Expertentipp: Mit Duftspray gegen Schlangenbisse
Anfang Juli biss eine Schlange in Graz einen Mann, der sich gerade auf seiner Toilette niederlassen wollte. Sie war über das Abflussrohr in die Wohnung gekommen. Am heutigen Freitag kam es zu einem ähnlichen Zwischenfall in Wien. Eine Frau entdeckte das Reptil ebenfalls in ihrer Klomuschel. Sie blieb unverletzt. Ein 24-jähriger Oberösterreicher hingegen, verstarb am Biss seiner eigenen Hornviper.
Gründe für die Häufungen bei Schlangen-Zwischenfällen sei die aktuelle Hitze, die die Reptilien aktiver werden lässt, und die nachlässige Haltung der Tiere, meint Helga Happ, Leiterin des Reptilien-Zoos Happ in Klagenfurt. Es wäre deshalb wünschenswert, würden die Halter bewilligungspflichtiger Tierarten - dazu zählen Giftschlangen - genauer unter die Lupe genommen werden, meinte Happ am Freitag gegenüber der APA.
Im Fall der Würgeschlange, die sich in Graz in einem WC verkrochen hatte, war das Tier aus seinem Gehege entkommen. "Wahrscheinlich war es im Terrarium zu heiß und die Schlange hat sich eine Wasserquelle gesucht", mutmaßt Happ. "Der Biss war dann reine Verteidigung, denn Gefahr kommt für Schlangen meist von oben".
Michael Mitic, der Direktor des Haus des Meeres in Wien, erklärt, warum sich Schlangen in Abflussrohren besonders wohl fühlen und welche Schlangen zu halten verboten und welche erlaubt sind.
Ein Biss einer ungiftigen Würgeschlange sei nicht tödlich, aber äußerst schmerzhaft, denn in einem Schlangenmaul steckten bis zu 400 Zähne in sechs Zahnreihen. "Es genügt die Wunde zu desinfizieren". Aufzwängen sollte man ihr Maul dennoch nicht: "Die Zähne brechen leicht ab und bleiben in der Wunde stecken".
Spray, Fensterputzmittel oder Zigarettenrauch
Die Expertin empfiehlt, einer Würgeschlange, die zugebissen hat, Duftspray, Fensterputzmittel oder Zigarettenrauch in die Nase zu sprühen. "Sie sind sehr geruchsempfindlich. Man rollt sie von der Schwanzspitze auf, dort sind sie am schwächsten, und sobald sie das Maul aufmachen, kann man sie entfernen", erklärte Happ.
Ganz anders ist es hingegen bei Giftschlagen. Hier verlaufe ein Biss zumeist tödlich. "Eine Giftschlange ist ähnlich wie eine Waffe. Wenn ich meine Schlange nicht sichere, kann sie eine Gefahr für andere sein", sagte Happ. Deshalb müsse bei der Vergabe von Bewilligungen für gefährliche Tierarten an private Haushalte auch ganz besonders genau hingesehen werden.
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Reptilienexperte Werner Stangl über die Schlange, die in Graz aus einer Toilette kam.
Extra-Raum vorgeschrieben
Dabei seien die aktuellen Sicherheitsauflagen bezüglich der Haltung von Schlangen ohnehin bereits sehr streng. "Für das Tier muss es einen Extra-Raum geben, der durch zwei Türen gesichert ist, die Fenster müssen hoch genug sein, damit die Schlange nicht raus kann." Dennoch wäre eine bundesweit einheitliche Gesetzgebung bezüglich der Haltung gefährlicher und giftiger Tiere erstrebenswert, sagte Happ.
Exotische Schlangen, die einmal ausgebüchst sind, könnten zumeist nur kurze Zeit überleben. "Gerade mal im Sommer, im Herbst wird es dann schon kritisch, im Winter können sie auf keinen Fall überleben", sagte Happ. Heimische Spezies versteckten sich 80 Zentimeter unter der Erdoberfläche, um dem winterlichen Frost zu entgehen, Exoten aber blieben zumeist an der Oberfläche, wie sie es aus wärmeren Gegenden gewohnt sind, und erfrieren. Auch in der Kanalisation könnten die Reptilien nicht überleben, meinte Happ: "Schlangen sind wechselwarm und brauchen Wärme von außen, in der Kanalisation ist es in unseren Breitengraden zu kalt."
Anfängern empfiehlt die Expertin übrigens, sich mehrere Jahre mit ungiftigen Schlangen zu beschäftigen: "Auch mit aggressiven, bissigen, damit man lernt wie schnell die Tiere zubeißen können." Erst nach etwa fünf Jahren sollte man sich dann auch an Giftschlangen heranwagen.
Zusammenfassung
- Bei Hitze werden auch Schlangen aktiver. In den vergangenen Tagen kam es gleich zu mehreren teils schmerzhaften "Besuchen" ausgebüxter Schlangen in Österreich. Eine Reptilienexpertin gibt Tipps.