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Fakultätsbilder und verschwundene Hühner: Klimt erforscht

19. Feb. 2025 · Lesedauer 3 min

Den Geheimnissen unter der Oberfläche von Gustav Klimts Arbeiten sind Experten mit modernster Technologie auf der Spur. "Seit neun Jahren haben wir mehr als 40 seiner Gemälde durchleuchtet", sagte Restauratorin Stefanie Jahn vom Belvedere am Mittwoch bei einem Pressetermin. Die Schau "Gustav Klimt - Pigment html5-dom-document-internal-entity1-amp-end Pixel" (ab 20.2.) zeigt im Unteren Belvedere anhand von acht Werken Ergebnisse diverser Untersuchungen, aber auch die mit KI rekonstruierten Fakultätsbilder in Farbe.

"In der Ausstellung kommen Kunst, Forschung und Technologie zusammen", erläuterte Generaldirektorin Stella Rollig. Kunsttechnologische Methoden ermöglichen es, in tiefere Malschichten zu blicken und so den Bildaufbau und die Arbeitsweise des Künstlers nachzuvollziehen. Infrarotreflektografien etwa machen Vorzeichnungen sichtbar. Röntgenaufnahmen enthüllen weitere Details wie zwei ursprünglich zusätzliche Hühner im Ölbild "Nach dem Regen", die von Klimt nachträglich übermalt wurden.

Wie beim Rundgang ersichtlich, lässt es sich anhand der Präsentation auch als Laie leicht in die Materie eintauchen. Der erste Raum, als Art "Seziersaal" in Blau gehalten, konzentriert sich auf Blicke unter die Schichten und auf Details: So wurden um Originale - etwa "Judith und Holofernes", "Sonnenblume" oder "Amalie Zuckerkandl" - vergrößerte Mikroskopaufnahmen von Details aus den Gemälden oder zum Beispiel auch UV-Licht-Fotografien und Röntgenaufnahmen gruppiert.

Im zweiten Raum, einer in Rot gehaltenen Art Schatzkammer, wie es bei dem Medientermin hieß, bringt man Besucherinnen und Besuchern Klimts Arbeitsmethoden mit Edelmetall in seiner "Goldenen Periode" näher. Aktuelle Untersuchungen, auch anhand von Filmen vermittelt, lassen nachvollziehen, wie der Künstler vorging, um Blattgold auf die Leinwand zu bringen, oder wie er sich über so manche bewährte Praxis des Vergoldens hinwegsetzte, um spezielle Effekte zu erzielen.

Algorithmus auf Spuren Klimts Farbgebung

Im letzten Raum dreht sich alles um die Fakultätsbilder "Die Medizin", "Die Philosophie" und "Die Jurisprudenz": Ursprünglich für die Universität Wien angefertigt, angesichts vehementer öffentlicher Empörung nicht gezeigt und zu Ende des NS-Regimes zerstört, fanden sie nie ihrer Bestimmung. Da es - abgesehen von einer einzigen farbigen Detailaufnahme - nur schwarz-weiße Fotografien davon gibt, blieb die Farbgebung Gegenstand von Spekulationen. In Zusammenarbeit von Google Arts & Culture mit dem Belvedere wurden die Gemälde nun aber mithilfe Künstlicher Intelligenz rekonstruiert, die Ergebnisse sind in der Ausstellung zu sehen, nachdem bereits "Die Medizin" seit November vergangenen Jahres die Fassade des Anna-Spiegel-Forschungsgebäudes der Medizinischen Universität Wien ziert.

Um die ursprüngliche Farbgebung wiederzugeben, entwickelte Rekolorierungsexperte Emil Wallner, ein in London lebender Schwede, in einem aufwendigen Verfahren einen Algorithmus, der alle zur Verfügung stehenden Farben Klimts eigenständig verarbeiten und zugleich wissenschaftliche Recherchen miteinbeziehen sollte. Die KI konnte somit lernen, "Klimts charakteristische Verwendung von Farben nachzuahmen", erklärte der IT-Fachmann.

(S E R V I C E - "Gustav Klimt - Pigment & Pixel" im Unteren Belvedere, Wien 3, Rennweg 6, 20.2.-7.9., Mo-So 10-18 Uhr, Katalog zur Ausstellung, hrsg. von Stella Rollig und Franz Smola, Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König; www.belvedere.at)

Zusammenfassung
  • Seit neun Jahren werden mehr als 40 Gemälde von Gustav Klimt mit modernster Technologie untersucht, um tiefere Einblicke in seine Arbeitsweise zu gewinnen.
  • Die Ausstellung 'Gustav Klimt - Pigment & Pixel' im Unteren Belvedere zeigt ab dem 20. Februar, wie Künstliche Intelligenz die Fakultätsbilder in Farbe rekonstruiert hat.
  • In der Ausstellung werden auch Details sichtbar gemacht, wie z.B. übermalte Hühner im Gemälde 'Nach dem Regen', die durch Infrarot- und Röntgentechniken entdeckt wurden.