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Bundestheater müssen bis Oktober ihre Budgetzukunft wissen

14. Feb. 2025 · Lesedauer 4 min

Derzeit ist alles super - aber wer weiß, wie lang? So ließe sich der Lagebericht zusammenfassen, der am Freitag bei der Präsentation der Bundestheaterbilanz 2023/24 gegeben wurde. Der Publikumszuspruch in Burg, Staats- und Volksoper ist so hoch wie seit langem nicht mehr, die Kartenerlöse erreichten einen Höchstwert. Sorgen macht die Zukunft: "Wir haben Planungssicherheit und Stabilität noch für ungefähr eineinhalb Jahre", sagte Bundestheater-Holding-Chef Christian Kircher.

Von einer "sehr erfreulichen Entwicklung" bei den Auslastungszahlen, die sich in der laufenden Saison fortsetze, berichtete Kircher. "Die Staatsoper ist mehr oder weniger jeden Tag voll", die Volksoper habe in der Vorsaison mit einer gründlichen Auslastungssteigerung auf 83,9 Prozent abgeschlossen und liege derzeit bei 87,2 Prozent. Ebenso erfreulich entwickle sich das Burgtheater, wo in der Vorsaison 71,6 Prozent erreicht wurden und man derzeit bei 77,1 Prozent Sitzplatzauslastung liege. 62,3 Mio. Euro Kartenerlöse aller drei Häuser seien ein Rekordwert in der Geschichte der Bundestheater, sagte Ruth Schuster, stellvertretende Geschäftsführerin der Holding. In Summe haben die Bundestheater 2023/24 1,4 Mio. Euro an Jahresüberschuss erwirtschaftet. "Das ist besser als geplant", sagte der Holding-Geschäftsführer.

Diese Rücklagen sowie eine Basisabgeltung von heuer 203,8 Mio. Euro schaffen eine Gelassenheit für die Gegenwart und die unmittelbare Zukunft. "Wir werden die laufende und die nächste Saison mit diesem Budget noch gut schaffen", sagte Kircher, verwies aber darauf, dass bereits die nötigen Dreijahresplanungen "vorerst nicht genehmigungsfähig" seien. Der 15. Oktober 2025 sei der nächste Stichtag, bis zu dem Budgetklarheit für die Saison 2026/27 herrschen müsse. Bis dahin könne man bei Produktionen oder Personal noch Weichenstellungen vornehmen. Es gelte, die langfristige Finanzierung auf dem jetzigen Niveau sicherzustellen - was aber bedeute, dass Preis- und Lohnerhöhungen ausgeglichen werden müssten. "Wir sprechen nicht von einer Erhöhung der Basisabgeltung, sondern von der Werterhaltung." Die wolle man im nächsten Regierungsprogramm festgeschrieben haben. "Das ist die große Herausforderung für die nächsten Wochen und Monate."

Derzeit gibt es keine automatische Anpassung der Basisabgeltung, sondern immer wieder neue Verhandlungen ("für alle Beteiligten ein nicht befriedigender Zustand"). Diese seien in den vergangenen Jahren "sehr glücklich verlaufen", da Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) und Kunststaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) gute Ansprechpartner gewesen seien. Solche werde es hoffentlich auch in Zukunft geben, hoffte Kircher, der in den vergangenen Wochen mit Vertretern aller Parteien mit Ausnahme der FPÖ ("Dort habe ich niemanden erreicht.") Gespräche geführt hat. Echte Zukunftsängste hat der Bundestheater-Holding-Chef offenbar nicht: "Diese Situation begleitet uns seit zehn Jahren. Wir hatten immer dieses Bangen, und es ist sich immer ausgegangen." In den Regierungsverhandlungen der vergangenen Wochen seien die Bundestheater nur am Rande, etwa mit einer geplanten Evaluierung ihrer Strukturen, vorgekommen. "Da bin ich sehr gelassen."

"Akademie für Theaterhandwerk" gegründet

Um dem Fachkräftemangel zu begegnen hat die Holding gemeinsam mit ART for ART soeben eine "Akademie für Theaterhandwerk" gegründet, in deren Räumen im Wiener Arsenal heute auch die Pressekonferenz abgehalten wurde. Mit dem Pilotbetrieb wird sofort gestartet, der Vollbetrieb wird im September aufgenommen. "Wir glauben, dass das einzigartig ist in der deutschsprachigen Theaterlandschaft", zeigte sich Kircher stolz. Für die vier angebotenen Lehrberufe (Tischlerei, Tapeziererei, Metalltechnik, Malerei) gebe es bereits 120 Bewerbungen. Weitere Schwerpunkte gibt es in den Bereichen Compliance, wo man sich als Vorreiter sieht, und Nachhaltigkeit. So sei es etwa gelungen, den Jahresenergiebedarf von 29 GWh (2014) auf 19 GWh (2023) zu senken.

Im Burgtheater ist die Planung "eines wirklich barrierefreien Zugangs" (Kircher) im Laufen. Gute Nachrichten gibt es auch aus dem Kasino am Schwarzenbergplatz, das derzeit vom Burgtheater um 3 Mio. Euro saniert und umgebaut wird. "Wir sind absolut im Zeitplan", antwortete Robert Beutler, der kaufmännische Geschäftsführer des Burgtheaters auf eine Nachfrage der APA. "Im September gibt es die erste Premiere."

Besucher:

2018/19

2019/20*

2020/21**

2021/22***

2022/23

2023/24

Staatsoper

628.002

377.561

98.711

437.455

569.215

648.035

Burgtheater (alle Spielstätten)

417.768

241.332

55.413

249.448

330.596

341.547

Volksoper

311.986

224.136

57.561

203.636

302.694

326.373

Anm.: Corona-Einschränkungen ab Spielzeit 2019/20, darunter Total-Lockdowns: * 16.3.2020 bis Juni, ab dann Veranstaltungen mit bis zu 100 Besucher:innen möglich, ** 3.11.2020 bis 18.5.2021, *** 22.11. bis 11.12.2021

Sitzplatzauslastung:

2018/19

2019/20

2020/21

2021/22

2022/23

2023/24

Sept. 24-Jän. 25

Staatsoper

98,4

98,6

94,2

85,5

97,5

99,4

99,1

Burgtheater (alle Spielstätten)

82,2

80,5

68,0

60,9

69,5

71,6

77,1

Volksoper

80,4

89,5

67,3

60,8

78,0

83,9

87,2

Zusammenfassung
  • Der Publikumszuspruch in den Bundestheatern ist aktuell so hoch wie lange nicht mehr, mit einem Rekordwert von 62,3 Mio. Euro bei den Kartenerlösen in der Saison 2023/24.
  • Die Bundestheater haben für die kommenden eineinhalb Jahre Planungssicherheit, benötigen jedoch bis Oktober 2025 Klarheit über das Budget für die Saison 2026/27.
  • Die langfristige Finanzierung hängt von der Werterhaltung der Basisabgeltung ab, um Preis- und Lohnerhöhungen auszugleichen, was in den nächsten Regierungsverhandlungen festgeschrieben werden soll.
  • Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, wurde die 'Akademie für Theaterhandwerk' gegründet, die im September ihren Vollbetrieb aufnimmt.
  • Die Sitzplatzauslastung ist in allen drei Häusern gestiegen, mit der Staatsoper fast täglich ausverkauft und einer aktuellen Auslastung von 99,4 %.