Auch Gymnasium in NÖ verbannt zu knappe Kleidung
In der Klagenfurter privaten Mittelschule St. Ursula ist mit Schulanfang eine Kleiderordnung durch. Doch damit scheint die Schule nicht allein zu sein. Denn auch im Bundesrealgymnasium Stockerau gibt es seit Beginn des Schuljahres eine Bekleidungsvorschrift.
Am ersten Schultag hat ein Schreiben die neue Hausordnung vorgestellt. Eine Abbildung, die der "NÖN" zugesendet wurde, informiert über die Bekleidungsvorschriften. So darf "die Hose nicht kürzer sein als eine Handbreite von der Schrittgrenze", ist dort zu lesen. Shirts sollen außerdem den Bauchnabel und den Brustansatz bedecken.
Auch diskriminierende Texte über Sexismus, Rassismus, Drogen- oder Gewaltverherrlichungen sollen auf dem Oberteil nicht zu sehen sein. Kappen oder Hauben müssen während des Unterrichts abgenommen werden, das Schuhwerk soll kein Profil haben, wo Schmutz oder Nässe haften bleibt.
"Jetzt ham's so richtig den Bock abgeschossen"
In den sozialen Medien ist seit Bekanntwerden der Vorschrift durch einen "NÖN"-Bericht viel los. Auf Facebook lassen sich diskutierfreudige User über die Kleiderordnung aus. Viele befürworten das Aus für knappe Shirts und Hosen. "Finde ich völlig in Ordnung. Ein gutes Auftreten, gute Etikette sollte mit Bildung einhergehen", sagt etwa eine Userin. Eine andere meint: "Ich finde das sehr gut. Schließlich geht es auch um Respekt und passende Kleidung am passenden Ort".
Trotzdem mischt sich zwischen all die Befürwortung Kritik: "Jetzt ham's so richtig den Bock abgeschossen, wie in der Klosterschule oder in der DDR", wirft ein User ein.
Die teils kritischen Stimmen zur Bekleidungsvorschrift kann die Direktorin Claudia Reinsperger nicht verstehen. Bei ihr habe sich niemand gemeldet. Außerdem habe sie den Eindruck, dass "ich das ganz gut erklären konnte", sagt sie gegenüber der "NÖN". Sie versteht die Schule als einen "Arbeitsplatz, an dem 1.100 Schüler und Lehrer zusammenarbeiten", meint sie. Am Arbeitsplatz sei die Bekleidung auch eine andere als in der Freizeit.
Gilt auch für Burschen
Selbstverständlich würde die Kleiderordnung auch für Burschen gelten. "Die Burschen dürfen das genauso wenig, sie dürfen auch nicht mit nacktem Oberkörper im Unterricht sitzen", sagt sie. Die Bekleidungsvorschrift sei in Zusammenarbeit mit der Schülervertretung, zwei weiteren Schüler:innen, den Vertretern des Elternvereins und im Schulgemeinschaftsausschuss erarbeitet worden. Man kam zum Entschluss: "Es muss gewisse Regeln geben", sagt die Direktorin.
Auch für die Obfrau der Elternvereinigung des Gymnasiums Stockerau Alexandra Hozzank ist die Kritik unverständlich: "Mich wundert's, dass die Wogen so hochgehen", erzählt sie der "NÖN". Die Vorschrift sei auch im Vorfeld den Schüler:innen bekannt gewesen und wurde nicht über ihren Köpfen beschlossen. Beschwerden von Eltern hätte auch sie nicht erhalten.
Auch in anderen Schulen ein Thema
Im Rest von Niederösterreich ist die Kleidung von Schüler:innen immer wieder Thema. Wie viele Schulen in Niederösterreich eine Art Bekleidungsvorschrift in der Hausordnung verankert haben, ist unklar.
Bildungsdirektor Karl Fritthum sagt dazu gegenüber von PULS 24: "Deratige Kleiderordnungen liegen in der Autonomie der Schulen. Es ist uns nicht bekannt, an wie vielen Schulen diese bestehen", sagt er. Wie die Bildungsdirektion zu Bekleidungsvorschriften steht, lässt er offen.
Zwei andere Ansätze
In der AHS Korneuburg etwa, gibt es auch Regelungen zur Kopfbedeckung in der Hausordnung. Eine Vorschrift wie in Stockerau gebe es nicht. Gegenüber der NÖN zeigt sich der Direktor Hartwin Eichberger davon aber nicht abgeneigt: "Es wurde auch bereits im Schulgemeinschaftsausschuss besprochen. Momentan gibt es noch keine Regelung, aber wir werden uns das weiter anschauen".
In der HAK Korneuburg geht man den Weg über die Bildung. Es würde im Rahmen des Unterrichts besprochen, wie man sich bei welchen Anlässen anzieht. "Zweimal jährlich haben wir an der Schule einen 'Business-Day', wo alle Schülerinnen und Schüler in Businesskleidung in den Unterricht kommen", erzählt Direktorin Gerlinde Tatzber der NÖN.
Zusammenfassung
- Im Gymnasium Stockerau ist seit Schulanfang eine Kleiderordnung gültig.
- In den Sozialen Netzwerken gibt es dazu Wirbel. "Jetzt ham's so richtig den Bock abgeschossen", sagt ein Facebook-User. "Finde ich völlig in Ordnung", heißt es hingegen von einer anderen Userin.
- Beschwerde von Eltern seien bei Direktorin und der Obfrau der Elternvereinigung nicht eingegangen. Man sieht die Schule als "Arbeitsplatz, an dem 1.100 Schüler und Lehrer zusammenarbeiten".
- Andere Schulen in Niederösterreich denken eine Kleiderordnung an, haben Teile auch schon in der Hausordnung verankert.
- Die Bildungsdirektion NÖ hat dazu keine konkreten Zahlen und lässt offen, ob sie zu Bekleidungsvorschriften steht.