Strugl: Mellach steht für diese Heizperiode "nicht zur Verfügung"
Dass man Mellach überhaupt auf Kohle umgestellt habe sei "keine Entscheidung des Unternehmens, weder kaufmännisch noch strategisch" gewesen, so Verbund-Chef Michael Strugl im "Ö1-Journal zu Gast". Man habe der Politik aber versichert, dass man zur Verfügung stehe, "wenn es der Notfall verlangt".
Inbetriebnahme erst im April
Derweil werde sich die Verstromung von Kohle im Kohlekraftwerk Mellach deutlich verzögern. Eigentlich hätte die Kohleverstromung im Jänner nächsten Jahres beginnen können, erklärt Strugl. Da aber die entsprechende Verordnung fehle, könne die Inbetriebnahme von Mellach erst im April erfolgen. "In dieser Heizperiode wird das nicht zur Verfügung stehen".
Dass die Energie-Lenkungsverordnung letztlich die Zweidrittelmehrheit verfehlte bzw. ob das aus politisch-taktischen Gründen passierte, wollte Strugl nicht kommentieren. Er forderte jedenfalls einen "nationalen Schulterschluss" - "hier geht es um die Versorgungssicherheit". Zwar sehe er keine "Lex Verbund", meinte jedoch: "Es wundert mich manchmal, wie man mit dem Unternehmen umgeht."
Personalsuche als Herausforderung
Als weiteren Grund für die deutliche Verzögerung nannte Strugl die Fristen der Kohlelieferanten. Diese seien ausgelaufen und müssten neu festgesetzt werden. Zudem dauere die technische Umrüstung "ungefähr fünf Monate, dazu kommt die Rekrutierung von Personal. Wir haben darüber mit Partnern in ganz Europa gesprochen – das ist ganz schwer zu bekommen. Und wir haben mit 40 Kohlelieferanten geredet, ob das möglich ist. Das Schwierigste sind die Transportkapazitäten – das sind Spezialwaggons, zwei Züge pro Tag, die in Mellach ankommen." 400.000 Tonnen Steinkohle würde Mellach im Falle einer Umrüstung brauchen.
Warnung vor Stromsparen im Winter
Weiters warnte Strugl vor einem "perfect storm" im Winter. Dieser würde aus einer völligen Unterbrechung der Gaslieferungen aus Russland bestehen. Dazu kämen aber noch andere Problemherde. Die extreme Trockenheit führe dazu, dass die Wasserkraftwerke weniger Strom produzieren könnten.
In Spanien und Italien sehe es bereits schlecht aus, in Norwegen ganz schlecht. Außerdem würde eine Hälfte der Atomkraftwerke in Frankreich gewartet, während für die andere Hälfte aufgrund der geringen Niederschläge das Kühlwasser fehle.
Wenn der Strom, der bereits jetzt weniger produziert werden könne, dann auch durch die Gaskraftwerke nicht substituiert werden könne, dann müsse man in Zukunft auch beim Strom sparen.
Entlastung auch für Unternehmen notwendig
Angesichts der hohen Strompreise meinte Strugl, dass man "die Leute nicht im Stich lassen" dürfe. Er fände es deshalb im Sinne einer Strompreisbremse richtig, "einen Grundbedarf zu stützen" und darüber hinaus den Marktpreis wirken zu lassen. Über ein ähnliches Modell müsse man aber auch für Unternehmen nachdenken. Ansonsten würde für Unternehmen durch die hohen Kosten die "Wettbewerbsfähigkeit zerstört."
Zusammenfassung
- Wäre die Verordnung zur Energielenkung rechtzeitig vorgelegt worden, hätte die Stromerzeugung im Kohlekraftwerk Mellach früher beginnen können, meint Verbund-Chef Michael Strugl.
- Ohne die entsprechende Verordnung sei das aber nicht mehr möglich.