Flucht des "U-Boot-Mörders" Madsen aus Gefängnis gescheitert
Seinen Weg aus dem Gefängnis westlich von Kopenhagen bahnte sich Madsen, indem er eine Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter der Haftanstalt bedrohte. Der dänischen Boulevardzeitung "Ekstra Bladet" zufolge handelte es sich dabei um eine Psychologin - Anstaltsleiterin Hanne Hoegh Rasmussen bestätigte das auf einer Pressekonferenz im dänischen Albertslund nicht. Sie sagte, dass physisch zwar keiner der Angestellten verletzt worden sei. Psychisch sei die Situation für die Betroffenen aber sehr belastend. Viel mehr könne sie noch nicht sagen - außer dass Madsen wieder in Gewahrsam genommen worden sei.
Trotz entsprechender Drohungen vonseiten Madsens trug er vermutlich weder eine Bombe noch eine Pistole bei sich. Bei einem pistolenähnlichen Gegenstand habe es sich wohl nicht um eine echte Waffe gehandelt, sagte Polizeiermittler Mogens Lauridsen. Madsen habe auch etwas am Körper getragen, das einem Bombengürtel geähnelt habe. Es gebe aber keine Anzeichen dafür, dass dieser wirklich Sprengstoff enthalten habe. "Wir glauben, dass es eine Bombenattrappe gewesen ist", so Lauridsen.
Madsens Flucht währte nicht lange: Um 10.21 Uhr habe die Haftanstalt den Ausbruch gemeldet, um 10.26 Uhr sei er gestoppt worden, sagte der Ermittler. Der Ort der Festnahme befindet sich nur einige hundert Meter vom Gefängnis Herstedvester entfernt. Hilfe bekam Madsen bei seinem Fluchtversuch ersten Erkenntnissen zufolge vermutlich nicht. Er sei zwar gefasst worden, als er in einen weißen Lieferwagen habe springen wollen. Es deute nichts darauf hin, dass der Fahrer den Ausbrecher gekannt habe.
Die dänischen Behörden wollen nun intensiv untersuchen, wie es zu dem aufsehenerregenden Fluchtversuch eines verurteilten Schwerverbrechers kommen konnte. Welche Folgen der Ausbruch für Madsen hat - ob er beispielsweise in eine andere Haftanstalt verlegt wird -, ist noch unklar.
Der dänische Justizminister Nick Hækkerup kündigte bereits an, dass es neue Maßnahmen geben werde. "Es versteht sich von selbst, dass lebenslänglich verurteilte Gefangene, die die schlimmsten Verbrechen begangen haben, nicht aus der Haft entkommen können sollten", wurde er von seinem Ministerium auf Twitter zitiert.
Laut Urteil hatte Madsen die 30-jährige Schwedin Wall im August 2017 im Inneren seines U-Boots getötet. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass er sie mit sexuellem Motiv gefoltert und nach ihrem Tod zerstückelt über Bord geworfen hatte. Madsen gestand den Mord nicht, räumte aber ein, dass Wall an Bord des U-Boots bei einem Unfall gestorben sei. Nach und nach änderte er seine Aussagen und erklärte schließlich, die Leiche zerstückelt und ins Wasser geworfen zu haben.
Wall hatte geplant, eine Reportage über Madsen, sein U-Boot "Nautilus" und seine Raketenexperimente zu schreiben. Zuletzt war sie am Abend des 10. Augusts 2017 gesehen worden, als sie an Bord des U-Boots den Hafen von Kopenhagen verlassen hatte. Leichenteile von ihr wurden später nahe der Køgebucht südlich der dänischen Hauptstadt gefunden.
Eine Fernsehdokumentation über Madsen sorgte in Dänemark zuletzt für Diskussionen. Er soll in einem heimlich aufgezeichneten Telefoninterview angeblich zum ersten Mal den Mord an Wall gestanden haben - von offizieller Seite blieb das unbestätigt.
Zusammenfassung
- Der Erfinder und verurteilte Mörder Peter Madsen ist in Dänemark kurzzeitig aus dem Gefängnis ausgebrochen.
- Madsen war 2018 wegen Mordes an der jungen Journalistin Kim Wall auf einem von ihm selbst gebauten U-Boot zu lebenslanger Haft verurteilt worden.
- Laut Urteil hatte Madsen die 30-jährige Schwedin Wall im August 2017 im Inneren seines U-Boots getötet.
- Eine Fernsehdokumentation über Madsen sorgte in Dänemark zuletzt für Diskussionen.