Trumps Wahlerfolg: Börsen jubeln, Wirtschaftswaisen warnen
"Trump-Trade" an den Börsen. Die Nachricht, dass Donald Trump wohl erneut ins Weiße Haus einzieht, hat starke Reaktionen ausgelöst. Der US-Dollar hat ein Einjahres-Hoch erreicht, auch in Europa sind die Leitindizes stark im Plus in den Handelstag gestartet. DAX und EuroStoxx 50 legten um rund 1,5 Prozent zu.
An der Wall Street deuten sich zum Handelsstart noch deutlichere Kursgewinne an. Die Amerikaner trauen Trump in der Wirtschaft mehr zu als der Gegenkandidatin Kamala Harris - und viele sagten in Umfragen auch, dass die persönlichen Qualitäten der Kandidaten für sie weniger wichtig seien als ihre eigenen Finanzen.
Trump "liebt" Elon - Tesla-Aktie schießt nach oben
Nach den Liebeserklärung von Donald Trump gegenüber Tesla-Chef Elon Musk legte auch die Aktie deutlich zu. Vorbörslich lag sie am Vormittag zwischenzeitlich mehr als 13 Prozent im Plus.
Auch bei Kryptowährungen geht es rasant bergauf. Trump gilt diesem Thema recht aufgeschlossen. Deshalb schoss der Kurs von Bitcoin zwischenzeitlich auf ein neues Allzeithoch und knackte die 70.000-Euro-Grenze.
Angst vor Strafzöllen
Dabei gibt es vor allem in Europa eigentlich wenig Grund zu feiern. Donald Trump ist ein großer Fan von Zöllen und hat ihm Wahlkampf angekündigt, alle Güter, die in die USA importiert werden, mit 10 bis 20 Prozent Strafzoll zu belegen. Das kann auch zum Problem für die heimische Industrie werden. Die USA sind nach Deutschland der zweitwichtigste Exportpartner für Österreich.
"Europa muss sich auf etwaige Strafzölle einstellen", prognostiziert Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Die könnten nicht zuletzt die europäischen Autohersteller treffen. Das wird auch zum Problem für die europäische Wirtschaft.
Sollte Trump seine Versprechen wahr machen und auf alle Importe mindestens 10 Prozent aufschlagen, wäre man "schon bei einem Punkt, der direkte Implikationen auf die EU und Österreich hätte", sagte Harald Oberhofer, Ökonom beim Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) und Professor an der Wirtschaftsuniversität Wien, im PULS 24 Interview.
Wifo-Chef Gabriel Felbermayr sieht auch die Welthandelsorganisation WTO in Gefahr. "Trump ist kein Freund globaler Institutionen", sagte Felbermayr. Eine Schwächung der WTO hätte demnach negative Auswirkungen auf alle Handelsbeziehungen der EU. "Das befeuert auch anderswo Protektionismus", sagte der Wifo-Chef und verwies unter anderem auf Indien, das bereits jetzt wenig Respekt vor den Regeln der WTO habe und "wenn es darauf ankommt", opportunistisch sei.
Trump Sieg für Deutschland "wirtschaftlich schwierigster Moment"
Auch in Deutschland warnt das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel). Der absehbare Sieg von Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen sei der "wirtschaftlich schwierigste Moment in der Geschichte der Bundesrepublik".
Zu der aktuellen innerdeutschen Strukturkrise kämen nun "massive außenwirtschaftliche und sicherheitspolitische Herausforderungen" auf Deutschland zu, "auf die wir nicht vorbereitet sind", erklärte IfW-Präsident Moritz Schularick am Mittwoch.
Er bezog sich vor allem auf drohende weitere Zölle und Einfuhrbeschränkungen, die Trump im Wahlkampf wiederholt im Falle einer neuen Präsidentschaft angekündigt hatte. Das jedoch werde "das Wachstum in Deutschland und Europa weiter belasten", warnte Schularick.
Video: Donald Trump erklärt sich zum Wahlsieger
Zusammenfassung
- Es zeichnet sich ab, dass Donald Trump der 47. Präsident der USA wird.
- Das hat an den Börsen für Euphorie gesorgt.
- Auch Bitcoin legte kräftig zu.
- Wirtschaftswissenschaftler warnen aber vor den möglichen Folgen für Europa.