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Die Rocklegende mit der Soulstimme: Steve Winwood wird 75

Zuletzt war es etwas ruhiger um Steve Winwood geworden. Aber kurz vor seinem 75. Geburtstag am heutigen Freitag meldete sich der vielseitige Musiker mit einem besonderen Auftritt zurück. Beim "Coronation Concert" anlässlich der Krönung von König Charles III. trat Winwood am Sonntag mit zahlreichen anderen Stars auf Schloss Windsor auf. Für die Rocklegende mit der Soulstimme, die Hits wie "Keep On Running", "Valerie" und "Higher Love" sang, war das ein Karrierehighlight.

"Ich war schon am Leben und kann mich gerade eben an die Krönung von Ihrer Majestät Königin Elizabeth II. erinnern", verkündete der Multiinstrumentalist und Sänger mit der markanten Stimme stolz, "und genauso wie Millionen und Abermillionen von Menschen bin ich ein lebenslanger Monarchist."

Geboren am 12. Mai 1948 in Handsworth, Birmingham, wurde Stephen Lawrence Winwood in seiner Kindheit stark von seinem Vater beeinflusst, der ein semiprofessioneller Musiker und Jazz-Fan war. Mit seiner Plattensammlung begeisterte er den kleinen Steve für Blues- und Jazzlegenden wie Ray Charles, Muddy Waters und John Lee Hooker, die später zu Winwoods musikalischen Inspirationen wurden.

Bereits mit acht Jahren zeigte er eine auffällige musikalische Begabung, spielte Klavier, Gitarre und Schlagzeug. Im jungen Alter von 14 Jahren wurden er und sein älterer Bruder Muff, ein Bassist, bei einem Auftritt in einem Pub von Spencer Davis entdeckt. Der gründete daraufhin seine Spencer Davis Group mit den beiden Winwoods und rekrutierte noch Schlagzeuger Peter York dazu.

Der Teenager Steve - oft auch Stevie genannt - wurde Sänger und Keyboarder der Gruppe, die mit ihrer eingängigen Mischung aus Blues und Rockmusik sofort Erfolg hatte. Gleich ihre erste Single "Keep On Running" - eine Coverversion von Jackie Edwards - erreichte 1965 Platz eins der britischen Charts. Die Spencer Davis Group landete einen Hit nach dem anderen, darunter "I'm A Man" oder "Gimme Some Lovin'", das in der Version der Blues Brothers später noch bekannter wurde.

Schon 1967 verließ Winwood die Spencer Davis Group, um musikalisch etwas Neues zu probieren. Mit Jim Capaldi, Chris Wood und Dave Mason gründete er die einflussreiche Band Traffic, die in ihrer Musik psychedelischen Rock und Pop mit Jazz und Folk fusionierte. Auch mit Traffic war Winwood erfolgreich. Die Alben "John Barleycorn Must Die" und "The Low Spark Of High-Heeled Boys" gelten heute als Klassiker. Wie zuvor bei der Spencer Davis Group prägten sein versiertes Tastenspiel und seine soulige Stimme den Sound der Band und waren maßgeblich für ihre Popularität.

Mit dem wilden Rock'n'Roll-Lebensstil vieler seiner Weggefährten und den Drogenexzessen hatte der junge Winwood nicht viel am Hut. "Es ging mir immer einzig und allein darum, was musikalisch los war und wie sich das auf die Sinne auswirkte", erzählte er im Interview des britischen Musikmagazins "Uncut". "Das ist das einzige, was für mich funktioniert hat."

Zwischendurch hatte der vielseitig interessierte Winwood 1969 auch mit Eric Clapton, Ginger Baker und Ric Grech in der kurzlebigen Supergroup Blind Faith musiziert. Das selbstbetitelte einzige Album gilt ebenfalls als Klassiker. Der Song "Can't Find My Way Home", geschrieben und gesungen von Winwood, ist eine der großen Balladen der Rockgeschichte. "Es war eine komplizierte Band", sagte er "Uncut". Nach nur einem Jahr war Schluss. Doch auch nach dem Ende von Blind Faith musizierten die Freunde Winwood und Clapton immer wieder zusammen und standen gemeinsam auf Konzertbühnen.

Als Solokünstler erfand sich der passionierte Musiker 1977 mit seinem Debütalbum "Steve Winwood" neu, das kommerziell allerdings hinter seinen vorherigen Projekten blieb. Der Nachfolger "Arc Of A Diver", auf dem das Musikgenie singt und sämtliche Instrumente spielt, verkaufte sich besser und brachte die Single "While You See A Chance" hervor. Zunehmend widmete er sich einem poppigeren Radiosound.

Die LP "Talking Back To The Night" (1982) eröffnete mit dem Ohrwurm "Valerie", der aber erst fünf Jahre später in einer neu abgemischten Version populär wurde. Winwoods größter Erfolg wurde sein viertes Album "Back In The High Life" von 1986, auf dem auch sein Hit "Higher Love" enthalten war, der es in den USA auf Platz 1 der Charts schaffte. James Taylor, Eagles-Gitarrist James Walsh, Chaka Khan und Funk-Legende Nile Rodgers gastieren auf dem Album, das mit drei Grammy Awards ausgezeichnet wurde.

Von 1978 bis 1986 war Winwood mit seiner früheren Background-Sängerin Nicole Weir verheiratet. 1987 heiratete er seine zweite Frau, die Amerikanerin Eugenia Crafton, mit der er bis heute zusammen ist. Mit Eugenia hat er vier Kinder und lebt auf einem Bauernhof in den englischen Cotswolds. Dort hat der Musiker auch ein Studio. Seinen Zweitwohnsitz hat das Paar in Nashville/Tennessee. Tochter Lilly ist Sängerin und war in der Vergangenheit mit ihm auf Tournee.

Knapp ein Dutzend Alben hat der Brite bis heute veröffentlicht. Die Frequenz der Veröffentlichungen ließ seit den 1990er Jahren etwas nach. Aber musikfaul war Winwood nie. Er kooperierte in seiner rund 60 Jahre langen Karriere mit vielen anderen Musikern. Er spielte und sang auf Alben von Jimi Hendrix, Ex-Beatle George Harrison, Joe Cocker, Tina Turner und Phil Collins.

Dass er eine so lange und erfolgreiche Karriere hat, schreibt er auch Spencer Davis zu. Als der 2020 an den Folgen einer Lungenentzündung starb, sagte Winwood, Davis sei wie ein weiterer großer Bruder für ihn gewesen. "Ich glaube, dass er großen Einfluss darauf hatte, dass ich den Weg als Profimusiker eingeschlagen habe", sagte Steve Winwood, "und dafür bin ich ihm dankbar."

ribbon Zusammenfassung
  • Aber kurz vor seinem 75. Geburtstag am heutigen Freitag meldete sich der vielseitige Musiker mit einem besonderen Auftritt zurück.
  • Beim "Coronation Concert" anlässlich der Krönung von König Charles III. trat Winwood am Sonntag mit zahlreichen anderen Stars auf Schloss Windsor auf.
  • Schon 1967 verließ Winwood die Spencer Davis Group, um musikalisch etwas Neues zu probieren.
  • Knapp ein Dutzend Alben hat der Brite bis heute veröffentlicht.