APA/HERBERT NEUBAUER

Getötete 13-Jährige: So soll der vierte Verdächtige geflohen sein

Der Verdächtige soll über Italien nach London geflohen sein. Dabei dürfte er Hilfe von einem Cousin bekommen haben.

Der Anwalt wirft der Republik vor, dass die Asylverfahren der Verdächtigen viel zu lange gedauert hätten. Die Männer hätten zudem von den Behörden besser überwacht gehört. Die Festnahme des vierten Verdächtigen ist Höllwarth zufolge für die Familie eine "extreme moralische Erleichterung" gewesen. Es sei dadurch auch das Vertrauen in die ermittelnden Behörden wieder hergestellt worden. Die Amtshaftungsklage werde dennoch "definitiv" kommen, sagte Höllwarth zur APA. 

So gelang die Flucht

Die Auslieferung des Verdächtigen dürfte allerdings dauern: Selbst wenn der Verdächtige seiner Auslieferung zustimmen sollte, würde es wohl einige Wochen brauchen, bis der Mann nach Österreich überstellt wird, sagte Carmen Kainz, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien, auf APA-Anfrage. Zudem kann sich der 22-Jährige mit Rechtsmitteln gegen die Auslieferung wehren.

Aufgespürt wurde der Gesuchte am Donnerstag in einem Viertel in London, in dem die afghanische Community stark vertreten ist. Weitere Details zur Verhaftung des jungen Mannes waren zunächst nicht bekannt. An der Fahndung waren Zielfahnder des österreichischen Bundeskriminalamts (BK) beteiligt. Laut Informationen der "Kronen Zeitung" soll sich der Verdächtige erst per Zug über Tirol nach Italien abgesetzt haben, von wo er weiter nach Frankreich ausreiste. Auch in Belgien habe man seine Spur aufgenommen – allerdings dürfte er sich hier nicht allzu lange aufgehalten haben. In London soll er in einem Hotel gefasst worden sein.

Hilfe von Cousin?

Noch in Österreich soll der 22-Jährige Unterstützung von einem Cousin bekommen haben, dieser soll ihm Geld gegeben haben, berichtet der "Kurier". Der Cousin soll der Verdächtigen auch mit dem Auto weggebracht haben.

Nach den bisherigen Ermittlungen dürfte die 13-Jährige aus dem niederösterreichischen Bezirk Tulln am 25. Juni den jetzt gefassten 22-Jährigen und einen weiteren jungen Mann am Wiener Donaukanal getroffen haben, wo ihr die beiden Ecstasy verabreicht haben sollen. Dann seien die beiden Afghanen gemeinsam mit dem Mädchen und einem weiteren Landsmann (18) in dessen Wohnung in den Bezirk Donaustadt gefahren, wohin auch der vierte Verdächtige - ein 23-Jähriger - gekommen sein soll. Dort wurden dem Mädchen weitere Drogen verabreicht. Mindestens zwei der vier Männer sollen sie vergewaltigt haben.

Drei Verdächtige in U-Haft

Als die 13-Jährige das Bewusstsein verlor, wurden die Männer nervös. Den Berichten zufolge soll das Herz des Mädchens zu schlagen aufgehört haben. Die Verdächtigen hätten ihr daraufhin Milch und Joghurt eingeflößt und sie unter eine Dusche gehalten. Doch der junge Teenager zeigte keine Lebenszeichen mehr. Sie hätten das Mädchen daraufhin in einen Teppich gewickelt und auf einem Grünstreifen an einen Baum gelehnt.

Um 26. Juni um 6.59 Uhr war bei der Rettung ein Notruf eingegangen. Zeugen hatten das Opfer entdeckt und mit der Reanimation begonnen. Einsatzkräfte übernahmen, die Versuche, die Jugendliche wiederzubeleben, blieben aber erfolglos. Drei Verdächtige befinden sich in Österreich in U-Haft.

ribbon Zusammenfassung
  • Nach der Festnahme des vierten Verdächtigen im Fall der im Juni in Wien-Donaustadt getöteten 13-Jährigen am Donnerstag in London hat der Anwalt der Familie des Opfers, Florian Höllwarth, eine Amtshaftungsklage gegen die Republik Österreich angekündigt.
  • Der Anwalt wirft der Republik vor, dass die Asylverfahren der Verdächtigen viel zu lange gedauert hätten. Die Männer hätten zudem von den Behörden besser überwacht gehört.
  • Die Festnahme des vierten Verdächtigen ist Höllwarth zufolge für die Familie eine "extreme moralische Erleichterung" gewesen.
  • s sei dadurch auch das Vertrauen in die ermittelnden Behörden wieder hergestellt worden. Die Amtshaftungsklage werde dennoch "definitiv" kommen, sagte Höllwarth zur APA. 
  • Die Auslieferung des Verdächtigen dürfte allerdings dauern: Selbst wenn der Verdächtige seiner Auslieferung zustimmen sollte, würde es wohl einige Wochen brauchen, bis der Mann nach Österreich überstellt wird, sagte die Staatsanwaltschaft Wien.