Streiks im Handel: Mit "massiven Störungen" zu rechnen

Ab dem 30. November streiken die Handelsangestellten. Was wir bisher dazu wissen.

Da auch in der vierten KV-Runde keine Einigung erzielt wurde, kündigte die Gewerkschaft GPA Warnstreiks vom 30. November bis zum 3. Dezember an.

Warnstreiks in der Adventszeit

Ab Donnerstag soll in 300 Unternehmen zwischen 1 und 3 Stunden die Arbeit niedergelegt werden.

Bestreikt werden alle Branchen vom Buchhandel über große Modeketten bis hin zu Supermärkten, sagte GPA-Chefverhandlerin Helga Fichtinger am Donnerstag. Damit fallen die Warnstreiks mitten in den Start der Adventzeit.

Mit "massiven Störungen" zu rechnen

Am Donnerstag in der Früh legten die Handelsangestellten etwa bei Interspar sowie bei Thalia im Wiener Donauzentrum ihre Arbeit für einige Stunden nieder. 

In Salzburg sollen Details zu den Warnstreiks erst kurzfristig bekannt gegeben werden, meint Michael Huber von der GPA. Kunden müssten jedoch "ab sofort punktuell mit massiven Störungen rechnen", so Huber laut "Salzburg24". Die Streiks sollen bis zu zwei Stunden dauern.

Auch in der Steiermark soll es keine flächendeckenden, sondern vielmehr erst einmal "punktuelle, wenige Stunden dauernde Aktionen" geben.

Größere Aktionen geplant

Laut Sandra Höllinger von der GPA Steiermark sei auch in einem Grazer Einkaufszentrum eine größere Aktion geplant. "Die Leute sind kampfbereit, sind streikbereit und wollen einstehen für ihr Geld. Sie brauchen mehr zum Leben und deshalb sind wir gerade dabei zu mobilisieren, momentan sind es eher die größeren Unternehmen, die organisiert sind", so Höllinger.

Auch aus Vorarlberg sind noch keine Details bekannt. "Es werden einzelne Betriebe sein, wo dann vielleicht nicht gerade um 8 Uhr die Ladentüre aufgeht", meint jedoch der Vorarlberger GPA-Chef Marcel Gilly gegenüber dem ORF.

Unterdessen soll erst frühestens ab dem 5. Dezember weiterverhandelt werden.

Einschüchterungsversuche und Drohungen

 Ein Warnstreik ist im Unterschied zu einem Streik zeitlich befristet. Eine Liste der bestreikten Unternehmen will die Gewerkschaft nicht veröffentlichen - einerseits wegen des Überraschungseffekts, andererseits, weil die Arbeitgeber versuchen würden, Beschäftigte einzuschüchtern und aufzufordern, dass sie sich am Streik nicht beteiligen sollen, sagte Fichtinger im Ö1-"Morgenjournal" des ORF.

Am Nachmittag berichtete Gewerkschafterin Fichtinger von "massive(n) Einschüchterungsversuche(n) und Drohungen". "Wir sind aktuell mit Hilferufen von Angestellten konfrontiert, die uns per Mail und telefonisch mitteilen, dass sie derzeit massiv eingeschüchtert und sogar mit Kündigungen bedroht werden, wenn sie sich an Streikaktionen beteiligen sollten", so die Chefverhandlerin der GPA laut einer Aussendung.

Es werde auch damit gedroht, bereits zugesagte betriebliche Treueprämien wieder zu streichen. Viele Beschäftigte würden sich derzeit aus Betrieben melden, in denen es noch keinen Betriebsrat gibt.

Erst beklatschen, dann "nasser Fetzen"

Am Dienstag waren die Gespräche über einen neuen Gehaltsabschluss im Handel in der vierten Runde erneut gescheitert. Zuerst hatte es noch ganz gut ausgesehen, aber letztlich lagen die Vorstellungen der Sozialpartner noch zu weit auseinander. Boten die Arbeitgeber ursprünglich ein Gehaltsplus von 5 Prozent und eine Einmalzahlung von 800 Euro, so sind es mittlerweile 6 Prozent sowie eine einmalige Prämie von 1.000 Euro.

Auch die Gewerkschaft bewegte sich und reduzierte ihre Forderung von 9,5 Prozent und einen Fixbetrag von monatlich 40 Euro auf 9,4 Prozent zuzüglich 15 Euro Fixbetrag. Einmalzahlungen lehnen die Arbeitnehmervertreter aber ab.

Nachdem bei der vierten Verhandlungsrunde keine Einigung erzielt wurde, fand ÖGB-Chef Wolfgang Katzian deutliche Worte. In der Coronakrise seien die Beschäftigten noch als systemrelevant beklatscht worden. "Und jetzt behandelt man sie wie einen nassen Fetzen und gibt ihnen in Wirklichkeit nicht einmal ansatzweise die rollierende Inflation. Wie soll sich das denn ausgehen", so der Gewerkschaftspräsident.

Der Handels-KV ist einer der größten Kollektivverträge in Österreich und betrifft rund 430.000 Angestellte und Lehrlinge im Einzel-, Groß- und Kfz-Handel. 70 Prozent aller Beschäftigten im Handel sind Frauen. Mehr als ein Drittel davon arbeitet Teilzeit.

ribbon Zusammenfassung
  • Da auch in der vierten KV-Runde keine Einigung erzielt wurde, kündigte die Gewerkschaft GPA Warnstreiks vom 30. November bis zum 3. Dezember an.
  • Ab Donnerstag soll in 300 Unternehmen zwischen 1 und 3 Stunden die Arbeit niedergelegt werden.
  • So fanden am Donnerstagmorgen bereits Warnstreiks im Wiener Donauzentrum statt.