Tempo von Motorrädern vor Kreuzungen meist unterschätzt
78 Personen wurden mit verschiedenen Verkehrssituationen an einer simulierten Kreuzung konfrontiert. Aus ihrem eigenen Fahrzeug heraus sollten sie die Geschwindigkeit von Pkw, Lkw und Motorrädern einschätzen, die auf die Kreuzung zufahren. Besonders bei Motorrädern hatten die Testpersonen Schwierigkeiten, so das Ergebnis. "Vermutlich trägt die schmale Silhouette der Zweiräder dazu bei, dass sie optisch als weiter entfernt erscheinen - ein gefährlicher Irrtum, der fatale Folgen haben kann", berichtete Seidenberger.
Auffällige Unterschiede in der Wahrnehmung zeigten sich vor allem auch in konkreten Kreuzungssituationen, wie dem Linksabbiegen und Geradeausfahren. "Obwohl sich die Fahrer nach eigener Aussage grundsätzlich sicher fühlten, legen die tatsächlichen Messwerte nahe, dass sie beim Geradeausfahren tendenziell risikobereiter agieren und geringere Abstände zu anderen Fahrzeugen akzeptieren", erläuterte Seidenberger.
Die Unfallstatistik unterstreicht diese Problematik, hieß es in der Aussendung. "Betrachtet man die Kreuzungsunfälle nach Fahrtrichtung, zeigt sich, dass mehr als die Hälfte (53 Prozent) beim Geradeausfahren passieren, 26 Prozent beim Linksabbiegen und 17 Prozent beim Rechtsabbiegen", berichtete Klaus Robatsch, Leiter des Bereichs Verkehrssicherheit im KFV. "Oft werden Annäherungsgeschwindigkeiten falsch eingeschätzt, was zu unkontrollierten Bremsmanövern, Auffahrunfällen oder Rotlichtüberfahrten führt."
Insgesamt ereigneten sich im Jahr 2023 in Österreich rund 22 Prozent aller Unfälle mit Personenschaden an Kreuzungen - das sind 7.735 Unfälle. "Wir müssen in der Führerscheinausbildung stärker auf die Wahrnehmung von Geschwindigkeiten eingehen und Autofahrer für die besonderen Gefahren an Kreuzungen sensibilisieren. Konzentration und Aufmerksamkeit sind besonders im Kreuzungsbereich enorm wichtig", betonte Seidenberger.
Zusammenfassung
- Eine Untersuchung von ÖAMTC und KFV zeigt, dass die Geschwindigkeit von Motorrädern an Kreuzungen oft unterschätzt wird, was zu gefährlichen Situationen führen kann.
- Im Jahr 2023 ereigneten sich in Österreich 7.735 Unfälle mit Personenschaden an Kreuzungen, was 22 Prozent aller Unfälle ausmacht.
- Mehr als die Hälfte der Kreuzungsunfälle (53 Prozent) passieren beim Geradeausfahren, was die Notwendigkeit unterstreicht, die Wahrnehmung von Geschwindigkeiten in der Führerscheinausbildung zu verbessern.