EZB senkt Leitzinsen zum fünften Mal in Folge
In der Eurozone kommt die Wirtschaft weiter nichts ins Laufen. Österreichs Wirtschaftsleistung ist laut Schnellschätzung des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) Ende 2024 im Vergleich zum Schlussquartal 2023 um 0,2 Prozent gesunken.
Um dagegen anzukämpfen, haben die Währungshüter der EZB erneut an der Zinsschraube gedreht. Zum fünften Mal in Folge wurden die Leitzinsen gesenkt. Der vor allem für Sparer:innen relevante Einlagensatz sank um 0,25 Prozentpunkte auf nun 2,75 Prozent.
Der Leitzins sinkt ebenso um 25 Basispunkte – auf 2,90 Prozent.
Zufrieden mit der Entwicklung der Inflation
In einer Presseaussendung begründete der EZB-Rat die Zinssenkung unter anderem mit der weiter zurückgehenden Inflation. "Die Inflation hat sich im Wesentlichen weiterhin im Einklang mit den Projektionen entwickelt und dürfte im laufenden Jahr zum mittelfristigen Zielwert des EZB-Rats von 2 Prozent zurückkehren", teilten die Währungshüter mit.
Mit den sinkenden Zinsen sollen Kredite erschwinglicher werden, das soll für die Wirtschaft wieder einen Wachstumsimpuls geben. Gleichzeitig sinken auch die Zinsen für Sparer:innen – dadurch wird es eventuell weniger interessant, das Geld am Sparkonto liegen zu lassen. Dadurch erhofft man sich, dass der Konsum angekurbelt wird.
Damit könnte noch nicht das Ende erreicht sein. EZB-Chefin Christine Lagarde hat kürzlich angedeutet, dass die Zinsen vermutlich auf 1,75 bis 2,25 Prozent sinken. In diesem Bereich verortet sie das sogenannte neutrale Zinsniveau, das per Definition die Konjunktur weder stärkt noch bremst.
Währenddessen hat die US-Notenbank Fed eine Pause bei den Zinssenkungen eingelegt. Nach der Sitzung am Mittwoch verkündeten die Notenbänker, das Zinsniveau bei einer Spanne von 4,25 bis 4,5 Prozent zu belassen.
Furcht vor hohen Zöllen – Risiko Trump
Ökonomen hatten mit der erneuten Zinssenkung der EZB gerechnet. Da die große Teuerungswelle im Euroraum vorbei ist, hat die Notenbank mehr Spielraum. Zudem macht ihr die schwache Konjunktur Sorgen. Für heuer sagt die Notenbank nur 1,1 Prozent Wirtschaftswachstum in der Eurozone voraus und für 2026 ein Plus von 1,4 Prozent.
Ein Risiko für Konjunktur und Inflation ist Trumps Drohung, hohe Zölle auf die Importe aus Europa einzuführen. Die EU könnte mit Gegenmaßnahmen reagieren. Höhere US-Zölle auf Waren aus dem Euroraum könnten Einfluss auf die weitere Preisentwicklung im Währungsraum haben, warnte jüngst EZB-Direktorin Isabel Schnabel. Besonders betroffen von einem Handelskonflikt wäre wohl die Exportnation Deutschland.
Inflation sollte im Jahresverlauf wieder sinken
Die Inflationsrate im Euroraum erreichte im Dezember mit 2,4 Prozent den höchsten Wert seit Juli 2024. EZB-Präsidentin Christine Lagarde zeigte sich jedoch jüngst beim Weltwirtschaftsforum in Davos zuversichtlich, dass die Teuerung im Jahresverlauf wieder sinken wird.
Das von der EZB angepeilte Zwei-Prozent-Ziel sei "weiter in Sicht". Volkswirte rechnen daher mit weiteren Zinssenkungen der EZB auf ein Niveau von 2,0 Prozent beim Einlagenzins im Sommer.
Von ihrem Rekordhoch bei 10,7 Prozent im Herbst 2022 ist die Inflation im Euroraum inzwischen weit entfernt - auch, weil sich die EZB mit dem stärksten Zinsanstieg seit 25 Jahren dagegenstemmte. Im Juli 2022 endete die jahrelange Null- und Negativzinspolitik, zehnmal schraubte die EZB die Zinsen nach oben.
Höhere Zinsen verteuern Kredite, was die Nachfrage bremsen und die Inflation dämpfen kann. Im Juni 2024 senkte die EZB die Leitzinsen erstmals wieder.
Zusammenfassung
- Um gegen die stotternde Wirtschaft in der Eurozone anzukämpfen, hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen zum fünften Mal in Folge gesenkt.
- Der vor allem für Sparer:innen relevante Einlagensatz sank um 0,25 Prozentpunkte auf nun 2,75 Prozent.