APA/HANS PUNZ

Prozess: Ärzte spritzten Kochsalz statt Covid-Impstoff

Wegen einer angeblichen Covid-19-Impfaktion sind in Tirol erstmals zwei Apotheker:innen und zwei Ärzte angeklagt. Sie sollen an Impfkritiker Kochsalzlösung statt Covid-Impfstoff gespritzt haben.

Lange brauchte man während der Corona-Pandemie Impfnachweise, um Zutritt zu Gastronomie, körpernahen Dienstleistungen oder Freizeitstätten zu bekommen. Ein Dorn im Auge vieler Impfkritiker:innen.

In einer Oberländer Apotheke in Tirol wurde man deswegen kreativ: Unter Mitwirkung von Ärzten wurde Kochsalzlösung statt Covid-Impfstoff gespritzt, um so die notwendigen Impfzertifikate zu ergattern.

Die Staatsanwaltschaft Innsbruck soll nun gegen zwei Apotheker:innen und zwei Ärzte beim Bezirksgericht Landeck Anklage wegen der Vergehen der Fälschung von Beweismitteln erhoben, berichtete die "Tiroler Tageszeitung" (TT). 

Ärztin wurde getäuscht

Dem Erstangeklagten werde demnach vorgeworfen, dass er als Apotheker "Covid-19-Impfaktionen" im Herbst 2021 organisiert und veranstaltet habe. Laut Ermittlungen seien dabei 129 Personen Kochsalzlösung statt eines Covid-Impfstoffes injiziert worden, um so als geimpft zu gelten und damit Zutritt zu verschiedenen Bereichen des öffentlichen Lebens zu haben.

Den 129 Geimpften sei bewusst gewesen, dass sie keinen Covid-Impfstoff gespritzt bekommen haben, so Staatsanwalt Hansjörg Mayr gegenüber der "TT". 

Nicht eingeweiht sei aber eine anwesende Ärztin gewesen, sie habe die Spritzen in dem Glauben verabreicht, dass es sich um echten Covid-Impfstoff handle, sagte Mayr. Der Erstangeklagte werde verdächtigt, die Ärztin engagiert zu haben. Sie habe dann auch die angebliche Impfung in das Zentrale Impfregister eingetragen. "Damit wurden digitale Impfzertifikate ('Grüner Pass') hergestellt, obwohl die Personen weiterhin ungeimpft waren", so Mayr weiter.

Video: Forschung zu Corona-Verschwörungstheorien

Nur Ärztin konnte ELGA bedienen

Gemeinsam mit dem Erstangeklagten wird auch eine weiters angeklagte Apothekerin verdächtig, die Spritzen mit der falschen Lösung aufgezogen zu haben. Die zwei angeklagten Ärzte waren laut Ermittlungen in die Aktion eingeweiht und verabreichten zusammen mit der getäuschten Ärztin die Impfungen.

Mayr sagte gegenüber der TT, dass die nicht eingeweihte Ärztin für die Tat notwendig gewesen sei; sie sei als praktische Ärztin die einzige mit den administrativen Kenntnissen und Befugnissen gewesen, um die Daten der Geimpften in der ELGA im E-Impfpass einzutragen.

Aufgeflogen war die Aktion wegen der Selbstanzeige eines Pharmazeuten. Sein Verfahren wurde nach Zahlung einer Geldbuße in Form einer Diversion erledigt.

Bis zu ein Jahr Haft

Die vier Angeklagten müssen sich am 29. April vor dem Bezirksgericht Landeck verantworten. Sie haben sich laut TT bisher nicht zum Tatverdacht geäußert. Im Falle einer Verurteilung droht ihnen jeweils bis zu ein Jahr Haft. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Gegen die 129 Personen, die geimpft wurden, werden jeweils gesonderte Strafverfahren geführt. Teils seien die nach gezahlten Geldbußen bereits eingestellt worden, so die TT.

ribbon Zusammenfassung
  • Wegen einer angeblichen Covid-19-Impfaktion sind in Tirol erstmals zwei Apotheker:innen und zwei Ärzte angeklagt.
  • Sie sollen an Impfkritiker Kochsalzlösung statt Covid-Impfstoff gespritzt haben.
  • Laut Ermittlungen seien dabei 129 Personen Kochsalzlösung statt eines Covid-Impfstoffes injiziert worden, um so als geimpft zu gelten und damit Zutritt zu verschiedenen Bereichen des öffentlichen Lebens zu haben.
  • Im Falle einer Verurteilung droht den Apotheker:innen und Ärzten jeweils bis zu ein Jahr Haft. Es gilt die Unschuldsvermutung.