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Klima, Mobbing und Humor: Das Musiktheater an der Wien 25/26

10. Apr. 2025 · Lesedauer 4 min

Eine Fledermaus, ein Viktor ohne Angst und Holle in der Hölle: Bunt stellt sich das Programm im Musiktheater an der Wien 2025/26 dar. Am Donnerstag präsentierte Hausherr Stefan Herheim die Vorhaben für die neue Saison, zu denen unter anderem eine Ehrerbietung an den alldominanten Jahresjubilar Johann Strauss gehört. Gleich zum Spielzeitauftakt am 4. Oktober inszeniert der Chef persönlich dessen "Fledermaus" an ihrem Uraufführungsort.

"Wie sollen wir das eigentlich überleben?", frage er sich bisweilen, machte Herheim deutlich, dass eine "Fledermaus"-Inszenierung für den Intendanten durchaus eine Herausforderung darstelle. Aber er wolle die lange Geschichte der Operette mit thematisieren, sei es doch kein Zufall, dass "Die Fledermaus" nach dem "Anschluss" das am häufigsten gespielte Stück in der Staatsoper gewesen sei.

Witz mit Almodóvar-Muse

"Uns soll der Witz beibehalten werden - wir werden Komödien spielen und hoffen, damit ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen", umriss Herheim seine Maxime für die kommende Saison in schwierigen Zeiten. So macht man am Naschmarkt den Kollegen in der Volksoper Konkurrenz, präsentiert man neben der Strauss-Operette doch auch ein Werk aus dem spanischen Pendant zum Genre, der Zarzuela: Christof Loy gestaltet im Jänner "Benamor" von Pablo Luna - mit Almodóvars Muse Rossy de Palma.

An erwachsene Zuschauer richtet sich die Erstaufführung von Unsuk Chins "Alice in Wonderland", deren Inszenierung in Kooperation mit Wien Modern am 17. November Álfheiður Erla Guðmundsdóttir ans Haus bringt, "eine der spannendsten jungen isländischen Sopranistinnen", wie Peter Heilker als stellvertretender Intendant Musikfreunden den Mund wässrig machte: "Sie ist die Björk der Klassikszene."

Gassmann soll wiederentdeckt werden

Nach der Premiere an der Scala kommt die Satire "L'opera seria" des Salieri-Mentors Florian Leopold Gassmann am 28. Februar 2026 nun auch ins Musiktheater an der Wien - eine von zahlreichen Koproduktionen in der neuen Spielzeit, die Heilker auch kulturpolitisch verstanden wissen will: "In Zeiten, in denen die Kultur allerorten unter Beschuss steht, ist es wichtig, dass die Kulturinstitutionen eine Phalanx bilden."

Eine Phalanx an Counterstars bringt dann Leonardo Vincis "Alessandro nell'Indie" ans Haus, wenn Max Emanuel Cencic im Regiesessel die Counter-Kollegen Bruno de Sá, Dennis Orellana, Maayan Licht, Jake Arditti und Nicholas Tamagna inszeniert. Und Dragqueen Tamara Mascara dient als Make-up-Consultant. "Das macht den besonderen Kick aus und ist sehr cool", freute sich Heilker. Den Abschluss im Haupthaus bildet Giuseppe Verdis selten gespielter "Stiffelio" über einen verheirateten Priester, der von Vasily Barkhatov am 13. Mai 2026 inszeniert wird.

Keine Angst als und vor Auftragswerk

Auch ein Auftragswerk hat man im Talon. "Ich bin Vincent! Und ich habe keine Angst" von Gordon Kampe ist eine Familienoper, die sich mit dem schwierigen Thema Mobbing auseinandersetzt und Countershootingstar Alois Mühlbacher in der Titelpartie bereithält, der von "Geschichten vom Franz"-Kinoregisseur Johannes Schmid inszeniert wird. Auch das zweite kinderaffine Werk "Holle!" im Untergeschoßspielort Hölle bietet nicht direkt leichte Kost, wenn es um die Problematik des Klimawandels geht.

Kammeroper mit vier Projekten

In der Nebenspielstätte Kammeroper gibt es schließlich vier Werke. Am 23. September ist Gioachino Rossinis kurze Farce "L'occasione fa il ladro" angesetzt, der sich am 2. Dezember Antonio Cestis "L'Orontea" mit der legendären Lautten Compagney im Graben und im März das barocke Mashup "Medea" anschließen. So soll ein umfassender Blick auf die ikonische Frauenfigur der griechischen Antike geworfen werden - "eine Medea, wie sie heute leben würde, wie man sie heute empfinden würde", so Betriebsdirektorin Carolin Wielpütz. Den Abschluss in der Kammeroper bildet das humoristische Operndoppel aus Mieczysław Weinbergs "Lady Magnesia" und "Zweimal Alexander" von Bohuslav Martinů.

(S E R V I C E - www.theater-wien.at)

Zusammenfassung
  • Das Musiktheater an der Wien startet am 4. Oktober 2025 mit einer Inszenierung von Johann Strauss' 'Fledermaus', geleitet von Stefan Herheim, in die neue Saison.
  • Ein Highlight der Saison ist die Erstaufführung von Unsuk Chins 'Alice in Wonderland' am 17. November 2025, mit der gefeierten Sopranistin Álfheiður Erla Guðmundsdóttir.
  • Am 28. Februar 2026 wird Gassmanns 'L'opera seria' nach der Premiere an der Scala im Musiktheater präsentiert, als Teil einer kulturpolitischen Initiative zur Stärkung der Kulturinstitutionen.