Geplanter Anschlag: "Zu keiner Zeit Gefahr" für Regenbogenparade
Über 300.000 Menschen gingen am Samstag für LGBTIQA-Rechte auf die Straße und feierten in der Wiener Innenstadt die Regenbogenparade. Was sie nicht wussten - kurz vor Beginn der Parade wurden mutmaßliche Islamisten festgenommen, die einen Anschlag auf die Pride geplant haben sollen. Zwei Jugendliche sind in U-Haft.
Terrorismus-Experte Nicolas Stockhammer erklärt, dass es durchaus üblich sei, dass die Behörden bei solchen Plänen so lange mit Festnahmen zuwarten. Erst am Samstag um 12 Uhr - also eine Stunde vor Beginn der Parade - wurden drei Verdächtige festgenommen. Über zwei davon - einen 14- und einen 17-Jährigen - wurde mittlerweile Untersuchungshaft verhängt.
Terrorismus nimmt zu und wird immer jünger
Man warte, "wenn es möglich ist", bis zum letzten Moment zu, "um zu erkennen, wer logistische Unterstützung leistet, wer hier Teil der Planung ist", so Experte Stockhammer. Er vermutet, dass sich die Jugendlichen über die sozialen Medien wie TikTok oder Twitch radikalisiert haben könnten.
"Zu keiner Zeit ein Risiko"
"Mit Messer oder Kfz" hätten die Jugendlichen, österreichische Staatsbürger mit bosnischer bzw. tschetschenischer Migrationsgeschichte, einen Anschlag durchzuführen geplant, teilte die Polizei am Sonntag schließlich mit. Für die Teilnehmer:innen der Regenbogenparade habe "zu keiner Zeit ein Risiko" bestanden, wiederholte der Leiter der Direktion für Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN), Omar Haijawi-Pirchner, am Montag im "Ö1"-Interview.
Er bestätigt die Einschätzung von Nicolas Stockhammer, wonach man die Beweissammlung "so lange wie möglich" ermöglichen wollte, um der Justiz "ein gutes Bild" liefern zu können. Man habe Computer und Handys sichergestellt, die Ermittlungen werden noch "einige Zeit" in Anspruch nehmen, so Haijawi-Pirchner, der noch keine weiteren Details nennen wollte. Es gebe aber derzeit im Bereich Islamismus "eine Vielzahl an Amtshandlungen".
Absage "nicht in Erwägung gezogen"
Für die Regenbogenparade habe keine Gefahr bestanden, es habe sich ein "klares Bild" gezeigt, wonach die drei Personen "alleine" handeln wollten, so der DSN-Chef. Es hätte "keine Komplizen" gegeben. Eine Absage der Regenbogenparade sei von der Polizei "nicht in Erwägung gezogen worden".
Dass man die Veranstalter nicht informiert hatte, sei "auf jeden Fall sinnvoll" gewesen, meint Haijawi-Pirchner. Hätte man vor der Parade informiert, so hätte das die Ermittlungen behindern können, hätte man während der Pride informiert, wäre womöglich Panik ausgebrochen.
"Die Gruppe der Islamisten wird immer größer. Und jünger", sagte der Chef des Verfassungsschutzes schon am Sonntag. Am Montag warnte er im "Ö1"-Interview: Der Extremismus sei am Vormarsch.
Zusammenfassung
- DSN-Chef Omar Haijawi-Pirchner und Terrorismus-Experte Nicolas Stockhammer erklären, warum die Organisator:innen der Regenbogenparade nicht früher informiert wurden.
- Für die Regenbogenparade habe keine Gefahr bestanden, es habe sich ein "klares Bild" gezeigt, wonach die drei Personen "alleine" handeln wollten, so der DSN-Chef.