Tiroler Behörden warnen Schaulustige: Fernhalten von Hochwassern
Keine Entwarnung für Tirol: Weite Teile des Landes kämpften Montagnachmittag immer noch mit starkem Regen. Doch nicht alle dürften sich von den reißenden Fluten fernhalten.
"Wir haben landauf, landab die Rückmeldungen von den Einsatzkräften, den Einsatzorganisationen, dass es dann doch immer wieder viele Schaulustige gibt", sagte Elmar Rizzoli, Leiter des Zentrums für Krisen- und Katastrophenmanagement des Landes, am Montag bei einer Pressekonferenz. Auch von kleineren Gewässern, "die vermeintlich kleine Bäche" seien, gehe eine große Gefahr aus. Vor allem dann, wenn sich Treibholz im Wasser befände.
Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) betonte ebenfalls, die Warnungen "sehr, sehr, sehr ernst zu nehmen". Die Bevölkerung solle unbedingt Abstand zu allen fließenden Gewässern halten.
Zivilschutzwarnung für Stadt Schwaz
Obwohl die Schlechtwetterfront nun langsam auf dem Weg in Richtung Salzburg sei, gäbe es weiterhin nur wenig Entspannung, sagte Mattle bei der Pressekonferenz. Rund 4.000 Feuerwehrleute seien weiter im Einsatz, seit Sonntag habe es mehr als 400 Alarmierungen gegeben.
Für die Tiroler Stadt Schwaz erfolgte am Nachmittag eine Zivilschutzwarnung. Die Bevölkerung wird damit unter anderem aufgefordert, in den Häusern zu bleiben und unnötige Fahrten und Spaziergänge zu vermeiden.
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Sölden ohne Zufahrtsstraße
Besonders angespannt ist die Lage im Ötztal. Die Pegelstände der Ötztaler Ache hatten am Montag an einigen Stellen Marken erreicht, die nur alle 30 Jahre auftreten. Mittlerweile sind die Pegel zwar wieder gesunken, doch die Folgen der Überflutungen sind teils verheerend.
Die Gemeinde Sölden ist auf dem Straßenweg komplett von der Außenwelt abgeschnitten - die einzige Zufahrtsstraße wurde weggerissen. Tourist:innen steckten am Nachmittag in ihren Hotels fest und konnten nicht abreisen. Der Tiroler Landeshauptmann versprach eine Notfallversorgung via Helikopter.
Wann die Verkehrswege wieder offen sind, sei derzeit noch nicht absehbar, berichtete die "Tiroler Tageszeitung".
Zahlreiche Bahnsperren
Von den Unwettern waren auch zahlreiche Bahnstrecken betroffen. Die Brennerbahnstrecke wurde zwischen Innsbruck Hauptbahnhof und dem Bahnhof Brenner wegen Murenabgängen bis voraussichtlich Dienstagabend gesperrt. Für Reisende gibt es einen Schienenersatzverkehr, wie die ÖBB mitteilte. Auch Teile der Weststrecke sowie der Mittenwaldbahnstrecke mussten gesperrt werden.
Durch Innsbruck fuhren Montagnachmittag ebenfalls keine Züge mehr, wie lange die Unterbrechung andauern würde, war noch unklar. Zuvor war es dort bereits zu den ersten Überflutungen gekommen. Im Bereich des Rapodiparks trat der Sill an einigen Stellen über die Ufer.
In der Landeshauptstadt wurden daher mobile Hochwasserschutz-Elemente aufgestellt. Weil die Pegelstände am Oberlauf des Inn bereits ein hundertjährliches Hochwasser erreicht hatten, wurde der "Sonderalarmplan Inn" für den Bereich Marktplatz bis zum Congress aktiviert. Die Feuerwehren richteten einen Hochwasserschutz ein, zahlreiche Brücken in der Stadt wurden gesperrt.
Vor Ort beschreibt Gabi Pilger, wie dramatisch die Pegelstände in Innsbruck sind, und wie die Feuerwehr die Innenstadt schützt.
Beim Inn wurde nach 17.00 Uhr ein Wasserrückgang erwartet.
Für die Nachtstunden werde noch einmal Niederschlag erwartet, dann aber in geringeren Mengen, so Mattle. Bis Mittwoch sei mit einer Entspannung der Lage zu rechnen.
Zusammenfassung
- Sturzfluten und übertretende Flüsse locken in Tirol Schaulustige an.
- Die Behörden warnen jedoch eindringlich: Die Gefahr sei noch längst nicht gebannt.
- Besonders im Ötztal bleibt die Lage prekär, die Gemeinde Sölden ist komplett von der Außenwelt abgeschnitten.