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Eurobarometer: Europäer fordern stärkere EU

Heute, 06:01 · Lesedauer 4 min

Die Europäerinnen und Europäer wünschen sich angesichts zunehmender globaler Krisen und Unsicherheiten eine stärkere EU: Laut am Dienstag veröffentlichter Eurobarometer-Umfrage sagen zwei Drittel der EU-weit Befragten, dass ihre Rolle in Zukunft wichtiger werden sollte. Nur 44 Prozent der EU-Befragten und nur ein Drittel der österreichischen sind aber auch davon überzeugt, dass das geschehen wird. Als Prioritäten werden Verteidigung sowie Ernährungssicherheit genannt.

Um ihre Position in der Welt zu stärken, sollte die erste Priorität der EU laut 36 Prozent der EU-Befragten Verteidigung und Sicherheit sein. Die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und der Wirtschaft folgt für 32 Prozent als zweite Priorität, vor Energieunabhängigkeit sowie viertens der Ernährungssicherheit. Die Österreicherinnen und Österreicher setzen die Schwerpunkte etwas anders: Bei ihnen liegen Landwirtschaft und Ernährungssicherheit (30 Prozent), Energieunabhängigkeit (29) und dann Verteidigung und Sicherheit (29) an der Spitze der Prioritäten, um die sich Brüssel kümmern sollte.

Nicht nur global, sondern auch für ihr Privatleben blicken viele Menschen skeptisch in die Zukunft: 40 Prozent der österreichischen und ein Drittel aller Umfrageteilnehmenden erwartet sich für die nächsten Jahre einen schlechteren Lebensstandard als bisher. Nur 8 Prozent der Österreicher und 14 Prozent der Europäer denken, dass sie sich bald mehr leisten können als bisher. Rund die Hälfte erwartet keine Änderung. Vom EU-Parlament erwartet knapp die Hälfte der Befragten, dass es der Inflation und steigenden Lebenskosten den Kampf ansagt.

In Schweden wünschen sich mit 87 Prozent die meisten, in Rumänien mit 47 und Polen mit 44 Prozent die wenigsten eine gewichtigere EU, um die Menschen vor globalen Krisen und Sicherheitsrisiken zu schützen. In Österreich sind es 56 Prozent. Neun von zehn Befragten in der EU sowie in Österreich erwarten sich von den EU-Staaten mehr Geschlossenheit, um den aktuellen globalen Herausforderungen zu begegnen. Obwohl sie sich mehrheitlich eine stärkere Union wünschen, rechnet knapp ein Fünftel in der EU und ein knappes Drittel in Österreich in den kommenden Jahren sogar mit einer geringeren Bedeutung der Union.

EU benötigt aufgrund aktueller Herausforderungen mehr Geld

76 Prozent der in der EU, und mit 66 Prozent etwas weniger der in Österreich Befragten denken, dass die EU angesichts der Herausforderungen mehr Geld benötigt. Über 90 Prozent der Finnen, Zyprioten und Malteser, aber nur rund 60 Prozent der Slowenen, Slowaken und Tschechen wollen Brüssel hier mehr Geld zugestehen.

74 Prozent aller EU-Bürgerinnen und -Bürger und zwei Drittel der Österreicherinnen und Österreicher sehen generell Vorteile in der EU-Mitgliedschaft. Dies ist laut EU-Parlament der höchste Wert seit Beginn der Eurobarometer-Umfrage 1983. Besonders die Sicherung und Stärkung von Frieden und Sicherheit (35 Prozent) wird als Hauptnutzen genannt. In Österreich sind es Friedenssicherung und wirtschaftliches Wachstum (je 34 Prozent). 41 Prozent in der EU und 38 Prozent in Österreich bewerten das EU-Parlament positiv.

Die Eurobarometer-Umfrage Winter 2025 des Europäischen Parlaments wurde zwischen 9. Jänner und 4. Februar 2025 in allen 27 EU-Mitgliedstaaten durchgeführt. Insgesamt wurden 26.354 Interviews gemacht. Die EU-Ergebnisse sind nach der Bevölkerungszahl der einzelnen Länder gewichtet.

Brunner: Strategie für innere Sicherheit wird Herausforderungen adressieren

"Gemeinsam sind wir stärker - das sehen auch die Menschen in Österreich so, besonders wenn es um unsere Sicherheit geht. Die Zahlen zeigen klar: wir müssen weiter unermüdlich daran arbeiten, Frieden und Wohlstand in Europa zu sichern. Denn das erwarten sich die Menschen", kommentierte Migrationskommissar Magnus Brunner (ÖVP) in einem Statement. "Dabei geht es um die Sicherheit nach außen und nach innen und auch darum, wie diese Grenze durch hybride Angriffe zunehmend verschwimmt. Nächste Woche wird die Strategie für die innere Sicherheit genau diese Herausforderungen adressieren."

"Die aktuelle Eurobarometer-Umfrage zeigt schwarz auf weiß, was die Menschen in Europa wirklich bewegt - und das ist nicht die Militarisierung der EU, sondern die tägliche Sorge ums Geld. 43 Prozent der Europäer und 46 Prozent der Österreicher sehen die Bekämpfung der Inflation und der hohen Lebenshaltungskosten als dringendstes Thema. Das ist ein klarer Handlungsauftrag - und der hat nichts mit Aufrüstung zu tun, sondern mit Entlastung!", betonte Harald Vilimsky, freiheitlicher Delegationsleiter im Europäischen Parlament, in einer Aussendung.

Zusammenfassung
  • Zwei Drittel der EU-Bürger fordern eine stärkere Rolle der EU angesichts globaler Krisen, während nur 44 Prozent glauben, dass dies tatsächlich geschehen wird. In Österreich sind es lediglich 56 Prozent, die eine gewichtigere EU wünschen.
  • Harald Vilimsky hebt hervor, dass 43 Prozent der Europäer und 46 Prozent der Österreicher die Bekämpfung der Inflation als dringlichstes Thema sehen. Magnus Brunner betont die Bedeutung der inneren Sicherheit in der EU.