Obdachlosigkeit: Ein warmer Schlafplatz dank dem Kältetelefon
Gerade ist die "gefährlichste und lebensbedrohlichste Zeit" für obdachlose Menschen, die im Freien übernachten, sagt Klaus Schwertner, Geschäftsführer der Caritas der Erzdiözese Wien. Das zeige sich auch bei der Anzahl der Anrufe, die das Kältetelefon der Caritas verzeichnet: "Je kälter die Temperaturen werden, umso heißer laufen bei uns die Anrufe beim Kältetelefon".
Seit November habe man in Wien über 6.300 Anrufe erhalten, erzählt Schwertner PULS 24 Anchor Daniel Retschitzegger. Es sei wichtig, dass Hinweise aus der Bevölkerung kommen, denn es gibt unterschiedliche Plätze, wo sich Obdachlose aufhalten. Ziel sei es, Menschen in warme Notquartiere zu bringen. Um das zu schaffen, versuchen die Streetwork-Teams jedem Hinweis nachzugehen. Ist eine Person nicht bereit mitzukommen, haben die erfahrenen Sozialarbeiter:innen in ihrem Kältebus das nötige Equipment, um Personen mit etwa winterfesten Schlafsäcken, Winterschuhen, Handschuhen oder Tee zu versorgen.
Vertrauen aufbauen
Viele, die sich jetzt noch im Freien aufhalten und nächtigen, leiden unter psychischen Erkrankungen, so Schwertner. Aufgrund von schlechten Erfahrungen, tun sich diese Personen schwer, Hilfe anzunehmen. Der Geschäftsführer der Caritas der Erzdiözese Wien meint, es sei wichtig, Orte nicht nur einmal aufzusuchen, weil es manchmal "Tage bis Wochen" dauern kann, bis eine Person wieder Vertrauen hat und Hilfe annimmt. Deswegen seien die Sozialarbeiter:innen auch sehr "nachhaltig und hartnäckig" in ihrer Hilfe.
Was tun, wenn man eine hilfsbedürftige Person sieht?
Schwertner empfiehlt, die Nummer des Kältetelefons im Handy eingespeichert zu haben, denn meistens würde man Personen in den Abendstunden begegnen. Trotzdem sollte man beachten, dass das Kältetelefon nicht als Rettung angesehen werden sollte. Befindet sich eine Person in einem medizinischen Notfall, sollte unbedingt die Rettung (144) verständigt werden. Ist jemand allerdings den "Temperaturen angemessen" gekleidet, sei das Kältetelefon die richtige Wahl.
Gibt es kein Kältetelefon in einer Region, könne man entweder die Menschen ansprechen, ob sie Hilfe brauchen oder die Polizei beziehungsweise Rettung rufen. In Wien konnte man diesen Winter bereits 200 Menschen in warme Notquartiere bringen. Schwertner zeigt sich zufrieden und meint, es sei ein "unglaublicher Erfolg und zeigt, wie gut und wirksam das Kältetelefon hier zum Einsatz kommen kann".
Zusammenfassung
- Derzeit sind die Nächte in Österreich wieder sehr kalt. Doch leider schläft nicht jeder in einem warmen Bett.
- Klaus Schwertner, Geschäftsführer der Caritas der Erzdiözese Wien, erklärt bei PULS 24, was man tun sollte, wenn man eine obdachlose Person in der Kälte schlafen sieht.