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Musikduo Cari Cari verbindet sich "mit innerem Kind"

Heute, 04:45 · Lesedauer 5 min

Vom "Kookoo Island" ins Sonnensystem: Das heimische Popduo Cari Cari entführt seine Hörerschaft wieder in ferne Welten, wenn am Freitag das dritte Album "One More Trip Around The Sun" erscheint. Seit gut zehn Jahren bestechen Alexander Köck und Stephanie Widmer mit ihrer Mischung aus reduziertem Wüstenrock, psychedelischem Flair und Ohrwurmmelodien. Wie das gelingt? "Unsere Stärke ist, dass wir uns mit unserem inneren Kind verbinden und das machen, was wir spüren", so Köck.

Was 2014 mit der EP "Amerippindunkler" begonnen hat und in weiterer Folge Hits wie "Summer Sun" oder "Nothing's Older Than Yesterday" hervorbrachte, darf sich dementsprechend munter weiterentwickeln. Denn forciert wird bei Cari Cari nichts, vielmehr steht die Lust am Kreativsein über allem. Diesbezüglich habe man "ein Urvertrauen" in das eigene Tun, wie es Köck im APA-Gespräch ausdrückt. "Uns ist wichtig, die Intuition und die Freude am Machen zu bewahren." Das bedeute aber auch, Muster zu brechen, wirft Widmer ein. "Und zwar bewusst. Das ist etwas, was wir am laufenden Band machen, um nicht in einen Trott zu fallen."

Für die zehn neuen Stücke gilt das in jedem Fall. Einerseits klingen der Titelsong oder das anschmiegsame "Nana" sehr vertraut, andererseits wird im hypnotisch-repetitiven "Schmetterling" mit den Erwartungen Schlitten gefahren. Da hämmert und pocht es, wie es bisher nur selten der Fall war im Cari Cari-Universum. "Das ist eine Rave-Nummer und komplett konträr zum Bisherigen", freut sich Köck. "Es ist cool zu sehen, dass wir das machen können und die Leute es trotzdem als Cari Cari wahrnehmen", ergänzt Widmer. Sich diese Freiheit nehmen zu können, ist für das Duo definitiv ein Qualitätskriterium.

"Irgendwann ergibt alles Sinn"

Die Ausgangssituation ist da wie dort stets offen. "Wenn wir die Songs schreiben, denken wir gar nicht darüber nach, es ist wie ein Stream of Consciousness", erklärt Köck. Je mehr Stücke sich dann aus diesem Prozess entwickeln, umso klarer werde die Vision fürs Album. "Ging es beim letzten Mal um Inseln, U-Boote und das Flüchten in eine Idylle, so standen jetzt Familie, Zeit und Vergänglichkeit im Fokus. Beinahe der Sinn des Lebens." In dieser Phase spiele wieder das Vertrauen eine Rolle. Vergangenen Oktober etwa waren erst drei Songs fertig, doch der Abgabetermin stand mit Dezember. "So läuft das bei uns, weil wir an allem gleichzeitig arbeiten", schmunzelt Widmer. "Es wird immer mehr und mehr. Aber wir haben die Gewissheit: Irgendwann ergibt das alles Sinn. Alles fällt an seinen Platz."

Ein Beispiel dafür wäre etwa "Drumming Woman", das zwar bereits länger existiert, aber erst spät den Weg auf die Platte fand. "Es brauchte noch etwas Roughes", rekapituliert Köck. "Es hat einfach gedauert, bis wir dieses Bild hatten." Aufgenommen hat man den treibenden Rocksong dann gemeinsam mit Marco Kleebauer, der auch für seine direkte Arbeitsweise bekannt ist. Am anderen Ende der Skala findet sich das von einigen Effekten durchzogene "Bad News". Die Arme werden wiederum beim hymnischen "This Song Is About You" ausgebreitet. "Wir haben uns sehr geöffnet und mehr zugelassen", umreißt Köck die Bandbreite der Stücke, die dennoch ein stimmiges Gesamtbild ergeben.

Duo will sich in kein Korsett zwängen lassen

Trotz millionenfacher Streams, ausverkaufter Konzerte, einem großen Orchesterprojekt oder der im März startenden US-Tour - eine Premiere für Cari Cari - ist stets zu spüren, wie sehr Köck und Widmer die Kontrolle über ihr Tun behalten wollen. Alles werde größer und professioneller? "Dann fragen wir uns sofort, ob es auch ohne geht", nickt Köck. "Sonst wirst du in ein Korsett gezwängt." Und Widmer ergänzt: "Wir kämpfen durchaus dagegen an, nicht da hineinzugeraten. Wir wollen einfach zu zweit nach Südafrika fahren können und dort eine kleine Tour spielen."

Womit man wiederum beim Ursprung der ganzen Sache angelangt wäre: "Die Essenz sind wir beide", sagt Köck voller Überzeugung. "Das gilt letztlich auch fürs Studio. Oft wird ja suggeriert, wo du nicht überall hineinpassen musst. Aber das ist eine Falle. Ich glaube, dass etwa die digitale Welt überbewertet ist. Sprichst du mit irgendwem im Musikbusiness, dann fällt in 99 von 100 Gesprächen kein Wort über die Musik. Sie ist wie ein Nebenprodukt. Stattdessen wird gefragt: Was macht ihr auf TikTok?" Ihm sei klar, dass die Social-Media-Welt mittlerweile dazugehöre. "Aber viele verlieren sich darin, weil es immer heißt, man müsse Content raushauen, um die Zahlen zu steigern. So wird aber die Magie rausgezogen, weil alles auf Effizienz und Logik getrimmt ist."

Dem Publikum auf Augenhöhe begegnen

Dem entziehen sich Cari Cari, indem sie etwa für das Vorgängeralbum "Welcome To Kookoo Island" einen Comic zeichnen ließen oder diesmal eine eigene Analogkamera am Start haben. "Auch wenn das finanziell keinen Sinn macht, dann machen wir das. Einfach weil wir Freude daran haben", strahlt Köck. "Die Geheimwaffe ist, dass sich niemand diese Zeit nimmt. Bei unseren Fans kommen diese Sachen und diese Liebe fürs Detail aber an." Den Menschen wolle man auf Augenhöhe begegnen. "Ich mag unser Publikum wirklich! Das sind alles coole Leute, mit denen ich auch auf ein Bier gehen würde. Es ist kein Arschloch dabei." Beste Voraussetzungen also für die Liveshows. In Österreich touren Cari Cari ab 2. April.

(Das Gespräch führte Christoph Griessner/APA)

(S E R V I C E - Cari Cari live: 2. April Orpheum Graz, 3. und 4. April Rockhouse Salzburg, 9. April Music Hall Innsbruck, 12. April Conrad Sohm Dornbirn, 24. Mai Arena Open Air Wien, 29. August Posthof Linz; https://caricariragazzi.com)

Zusammenfassung
  • Das Musikduo Cari Cari veröffentlicht am Freitag ihr drittes Album 'One More Trip Around The Sun'.
  • Das Album bietet zehn neue Stücke, darunter den Rave-Song 'Schmetterling', der sich von früheren Werken unterscheidet.
  • Cari Cari legt großen Wert darauf, sich nicht in ein Korsett zwängen zu lassen und behält die kreative Kontrolle über ihre Musik.
  • Das Duo plant eine US-Tour im März und mehrere Konzerte in Österreich ab dem 2. April.
  • Cari Cari nutzt kreative Projekte wie Comics und Analogkameras, um ihre Musik zu ergänzen und sich von der digitalen Welt abzugrenzen.