APA/EXPA/ STEFANIE OBERHAUSER

Warum schon wieder Medikamenten-Knappheit droht

In der vergangenen Grippesaison waren die Medikamente knapp, daran wollte man etwas ändern. Nun steht der nächste Winter ins Haus und wieder könnte es - etwa bei Antibiotika und Schmerzmittel - eng werden. Das sind die Gründe und was die Politik dagegen tun kann.

Noch immer kommen 70 bis 80 Prozent der Medikamente oder deren Inhaltsstoffe auch China oder Indien. Es gebe in Österreich "keine nennenswerten Initiativen seitens des Gesundheitsministeriums" oder zuständiger Behörden daran, etwas zu ändern, kritisiert Alexander Herzog, Generalsekretär der Pharmig im "Ö1 Morgenjournal". Das Ministerium verweist auf Anstrengungen der EU

Es sollte zumindest diesen Winter nicht mehr passieren, dass man überrascht ist von der vermehrten Nachfrage, sagt Peter Klimek, seit März Leiter des neuen Lieferketten-Forschungsinstituts "Supply Chain Intelligence Institute Austria" (ASCII) in Wien. "Wir haben nach wie vor eine sehr hohe Konzentration bei den Produktionsstandorten", die schon seit Jahren für vermehrte Engpässe sorgen würden. Das drohe auch in diesem Jahr wieder, sagt er. 

Bessere Versorgung - höhere Preise

Laut Klimek sei es weder sinnvoll noch möglich, die gesamte Produktion nach Europa zu verlegen. Es sei aber notwendig, dass man sich bei der Beschaffung breiter aufstellt. Antibiotika so billig zu produzieren, wie das aktuell der Fall sei, sei nur in wenigen Ländern möglich. Will man an anderen Orten auch produzieren, würden sie zwangsläufig teurer werden. 

Auf EU-Ebene würde nun systematisch erhoben, bei welchen Medikamenten - etwa Antibiotika und Schmerzmittel - das höchste Risiko für Lieferschwierigkeiten und die höchste Konzentration herrschen. Erst, wenn das bekannt sei, könne man das Problem lösen.

Gemeinsamer Einkauf

Planen müsse man den Einkauf oft über ein Jahr im Voraus, damit es im Ernstfall nicht eng wird, erklärt Klimek das Problem. In der EU könne man zum Beispiel Einkaufsgemeinschaften bilden, um die Marktmacht zu erhöhen, sieht der Wissenschafter eine Möglichkeit. 

Die Lieferengpässe treten laut dem Experten nicht überall gleichzeitig auf, sondern immer nur in bestimmten Regionen. Europaweit bräuchte es bessere Informationssysteme, um das schneller ausgleichen zu können und den gemeinsamen EU-Markt zu nutzen. 

ribbon Zusammenfassung
  • In der vergangenen Grippesaison waren die Medikamente knapp, daran wollte man etwas ändern.
  • Nun steht der nächste Winter ins Haus und wieder könnte es - etwa bei Antibiotika und Schmerzmittel - eng werden.
  • Das sind die Gründe und was die Politik dagegen tun kann.