Prozess gegen NÖ Landesmilitärkommandant vertagt
Der erste Verhandlungstag in der Causa ging im Schwurgerichtssaal des Landesgerichts St. Pölten großteils ohne Beobachter und die zahlreich erschienenen Medienvertreter in Szene. Noch vor der Befragung Jawureks wurde die Öffentlichkeit auf Antrag der Opfervertreterin ausgeschlossen. Ebenfalls nicht zu sehen war die per Video vorgespielte Einvernahme der betroffenen Frau.
Zugetragen hat sich der Vorfall am 8. November vergangenen Jahres. Damals gab es laut Staatsanwältin zwei Veranstaltungen in der Kaserne in St. Pölten. Mehrere Gäste seien später noch zusammen gesessen. Jawurek war "als Chef des Hauses dabei", das mutmaßliche Opfer als Gastromitarbeiterin dienstlich. Der nunmehrige Angeklagte sei "etwas angeheitert" gewesen, habe "ein paar Gläschen getrunken gehabt": "In diesem Setting kam es zu dem Vorfall, der uns heute beschäftigt", erklärte die Vertreterin der Anklagebehörde.
Der Landesmilitärkommandant habe die Betroffene, die er seit sieben Jahren rein beruflich kannte, unter dem Vorwand eines Vier-Augen-Gesprächs in ein abgedunkeltes Nebenzimmer gelockt - was Verteidiger Manfred Ainedter freilich bestritt. In dem Raum soll sich Jawurek der Frau angenähert und ihr Komplimente gemacht haben. Später habe er die Hose geöffnet und sein Gegenüber aufgefordert, dasselbe zu tun. Weiters soll er recht offensiv auf eine mutmaßlich vom Opfer angepeilte Versetzung angespielt haben. Danach kam es laut Staatsanwältin zum Geschlechtsverkehr, der Beschuldigte habe in dem Fall "seine Machtposition ausgenutzt".
Die Frau wandte sich später an ihren Vorgesetzten, der den Vorfall letztlich intern meldete. Vom Verteidigungsministerium wurde Anzeige erstattet - was das Opfer eigentlich gar nicht im Sinn hatte.
"Die Vorwürfe stimmen allesamt nicht", betonte Ainedter. Die Frau habe niemals irgendwie zu erkennen gegeben, dass sie den Geschlechtsverkehr nicht wolle. Hinzu komme die "konstruierte Geschichte mit der Versetzung in eine andere Dienststelle", was damals aber "nicht zur Debatte stand". Noch dazu habe der Angeklagte - obwohl "oberster Chef" - nichts mit dem Personalwesen zu tun gehabt. Generell liege ein "nicht sehr kluger Fall eines einvernehmlichen Geschlechtsverkehrs zwischen erwachsenen Menschen" vor.
Für den zweiten Prozesstag, den 28. September, werden laut der Einzelrichterin mehrere weitere Zeugen geladen - auch auf Antrag von Verteidiger Ainedter. Weiters soll der gerichtsmedizinische Sachverständige Wolfgang Denk sein Gutachten erörtern.
Zusammenfassung
- Der vom Dienst enthobene NÖ Landesmilitärkommandant Martin Jawurek ist am Dienstag in St. Pölten wegen des Verdachts der Verletzung der sexuellen Selbstbestimmung vor Gericht gestanden.
- Angelastet wird dem 57-Jährigen ein vom November 2022 datierender Übergriff auf eine Mitarbeiterin.
- Die Einzelrichterverhandlung wurde u. a. zur Vernehmung mehrerer weiterer Zeugen vertagt.
- Zugetragen hat sich der Vorfall am 8. November vergangenen Jahres.