Hängt zwischen Sozialpartnern der Haussegen schief?

Im Ringen um den Handels-KV gab es am Donnerstag schlussendlich doch noch ein Ergebnis vor Jahresende. Ein Happy End für Arbeitgeber und -nehmer dürfte es aber keines sein, denn die Wirtschaftskammer und der Handelsverband fürchten um die wirtschaftliche Lage der Betriebe. GPA-Chefverhandlerin Helga Fichtinger empfindet die Einigung im PULS 24 Interview dennoch als fair. Immerhin "haben sich auch die Beschäftigten eine Gehaltserhöhung verdient".

Nach sieben gescheiterten Verhandlungsrunden kam es beim Handels-KV am Mittwoch zu einer Einigung. Die Gehälter der 430.000 Angestellten werden sich zwischen 9,2 und 8,3 Prozent erhöhen. Im Schnitt ein Plus von rund 8,4 Prozent

Bei Arbeitgeber-Chefverhandler Rainer Trefelik herrschte nach dem letzten Verhandlungstag trübe Stimmung, sei das Ergebnis doch "sehr hoch". Bei der siebten Verhandlungsrunde sprach sich Trefelik etwa für eine maximale Erhöhung der Mindestgehälter um acht Prozent aus. Laut dem Handelsverband sei die Gehaltserhöhung trotz Einigung keine "gmahde Wiesn", da auch die Personalkosten erst verdient werden müssen. 

Kompromiss sei "keine Niederlage" für Gewerkschaft 

Durchaus zufrieden zeigte sich indes Arbeitnehmer-Chefverhandlerin Helga Fichtinger im PULS 24 Interview am Donnerstag. Wichtig sei es gewesen, dass die Beschäftigten im Handel noch vor dem Jahreswechsel eine "Rechtssicherheit" bekommen, sagte sie. Die Gewerkschaft pochte bei den Verhandlungen grundsätzlich auf einen Abschluss über der rollierenden Inflation.

Mit der durchschnittlichen Gehaltserhöhung von rund 8,4 Prozent schaffte man das nicht. Dennoch sei der Verhandlungsausgang keine Niederlage für die Gewerkschaft: "Wir haben das bestmögliche versucht", bekräftigte sie. 

Streiks trugen zur Einigung bei

Aufgrund zahlreicher ergebnisloser Verhandlungsrunden kam es in der Vergangenheit auch zu Warnstreiks. Diese seien ein "Merkmal" gewesen, welches zur Einigung beigetragen hat. "Streiks hat es im Handel vorher nie gegeben, es hat also niemand geglaubt, dass sich die Handelsbeschäftigten zur Wehr setzen", so Fichtinger. 

Die Wirtschaftskammer beziehungsweise die Arbeitgeber fühlten sich nach der Verhandlung am Donnerstag unfair behandelt. Das Verhältnis zwischen den Sozialpartnern sei aber nicht zerstört, sagte Fichtinger. "Bei Verhandlungen kommt aber natürlich etwas Sand ins Getriebe", fügte sie an. 

Sie könne die Befürchtungen des Handelsverbands über die wirtschaftliche Lage in der Industrie grundsätzlich zwar verstehen, aber auch die "Beschäftigten haben sich eine Gehaltserhöhung verdient", betonte sie. 

ribbon Zusammenfassung
  • Im Ringen um den Handels-KV gab es am Donnerstag schlussendlich doch noch ein Ergebnis vor Jahresende.
  • Ein Happy End für Arbeitgeber und -nehmer dürfte es aber keines sein, denn die Wirtschaftskammer und der Handelsverband fürchten um die wirtschaftliche Lage der Betriebe.
  • GPA-Chefverhandlerin Helga Fichtinger empfindet die Einigung im PULS 24 Interview dennoch als fair. Immerhin "haben sich auch die Beschäftigten eine Gehaltserhöhung verdient".