Mehr als 20.000 Tote bei Bau von Saudi-Protz-Stadt
"Lebensqualität von Weltklasse" und eine Stadt, die "um den Menschen herum" gebaut wird - das und nicht weniger verspricht das Projekt von Saudi-Arabien. Die Mega-City "Neom" soll alle Superlative sprengen.
Insgesamt soll es eine schnurgerade, 170 Kilometer lange Mauer aus Hochhäusern sein, die komplett mit erneuerbaren Energien versorgt werden soll.
Deportationen wegen Baustelle
Um dieses Ziel auch zu erreichen, macht die Regierung jedoch vor keinen Hindernissen halt. Für den Bau eines Windparks wurden die dort ansässigen Bewohner und Mitglieder von alteingesessenen Beduinenstämmen einfach deportiert - 200 Kilometer weit weg.
In Medienberichten war auch die Rede davon, dass zehntausende Menschen zum Umzug gezwungen werden - teilweise zumindest mit finanziellen Anreizen. Doch ein Mann sei auch erschossen worden, weil er sich weigerte, sein Haus zu verlassen.
Furchtbare Bedingungen für die Arbeiter
Die Bedingungen für die Bauarbeiter, die die Stadt aus der Wüste stampfen sollen, sind katastrophal. Neuen Untersuchungen zufolge sollen seit der Ankündigung des Regierungsprogramms "Vision 2030" 21.000 Gastarbeiter aus Indien, Bangladesch und Nepal gestorben sein. Diese Ankündigung war Jahr 2016.
Das wird unterstützt von Details, die durch eine britische Dokumentation ans Licht kommen. Die Rede ist von Ausbeutung und tyrannischem Verhalten den Arbeitern gegenüber.
Das saudische Königreich ist in erster Linie auf ausländische Arbeitskräfte angewiesen, die auf der Suche nach einem besseren Leben in die Region kommen, aber oft zu brutalen Arbeitsbedingungen für sehr wenig Geld gezwungen werden. Viele behaupten, dass ihre Pässe bei der Ankunft konfisziert werden, sodass sie nicht mehr ausreisen können.
14 Tage ohne Pause
In der Dokumentation des britischen Senders ITV geben Arbeiter an, dass es "normal" sei, 14 Tage am Stück ohne Ruhetag zu arbeiten. Auch 16-Stunden-Schichten pro Tag seien üblich. Weil die Wege von den Wohnheimen zur Baustelle enorm lang sind, kommen viele Arbeiter auf gerade einmal vier Stunden Schlaf pro Tag, heißt es.
Eine andere Gruppe von Arbeitern soll in einem Camp leben, das die meiste Zeit ohne Strom und Wasser sei. "Wir fühlen uns gefangen wie Sklaven", sagte ein Arbeiter in der Doku. Die Baufirma habe die Reisepässe, man könne nicht einmal für die Hochzeit seines Kindes oder den Tod eines Familienmitglieds wieder zurück in die Heimat.
Protz-Stadt, Skigebiet, Fußball-WM
Neom, das Saudi-Staatsprojekt, meinte in einer Stellungnahme, man prüfe die Vorwürfe. "Wir verlangen von allen Bauunternehmern und Subunternehmern, dass sie den Neom-Verhaltenskodex einhalten, der auf den Gesetzen Saudi-Arabiens und den Richtlinien der Internationalen Arbeitsorganisation basiert, und sie werden regelmäßig auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen ihrer Arbeiter hin überprüft", hieß es weiter.
Neben The Line und anderen absurden Projekten wie einem Skigebiet wird Saudi-Arabien aller Voraussicht nach noch viele weitere Arbeiter aus dem Ausland brauchen. 2034 soll dort nämlich die Fußball-WM stattfinden. Beschlossen ist das noch nicht - Saudi-Arabien ist jedoch der letzte verbliebene Bewerber.
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Zusammenfassung
- Es soll nicht weniger als die "Revolution" des urbanen Lebens werden: The Line.
- Nur 200 Meter breit, dafür aber 170 Kilometer lang quer durch Saudi-Arabien, sollen dort irgendwann neun Millionen Menschen leben.
- Wie nun bekannt wurde, starben beim Bau bisher mehr als 20.000 Arbeiter.