind oft Notlösungen, um Zeit zu überbrücken oder fehlende Ideen zu kaschieren.
- Nicht so bei der US-Sängerin, Pianistin und Geigerin Joan Wasser.
- Auch das zweite Album von Joan As Police Woman mit fremden Songs ist ein rundum gelungenes Projekt.
- Ein Cover-Album kann also viel mehr sein als lediglich eine Überbrückung der Zeit zwischen zwei "Hauptwerken", das macht diese inspirierte Platte deutlich.