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Suhrkamp-Verleger Unseld war laut "Die Zeit" NSDAP-Mitglied

10. Apr. 2025 · Lesedauer 1 min

Siegfried Unseld, im Jahr 2002 verstorbener legendärer "Suhrkamp"-Verleger, war Mitglied der NSDAP. Das berichtet die Wochenzeitung "Die Zeit" in ihrer aktuellen Ausgabe. Demnach trat Unseld der Partei im Alter von 17 Jahren im Jahr 1942 bei. Auf die bisher unbekannte Parteimitgliedschaft Unselds stieß laut dem Bericht der Historiker Thomas Gruber im Rahmen von Recherchen im deutschen Bundesarchiv.

"Nach Einschätzung von Thomas Gruber ist es vollkommen unplausibel, dass diese Mitgliedschaft in der Partei ohne Wissen und Zutun Unselds zustande kam", so die "Zeit". In früheren Debatten rund um NSDAP-Mitgliedschaften von prominenten Nachkriegsintellektuellen wie etwa Martin Walser war oft mit vermeintlicher Unwissenheit argumentiert worden. Laut Gruber würden Annahmen wie die kollektiven Überführungen aus der HJ in die NSDAP für das Jahr 1942 "vollkommen unplausibel" sein, da die Parteibürokratie damals "voll funktionstüchtig" gewesen sei und nicht pauschal gearbeitet habe. "Der 17-jährige Unseld wollte Mitglied der NSDAP werden, und er wurde es", heißt es in dem Bericht.

"Die Entdeckung berührt die Grundfesten, auf denen das Land seit Jahrzehnten intellektuell und moralisch agiert", so die Zeitung. Sie sei vergleichbar mit dem späten, wenn auch anders gelagerten Waffen-SS-Bekenntnis des Literaturnobelpreisträgers Günter Grass im Jahr 2006.

Zusammenfassung
  • Siegfried Unseld, der 2002 verstorbene Suhrkamp-Verleger, trat 1942 im Alter von 17 Jahren der NSDAP bei, wie die Wochenzeitung "Die Zeit" berichtet.
  • Historiker Thomas Gruber entdeckte die Mitgliedschaft im deutschen Bundesarchiv und hält es für unplausibel, dass Unseld ohne eigenes Wissen beigetreten ist.
  • Der Bericht vergleicht die Entdeckung mit dem Waffen-SS-Bekenntnis von Günter Grass und sieht mögliche Auswirkungen auf die moralischen Grundfesten Deutschlands.