Fünffachmord in Kitzbühel: Lebenslänglich für Angeklagten

Nach dem Fünffachmord in Kitzbühel im Oktober 2019 ist am Mittwoch der Angeklagte zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe verurteilt worden.

Der 26-jährige Angeklagte ist nach dem Fünffachmord in Kitzbühel im Oktober des vergangenen Jahres am Landesgericht Innsbruck zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe und zur Zahlung eines Schmerzensgeldes verurteilt worden. Der Einheimische soll seine 19-jährige ehemalige Lebensgefährtin, ihre Eltern (Vater 59, Mutter 51), ihren Bruder (23) und einen Freund (24) der 19-Jährigen im Wohnhaus der Familie erschossen haben.

Das Urteil war vorerst nicht rechtskräftig. Der Wahrspruch der Geschworenen fiel einstimmig aus. Die Richterin begründete das Urteil mit der "besonders kaltblütigen und heimtückischen" Art der Tat, da die Opfer teilweise in ihren Betten erschossen und überrascht wurden. So war laut der Richterin trotz des reumütigen Geständnisses, der Selbststellung und des bisher ordentlichen Lebenswandels eine lebenslängliche Haft zu verhängen.

Gerhard Müller, Teamleiter Krisenintervention Rotes Kreuz Kitzbühel, betreute nach dem Fünffachmord mit seinem Team über 340 Menschen in Kitzbühel.

Psychiaterin: Angeklagter war zurechnungsfähig

Mit Spannung war der Befund der Psychiaterin Adelheid Kastner erwartet worden. Sie sagte vor Gericht aus, dass der Angeklagte zum Tatzeitpunkt zurechnungsfähig war. Er dürfte etwa 0,83 Promille gehabt haben, wodurch auch eine alkoholbedingte Beeinträchtigung ausgeschlossen werden könne. Der Beschuldigte habe jedoch ein "ausgeprägtes Bedürfnis, seinen Platz bei jemanden zu finden", erklärte Kastner. Die Beziehung zu seiner Ex-Freundin sei einer der wesentlichsten stabilisierenden Faktoren in seinem Leben gewesen.

Als er dann von der 19-Jährigen und ihrer Familie abgewiesen wurde, sei sein gesamtes Beziehungsgeflecht zusammengebrochen. Dennoch habe der Angeklagte gewusst was er tut und er hätte anders handeln können.

Staatsanwältin spricht von Hinrichtung

Für die Staatsanwältin gab es keinen Zweifel daran, dass der Angeklagte die Opfer absichtlich umgebracht hatte. "Er hat diese fünf Personen regelrecht hingerichtet, wegen seiner enttäuschten Liebe zu seiner Ex-Freundin", meinte die öffentliche Anklägerin. Sie hatte eine lebenslängliche Haftstrafe für den 26-Jährigen gefordert.

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Angeklagter bekannte sich schuldig

Bereits zu Prozessbeginn hatte sich der 26-Jährige schuldig bekannt. In seinem Schlusswort entschuldigte er sich bei den Angehörigen der Opfer. "Es tut mir unendlich leid", meinte der 26-Jährige am Ende des Prozesses. Seine Verteidigerin sagte in ihrem Schlussplädoyer, dass "ganz viele Faktoren" zusammengekommen seien, die ihren Mandanten zu der Tat bewegt hätten. Ihr Mandant habe ein Problem damit, sich emotional zu artikulieren und habe "alles in sich hineingefressen". Die Beziehung zu seiner Ex-Freundin habe ihm Halt gegeben. Als diese vorbei war, sei ihm der Boden unter den Füßen weggezogen worden .

PULS 24 Chefreporterin Magdalena Punz mit einer Zusammenfassung der Aussage des Angeklagten. 

Was ist in der Tatnacht passiert?

Der 26-Jährige schilderte vor Gericht die Nacht vor der Tat am 6. Oktober 2019, wie er in dem Nachtlokal auf seine ehemalige Freundin getroffen war und dass er ein Gespräch mit ihr geführt hatte. Auch, dass er in jener Nacht vor der Tat bereits zwei Mal beim Haus der 19-Jährigen und ihrer Eltern war und dort mit ihr selbst und ihrem Vater gesprochen hatte, erzählte der Beschuldigte. Dabei habe ihm seine Ex-Freundin auch gesagt, dass sie ihn zwei Mal betrogen haben. Dann habe er die Waffe seines Bruders geholt und sei ein drittes Mal zum Haus der Opfer gefahren. Danach beendete er mit brüchiger Stimme die Schilderung der Tatnacht.

Bei seinem dritten Besuch des Hauses der Opfer am 6. Oktober 2019 um 5.30 Uhr öffnete der Vater der Familie die Tür. Der 26-Jährige soll ihn sofort erschossen haben. Daraufhin tötete er den im Bett liegenden Bruder und erschoss die 51-jährige Mutter, als sie gerade die Tür des Elternschlafzimmers öffnete. Danach kletterte er über einen Balkon zu der im Obergeschoß gelegenen Wohnung seiner Ex-Freundin. Mit dem Baseballschläger schlug er die Glasscheibe der Balkontür ein. Dort tötete er seine Ex-Freundin und anschließend den 24-Jährigen, der gerade flüchten wollte. Danach fuhr der 26-Jährige zur Polizeiinspektion Kitzbühel und stellte sich um 5.55 Uhr selbst.

ribbon Zusammenfassung
  • Nach dem Fünffachmord in Kitzbühel im Oktober 2019 ist am Mittwoch der Angeklagte zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe verurteilt worden.
  • Mit Spannung war der Befund der Psychiaterin Adelheid Kastner erwartet worden.
  • Für die Staatsanwältin gab es keinen Zweifel daran, dass der Angeklagte die Opfer absichtlich umgebracht hatte.
  • Danach fuhr der 26-Jährige zur Polizeiinspektion Kitzbühel und stellte sich um 5.55 Uhr selbst.