NHM-Aktionswoche holt Frauen vor den Vorhang
Die Aktionswoche steht unter dem Motto "Reframed: Frauen im Fokus" und soll die Sichtbarkeit der vielen Frauen, die das NHM in seiner fast 300-jährigen Geschichte geprägt haben, erhöhen. "So schön das Buch wirkt, es verdeutlicht auch, dass es kein Wohlfühlthema ist", betonte NHM-Generaldirektorin Katrin Vohland bei einem Pressetermin am Dienstag. Historisch gesehen nannte sie etwa den Zugang zu Bildung, aber auch zum Arbeitsmarkt als Beispiele. Dabei seien Frauen oft als Konkurrenz in männlich dominierten Berufen gesehen worden. "Und diese Angst vor Konkurrenz gibt es immer noch", so Vohland. Der Kampf für Gleichberechtigung und Gleichwertigkeit sei "weiterhin ein wichtiger, aber auch mühsamer Prozess".
Das Buch "13 Frauen", ein "künstlerisches wie wissenschaftliches Experiment", versteht Jovanovic-Kruspel als ersten Versuch, das NHM aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Es sei das "ehrgeizige Ziel, der Sammlungsgeschichte, aber auch der Vielfalt der Rollen, die Frauen eingenommen haben, gerecht zu werden". Das beginnt bei Erzherzogin Maria Theresia und reicht über die Weltreisende Ida Pfeiffer und Anthropologin Gabriele Thalmann-Gruber bis zu Sammlerin Eva Vartian oder Zoologin Anita Gamauf. Neben ausführlichen Texten finden sich auch Poesie von Brigitta Schmid sowie kurze Comics, die von Zeichnerinnen der Kunstschule Wien angefertigt wurden.
"Wir wollten aber nicht in der Vergangenheit stehen bleiben", verwies Jovanovic-Kruspel auf das 13. Porträt, das eine fiktive Mitarbeiterin des Hauses im Jahr 2041 darstellt. Immerhin müsse man sich laut Mitherausgeberin Andrea Krapf vom Verlag des NHM hinsichtlich der Gleichberechtigung fragen: "War's das? Geht es noch besser?" Für die mittels KI-Illustration ins Bild gerückte Kuratorin Ava Babacan stehe die Gleichstellung jedenfalls völlig außer Frage. "Das ist, was wir anstreben", so Krapf. "Gleichberechtigung ist so selbstverständlich, dass sie keiner weiteren Erwähnung bedarf."
Aktionswoche mit Blick hinter die Kulissen
Die Publikation wird im Rahmen der Aktionswoche nicht nur präsentiert, sondern findet auch einen Widerhall in den Ausstellungssälen des NHM: Das umfasst speziell hervorgehobene Objekte von Sammlerinnen oder Präparatorinnen ebenso wie die Installation "Unsichtbar", die mittels historischem Eimer und Wischmopp auf die vielen unsichtbar gebliebenen Mitarbeiterinnen des Hauses verweist. Führungen bieten zudem einen Blick hinter die Kulissen des Hauses, wobei es sogar bis aufs Dach geht. Für eine Irritation sorgt das von Grafiker Josef Muhsil-Schamall entworfene "Kaiserinbild", das nun beim Gang über die Feststiege die Blicke auf sich zieht: Statt wie üblich Franz Stephan I. von Lothringen zu sehen, ist es nun Maria Theresia, die von fiktiven adeligen Damen umringt wird. Und eine davon schmökert sogar in "13 Frauen".
Wie wichtig nicht zuletzt internationale Vernetzung in der Frauenforschung ist, unterstreicht Sabine von Mering vom Museum für Naturkunde in Berlin bei einem Vortrag am Mittwoch. Sie wird auch interne Workshops leiten, ist die mit dem Buch angefangene Arbeit doch nur der erste Schritt. So gelte es die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses zu sensibilisieren, wenn sie auf entsprechende Hinweise in Archiven oder Sammlungen stoßen, betonte Jovanovic-Kruspel gegenüber der APA. "Es gibt jedenfalls Grund zur Hoffnung, dass wir weitermachen können. Aber man muss es langsam angehen." So erhalte man vielleicht eines Tages "ein Mosaik, das aussagekräftig ist".
(S E R V I C E - "13 Frauen aus der Geschichte des NHM Wien", hrsg. von Stefanie Jovanovic-Kruspel, Brigitta Schmid & Andrea Krapf, Verlag des NHM, 144 Seiten, 19,90 Euro; www.nhm-wien.ac.at)
Zusammenfassung
- Das Naturhistorische Museum Wien feiert den Weltfrauentag mit einer Aktionswoche, die das Buch '13 Frauen aus der Geschichte des NHM Wien' ins Zentrum stellt.
- Ein temporäres 'Kaiserinnenbild' ersetzt das normale Kaiserbild auf der Feststiege, um die Rolle von Frauen in der Geschichte des Museums zu betonen.
- Das Buchprojekt umfasst historische und künstlerische Beiträge, darunter ein fiktives Porträt einer Mitarbeiterin aus dem Jahr 2041, um die Diskussion über Gleichberechtigung zu fördern.