APA/BFV LIEZEN/CHRISTOPH SCHLÜSSLMAYR

Schnee und Hochwasser: Evakuierungen und Sorge um Donau-Pegel

Die Feuerwehren stehen im Dauereinsatz von Tirol bis Burgenland. Schnee und Regen verursachen Überschwemmungen und Stromausfälle. Auf den glitschigen Straßen folgt ein Unfall dem nächsten. In Tirol wurden Häuser wegen Muren und Steinschlägen evakuiert.

650 Mal rückte die Feuerwehr allein in Niederösterreich von Donnerstagabend bis Samstagnachmittag aus. Mehrere Hundert Bäume wurden entwurzelt, fielen auf Straßen, Telefon- und Stromleitungen. Zu den Verkehrsunfällen kamen Hochwasser, Vermurungen und Überflutungen. 

"Vor allem in den Bezirken Krems, Melk, Neunkirchen, St. Pölten und Wiener Neustadt haben bereits einige Bäche die Hochwassergrenzen erreicht. Zudem stehen mehrere Keller und Straßenunterführungen unter Wasser", heißt es von Feuerwehr-Sprecher Franz Resperger in Niederösterreich. 

Die Hilfe ist zum Teil hochgefährlich für die Einsatzkräfte. Während Feuerwehrleute umgestürzte Bäume wegräumen, krachen in unmittelbarer Nähe schon die nächsten zu Boden. 

Sorge um Donau-Pegel - Hochwasserschutz wird aufgebaut

"Entwarnung kann auch am heutigen Tag noch nicht gegeben werden", betonte der Feuerwehrsprecher. Nervosität herrschte entlang der Donau. Bisher ist die Lage lediglich in Kritzendorf "ein wenig angespannt". In den Nachmittagsstunden wurde dort sicherheitshalber der Hochwasserschutz errichtet. "Weil unklar ist, wie viele Wassermengen durch die Schneeschmelze - höhere Temperaturen werden prognostiziert - noch in die Donau fließen werden", sagte der Sprecher.

Zug krachte in Baum

Im Mostviertel kollidierte Samstagfrüh ein Zug mit einem Baum. Eine Person wurde aus dem Schienenfahrzeug geleitet, blieb aber unverletzt. "Die Lokalbahn musste gesperrt werden, die Gleise sind beschädigt", teilte das Bezirksfeuerwehrkommando Amstetten mit.

Fotos zum Einsatz in Waidhofen an der Ybbs: 

Auto stürzt in Bach: 66-Jähriger tot

Am Freitag kam es in Niederösterreich zu einem ersten Todesopfer wegen des Sturm. Ein Baum stürzte in Klosterneuburg auf einen Hochstand, der Jäger starb. In der Nacht starb dann im Salzburger Flachgau ein Autofahrer. Gegen 20.45 Uhr stürzte ein Einheimischer mit seinem Fahrzeug in den Schönbach bei Seekirchen und wurde in der starken Strömung abgetrieben. Wasserrettung, Feuerwehr, Polizei und Rotes Kreuz suchten den 66-Jährigen und konnten ihn bergen. Es wurde sofort mit der Wiederbelebung begonnen, der Flachgauer starb aber noch am Unfallort.

OÖ: Ein Drittel der Einsätze wegen Hochwasser

In Oberösterreich verteilten sich die Sturmeinsätze über das gesamte Bundesland. Rund 5.000 Helferinnen und Helfer von 323 Feuerwehren waren mit über 470 Einsätzen beschäftigt. Im Lauf des Samstags verschärfte sich vor allem die Situation mit Hochwasser. Mittags betrafen bereits 30 Prozent der Einsätze Überschwemmungen, teilte die Landeswarnzentrale mit. Die anhaltenden Regenfälle ließen vor allem im Salzkammergut, in der Phyrn-Eisenwurzen-Region und im Mühlviertel die Pegel stark steigen. "Wir rechnen somit landesweit mit kleinräumigen Überflutungen und dem daraus resultierenden Einsatzgeschehen."

Stromausfälle: Tausende ohne Licht und Heizung

In der Nacht auf Samstag standen außerdem in Oberösterreich bis zu 14.000 Haushalte ohne Strom. Viele Leitungen konnten repariert werden, mittags waren aber immer noch rund 3.700 Haushalte ohne Versorgung, so Netz OÖ.

Burgenland: Pkw kollidiert mit Schneeräumfahrzeug

Im Burgenland kam es in der Nacht auf Samstag zu mehreren Verkehrsunfällen wegen des Wintereinbruchs. In Oberwart etwa krachte ein Auto mit einem Schneeräumfahrzeug zusammen. Das Auto wurde stark beschädigt, der Fahrer konnte unverletzt aussteigen. Aufgrund eines Pkw-Überschlags rückten Rettung, Feuerwehr und Polizei nach Draßmarkt (Bezirk Oberpullendorf) aus. Eine Frau erlitt nach Angaben der Landessicherheitszentrale Burgenland Verletzungen und wurde in das Krankenhaus Eisenstadt gebracht.

Lawinen-Gefahr

In Niederösterreich, der Steiermark und Salzburg warnte der Katastrophenschutz vor Lawinen. Die Warnstufe 4 (groß) und 5 (sehr groß) wurde ausgegeben. "Durch den vielen Neuschnee sind weiterhin spontane Lockerschneelawinen aus steilem Fels- und Schrofengelände wahrscheinlich", hieß es aus Niederösterreich. In Salzburg wird vor spontanen Abgängen, auch von extrem großen Lawinen, gewarnt. Am Sonntag dürfte es rasch wärmer werden, was u.a. in Hochlagen zur spontanen Entladung von Schneebrettern führen könnte.

Fahrzeug-Bergungen, geflutete Keller, Muren

In Salzburg war am stärksten der Norden des Landes betroffen, also die Landeshauptstadt, der Flachgau und der Tennengau. Seit Beginn des Sturmeinsatzes Donnerstagabend halfen bis Samstagmittag rund 2.000 Feuerwehrleute von ca. 80 Feuerwehren bei 500 Einsätzen. Der größte Teil davon betraf umgestürzte Bäume, etliche Male mussten auch Fahrzeuge geborgen und vereinzelt auch Objekte ausgepumpt werden.

Salzburg: Bis zu 5.000 Haushalte ohne Strom

In Bischofshofen und St. Johann im Pongau gingen auch Muren ab. Vor allem im Flachgau und im Tennengau kam es zu Stromausfällen, in der Nacht waren bis zu 5.000 Haushalte betroffen. Zu Mittag waren es noch rund 800 Haushalte, teilte die Salzburg AG mit. Wie lange die Arbeiten zur Wiederherstellung der Versorgung noch dauern, könne derzeit noch nicht abgeschätzt werden.

Tirol: Mure schiebt Auto von Straße

Auch ganz Tirol war vom Unwetter betroffen. "Entwurzelte Bäume und blockierte Straßen" waren auch hier die Folge. 

Heftige Regenfälle haben in Reith im Alpbach (Bezirk Kufstein) gegen 23 Uhr zu einem Murenabgang auf die Landesstraße (L5) geführt. Ein Auto wurde von der Mure von der Straße geschoben und gegen Bäume gedrückt. Der 25-jährige ungarische Autolenker wurde dabei leicht verletzt, seine 21-jährige Beifahrerin blieb unverletzt. Die Alpbacher Landesstraße (L5) im Gemeindegebiet von Reith wurde auf einer Länge von ungefähr 15 Metern verlegt und war bis zwei Uhr früh gesperrt. 

Wohnhäuser evakuiert

In Mötz (Bezirk Imst) musste ein Wohnhaus evakuiert werden, nachdem eine Mure auf die Terrasse eines Wohnhauses abgegangen war. Auch in Wenns wurde eine Straße nach einem Hangrutsch unterspült. Wegen eines Steinschlags wurden in der Nacht auf Samstag in Mils bei Imst vier Wohnhäuser evakuiert. Ein etwa vier mal vier Meter großer Felsblock durchschlug einen Schuppen und drückte einen Strommast um. Es wurde niemand verletzt.

Kärnten: Teils Schneekettenpflicht

In Kärnten herrschte nach den Schneefällen auf höher gelegenen Bergstraßen eine Zeit lang Kettenpflicht, so etwa auf der Katschbergstraße (B99) und der Passstraße (B95) über die Turracher Höhe zwischen Kärnten und der Steiermark.

In der Obersteiermark und in der nördlichen Oststeiermark waren in der Nacht auf Samstag die Feuerwehren aufgrund des Neuschnees und des teilweise starken Windes gefordert. Fahrzeuge waren zu bergen und umgestürzte Bäume zu beseitigen, vor allem in den Bereichen Bruck, Hartberg, Liezen, Mürzzuschlag und Weiz.

ribbon Zusammenfassung
  • Der Sturm fegt weiter über Österreich, die Feuerwehren stehen im Dauereinsatz von Tirol bis Burgenland.
  • Dazu kamen starke Niederschläge. Teils als Schnee, teils als Regen, verursachten sie in Ober-, Niederösterreich und Salzburg Überschwemmungen und Stromausfälle.
  • Auf den glitschigen Straßen kam es zu unzähligen Unfällen.
  • In Tirol mussten Häuser wegen Muren und Steinschlägen evakuiert werden.
  • Die Lawinengefahr erreicht Warnstufe 5 (sehr hoch).