APA/HELMUT FOHRINGER

Wien-Wahl

Kickl sieht Denkzettel, Babler Rückenwind, ÖVP zurückhaltend

27. Apr. 2025 · Lesedauer 4 min

Nach der Wien-Wahl jubeln alle, nur nicht die ÖVP. Bei der SPÖ ist man sich nicht einig, ob die Wahl für die Bundespartei nun Rückenwind bedeutet oder nicht.

Die Wien-Wahl ist geschlagen - und es gibt Jubel bei den Roten, den Blauen, den Grünen und den NEOS. Nur bei der ÖVP gibt man sich angesichts herber Verluste zurückhaltend. 

Klarer Sieger der Wahl ist trotz leichter Verluste die SPÖ unter Bürgermeister Michael Ludwig. Man kann sich nun den Koalitionspartner aussuchen. SPÖ-Bundesparteichef Andreas Babler sieht daher im Wiener Wahlergebnis einen "Rückenwind" für die Bundes-SPÖ und die Aufgaben, die vor uns liegen. 

Rückenwind oder kein Rückenwind?

Babler lobte den engagierten Wahlkampf der Wiener Landespartei "mit sozialdemokratischen Kernthemen, einer verlässlichen Politik zum Wohle der Menschen und Lösungen für leistbares Wohnen und einem starken Gesundheitssystem".

Etwas anders sehen das die Genossen im Burgenland: Zwar gratulierte man den Wiener Parteikollegen. Landesgeschäftsführer Kevin Friedl erklärte aber weiters: "Das heutige Ergebnis zeigt auch sehr deutlich, dass die Bundesregierung in ihrer derzeitigen Konstellation, die vor allem mit dem Abbau des ÖVP-Schuldenerbes belastet ist, keinen Rückenwind für die Sozialdemokratie bedeutet."

"Schon ein sehr gutes Ergebnis"

PULS 24 Reporter Paul Batruel spricht mit SPÖ-Landesparteisekretärin Barbara Novak.

Zweitstärkste Kraft in Wien ist die FPÖ, die sich beinahe verdreifacht hat - nach einem schwachen Ergebnis 2020 nach dem Ibiza-Skandal. Parteichef Herbert Kickl sprach in einer ersten Reaktion von einem "Denkzettel" für Ludwig

Das starke Ergebnis für die FPÖ zeige, dass die Menschen auch in Wien eine Veränderung wollten. Es sei auch eine Bestätigung für den geradlinigen Kurs der FPÖ insgesamt, für Glaubwürdigkeit und Ehrlichkeit.

Mehrere Landesparteichefs gratulierten Spitzenkandidat Dominik Nepp auffallend rasch nach Bekanntwerden der ersten Zahlen und sahen vor allem ein Signal an die Bundespolitik. Man habe "heute gesehen, dass die blaue Erfolgswelle weiterrollt", sagte auch FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz nach der Veröffentlichung der ersten Hochrechnung.

Muss Ludwig mit den Grünen?

Überraschend klar erreichten die Wiener Grünen Platz 3. Ein kleiner Dämpfer kam aber mit der ersten Hochrechnung: Die SPÖ kann doch noch mit den NEOS koalieren - die erste Trendprognose sah das noch anders. 

Grünen-Chef Werner Kogler zeigte sich dennoch erleichtert und erfreut. "Nach einer grünen Aufholjagd ist die Trendwende gelungen, und wir sehen: Die Wählerinnen und Wähler wünschen sich ein Comeback der Grünen in die Stadtregierung", so Kogler. Nun liege es an Ludwig, "ob Wien gemeinsam mit den Grünen in eine positive Zukunft geht, mit den Neos blass bleibt oder mit einer ÖVP, die bei dieser Wahl massiv verloren hat, in die Vergangenheit abbiegt", so Kogler. 

Rauch: "Habe nicht damit gerechnet"

Spätestens mit der ersten Hochrechnung herrschte auch bei den NEOS Hochstimmung. Bundesparteichefin Beate Meinl-Reisinger sieht bestätigt, dass eine Regierungsbeteiligung für kleine Parteien nicht automatisch Verluste bedeutet. Wenn man sauber und ehrlich arbeite und Dinge anpacke, die unangenehm seien, werde das von den Wählern belohnt.

"Halbe Sachen nicht unser Ding"

Beate Meinl-Reisinger im Interview.

ÖVP ringt um Worte

Einzig bei der ÖVP herrscht betrübte Stimmung. Die Volkspartei rutscht in Wien unter die 10-Prozent-Marke und verliert rund 10 Prozentpunkte. Von Parteichef Christian Stocker gab es vorerst gar keine Stellungnahme. ÖVP-Generalsekretär Nico Marchetti sprach von einem "schmerzlichen Ergebnis". Auf die Frage, ob Spitzenkandidat Karl Mahrer gehen müsse, verwies er auf die Parteigremien.

Gefragt, ob dieses Ergebnis ein Auftrag für den Eintritt in eine Regierung sein könne, sagte Marchetti, es liege in der DNA der ÖVP, Verantwortung zu übernehmen. Verhalten reagierten zuvor auch die ÖVP-Landesparteien auf das Ergebnis der Wien-Wahl. 

"Dramatischer Absturz"

Ingrid Korosec, Präsidentin des ÖVP-Seniorenbundes, im Interview. 

Zusammenfassung
  • Nach der Wien-Wahl jubeln alle, nur nicht die ÖVP.
  • Bei der SPÖ ist man sich nicht einig, ob die Wahl für die Bundespartei nun Rückenwind bedeutet oder nicht.