Shanghai-Lockdown könnte weltweite Lieferprobleme auslösen
Nach Angaben des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel und des Rotterdamer Hafens ist die Zahl der aus China Richtung Westen fahrenden Schiffe gesunken. Und die Londoner Schifffahrtsberatung Drewry schätzt, dass im Hafen Shanghai allein im April 260.000 für den Export in alle Welt bestimmte Container nicht verladen wurden.
Das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel stellte bis zur vergangenen Woche noch keinen Rückgang der Importvolumina in Rotterdam oder Hamburg fest. Doch Mitte Mai war laut IfW das Frachtvolumen im Roten Meer um fast ein Fünftel niedriger als es in normalen Zeiten zu erwarten gewesen wäre. Lockdowns in China wirken sich auf die Belieferung europäischer Unternehmen mit Verzögerung aus, weil die Schiffe mehrere Wochen unterwegs sind.
Auswirkungen spürbar
Dass Lieferungen aus China komplett zum Erliegen kommen, wird jedoch nicht befürchtet: "Ein Rückgang des Frachtvolumens in westlicher Richtung wegen des Lockdowns in Shanghai ist zu erwarten, aber das wird begrenzt sein", sagte eine Sprecherin des Rotterdamer Hafens.
Dennoch werden die Auswirkungen nach Einschätzung des deutschen Mercator Instituts für Chinastudien (Merics) sowohl Verbraucher als auch Industrie spüren. Deutsche Einzelhändler verkauften eine große Auswahl in China hergestellter Produkte, von Elektronik über Möbel und Kleidung bis zu Spielwaren, sagte Merics-Analyst Jacob Gunter.
"Wir gehen davon aus, dass sich die Situation in den kommenden Tagen und Wochen weiter verschärfen wird, weil bisher noch Schiffe ankamen, die den Hafen Shanghai vor der Schließung verlassen haben", sagte Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft in München. "Die eigentlichen Folgen des Lockdowns in Shanghai werden wir erst in einiger Zeit, dann aber sehr drastisch spüren."
Zusammenfassung
- Der Wirtschaft droht als Folge chinesischer Lockdowns und weltweiter Schiffsstaus eine weitere Verschärfung der gravierenden Lieferprobleme.
- Die Auswirkungen werden nach Einschätzung des deutschen Mercator Instituts für Chinastudien (Merics) sowohl Verbraucher als auch Industrie spüren.