Hochwasser in Tirol: Erste Evakuierungen, mehrere Zivilschutzwarnungen
Der Starkregen nimmt in Tirol kein Ende, sondern verursacht Überflutungen. Die Behörde warnte insbesondere vor Ereignissen im Ötztal, Stubaital, Wipptal und im Zillertal. Dort herrscht eine "rote" Regenwarnung, wobei von einer "großen Gefahr von Muren und Hangrutschungen sowie Überschwemmungen auszugehen", sei.
Die am Sonntag ausgegebene Hochwasserwarnung am gesamten Innverlauf sowie seiner Zubringer im Oberland, der Sill und der Ziller blieb nach wie vor aufrecht. Videos in den sozialen Netzwerken zeigen die reißenden Fluten.
Kufstein: Warten auf das Wasser
Flussabwärts entlang des Inns wartete man in Kufstein am Montagabend auf das Wasser. Vorkehrungen wurden bereits getroffen. Die Innpromenade und die Radbrücke wurden abschnittsweise gesperrt. Bei der Feuerwehr können sich auf Privatpersonen Sandsäcke abholen, um ihre Häuser zu schützen.
Gegen 20 Uhr wird der Höchststand laut Prognosen erreicht. "Eineinhalb Meter haben wir noch", sagte der Kufsteiner Stadtpolizeileiter Hartwig Bamberger laut Berichter der "Tiroler Tageszeitung".
Dramatische Pegelstände
"Derzeit haben beispielsweise die Pegelstände der Ötztaler Ache bei Tumpen, der Krössbach und der Valserbach bei in St. Jodok am Brenner Marken erreicht, die alle 30 Jahre auftreten.
In Huben im Ötztal wurde an der Ötztaler Ache bereits ein HQ100 (hundertjährliches Hochwasser, Anm.) verzeichnet", berichtete Elmar Rizzoli, Leiter des Zentrums für Krisen- und Katastrophenmanagement des Landes.
Die Gemeinde Sölden appelliert angesichts der Hochwasser-Lage: "Bitte bleibt alle zuhause!", wie die "Tiroler Tageszeitung" berichtete.
Erste Evakuierungen
Im Ortsteil Ried in Tumpen gab es indes die ersten Evakuierungen, so die "Tiroler Tageszeitung". Insgesamt seien 30 Haushalte mit rund 70 Personen evakuiert worden.
Auch im Pitztal spitzte sich die Lage Montagmittag zu: Drei Häuser wurden evakuiert, in Jerzens und St. Leonhard gibt es keine Stromversorgung.
In Innsbruck kam es ebenfalls bereits zu den ersten Überflutungen. Im Bereich des Rapodiparks trat der Sill an einigen Stellen über die Ufer. Zuvor waren die Pegel der Sill und des Inns seit Sonntag um mehr als einen Meter gestiegen.
https://twitter.com/alpen_wetter/status/1696035056794443968
In Innsbruck wurden daher mobile Hochwasserschutz-Elemente aufgestellt. Fuß- und Radwege mussten teilweise gesperrt werden, wie etwa Vize-Bürgermeister Johannes Anzengruber (ÖVP) auf Facebook berichtete.
Brennerbahnstrecke gesperrt
Die ÖBB informierten indes über die Sperre der Brennerbahnstrecke. Sie wurde aufgrund eines Murenabganges zwischen Steinach in Tirol und Brenner bis voraussichtlich Montagabend komplett gesperrt.
Für S-Bahnen und den Regionalverkehr wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet, für den Fernverkehr wurde ein Schienenersatzverkehr "angefordert", hieß es. Die ÖBB machten Fahrgäste darauf aufmerksam, "dass das Platzangebot begrenzt sein kann". Man solle daher auch "alternative Reisemöglichkeiten" nutzen.
Im Ötztal trat die Ötztaler Ache über die Ufer, die Ötztal Straße (B186) war zwischen Längenfeld und Sölden gesperrt.
Mehrere Zivilschutzwarnungen
Aufgrund der angespannten Hochwassersituation erfolgte in der Tiroler Stadt Schwaz am Montagnachmittag eine Zivilschutzwarnung in Form eines gleichbleibenden Dauertons mit der Länge von drei Minuten. Die Bevölkerung wurde damit unter anderem aufgefordert, in den Häusern zu bleiben und unnötige Fahrten und Spaziergänge zu vermeiden.
Die großen Wassermassen, die sich Inn abwärts bewegen, würden die höchsten Pegelstände am frühen Abend erreichen - dies betreffen dann vor allem die Bereiche in Hall in Tirol und Schwaz. "Es ist noch nicht vorbei", warnte Elmar Rizzoli, Leiter des Zentrums für Krisen- und Katastrophenmanagement des Landes. In der Silberstadt wurde die Steinbrücke vorsorglich gesperrt.
Die steigenden Pegelstände am Inn führten auch in der 5.000 Einwohner-Gemeinde Kramsach zu einer Zivilschutzwarnung. Diese betraf vor allem die Ortsteile Badl und Voldöpp sowie das Zentrum.
Noch keine Entwarnung
Insgesamt waren landesweit seit Sonntagabend 85 Feuerwehren mit rund 2.000 Einsatzkräften ausgerückt. 183 Einsätze habe man bisher insgesamt gezählt, sagte der Sprecher des Landesfeuerwehrverbands, Anton Wegscheider, zur APA.
Die meisten Einsätze wies der Bezirk Imst mit 63 auf. Großteils hatten es die Helfer mit gesperrten Straßen, lokalen Vermurungen und stellenweise über die Ufer gegangenen Achen wie im Ötztal zu tun.
Das Land Tirol appellierte an die Bevölkerung, "Abstand von Gewässern und überfluteten Flächen" zu halten. Laut Informationen von GeoSphere soll sich die Situation erst am Dienstag beruhigen. Rizzoli empfahl, "die Wettersituation laufend im Blick zu haben – vor allem in den betroffenen Gebieten – und die Pegelstände zu verfolgen". Diese können auf Hydro Online unter www.tirol.gv.at/hydro-online mitverfolgt werden.
Laut Informationen von GeoSphere soll sich die Situation erst ab Mitte der Woche beruhigen.
Zusammenfassung
- Der anhaltende Regen führte in Tirol am Montag zu Überflutungen. In Innsbruck bereitete man sich auf Hochwasser vor.
- Die ersten Haushalte mussten evakuiert werden, zahlreiche Straßen wurden gesperrt.
- Zudem wurden mehrere Zivilschutzwarnungen ausgelöst.
- Laut Informationen von GeoSphere soll sich die Situation erst ab Mitte der Woche beruhigen.