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Russische Wirtschaft erst 2030 auf Vorkriegsniveau

Die russische Wirtschaft wird nach Prognose der Ratingagentur Scope erst am Ende des Jahrzehnts auf das vor dem Einmarsch in die Ukraine erreichte Niveau zurückkehren.

Der Kreml habe zwar mit Hilfe der Zentralbank die unerwartet hohen Exporteinnahmen dazu genutzt, um die unmittelbaren Folgen des Kriegs und der westlichen Sanktionen auf die Binnenwirtschaft abzufedern, hieß es in der Reuters am Freitag vorliegenden Studie.

Sanktionen verschärfen Defizite

"Aber die längerfristigen Aussichten haben sich verschlechtert", schrieb Scope-Analyst Levon Kameryan. Die russische Wirtschaft werde daher voraussichtlich bis etwa 2030 brauchen, um wieder das Vorkriegsniveau erreichen.

Bis Ende kommenden Jahres wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) demnach wegen der westlichen Sanktionen um etwa 8 Prozent unter dem Stand von 2021 liegen. Danach sinke das Wachstumspotenzial von den vor dem Krieg erreichten 1,5 bis 2,0 Prozent auf 1,0 bis 1,5 pro Jahr. "Es liegt damit weit unter dem der meisten mittel- und osteuropäischen Länder, in denen der Lebensstandard im Durchschnitt deutlich höher ist", so die europäischen Bonitätswächter.

Der Krieg in der Ukraine und die westlichen Sanktionen verschärfen demnach die seit langem bestehenden wirtschaftlichen Defizite Russlands. Der Kapitalabfluss etwa werde sich beschleunigen. Allein im ersten Quartal 2022 seien rund 64 Milliarden Dollar (64 Milliarden Euro) privates Kapital abgeflossen - viermal so viel wie ein Jahr zuvor. "Wir gehen davon aus, dass der Privatsektor in diesem Jahr mehr Kapital aus Russland abziehen wird als die 152 Milliarden Dollar netto im Jahr 2014, als Russland die Krim annektierte", so die Experten.

Scope rät zu tiefgreifenden Reformen

Zugleich werde das Wachstum der Produktivität durch den beschränkten Zugang zu westlicher Technologie gehemmt. "Russland ist in hohem Maße von importierten Komponenten für Maschinen und Elektrogeräte, Computer, Autos und Pharmazeutika abhängig", so die Studie. Der Anteil der ausländischen Wertschöpfung liege bei mehr als 50 Prozent, wovon etwa die Hälfte auf die EU, die USA, das Vereinigte Königreich, Kanada und Japan entfielen. "Ein so hoher Anteil an im Ausland hergestellten Waren kann nicht einfach durch chinesische Importe oder lokale Alternativen ersetzt werden", hieß es dazu.

Gleichzeitig beschleunigten sich negative demografische Trends, "insbesondere der Rückgang der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter". Viele junge, gut ausgebildete Russen haben nach dem Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar das Land verlassen. "Schätzungen gehen von mehreren Hunderttausend aus", so Scope. Russland müsse zudem damit rechnen, weniger aus Öl und Gas zu erlösen, da es seine Energieexporte nach Indien und China umleite, dort aber beträchtliche Preisnachlässe gewähren müsse.

Scope hält tiefgreifende Reformen für erforderlich, um die russische Wirtschaft von ihrer langjährigen Abhängigkeit vom Rohstoffsektor zu befreien. "Solche Reformen erfordern eine Verringerung der Rolle des Staates in der Wirtschaft und die Förderung des Privatsektors", lautete das Fazit. Die aber sei mit dem zunehmend autoritären Ansatz der derzeitigen Regierung kaum in Einklang zu bringen.

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  • Die russische Wirtschaft wird nach Prognose der Ratingagentur Scope erst am Ende des Jahrzehnts auf das vor dem Einmarsch in die Ukraine erreichte Niveau zurückkehren.