Klimawandel verstärkt Gesundheitsprobleme
Der Rückgang der Artenvielfalt und die Verstädterung hätten die positiven Umwelteinflüsse verringert, erklärten die Forschenden, deren Ergebnisse am Donnerstag in der Fachzeitschrift "Frontiers in Science" veröffentlicht wurden. Für ihre Studie haben die Forschenden den aktuellen Wissensstand zum Einfluss von Klimawandel und Umweltverschmutzung auf das Immunsystem zusammengetragen.
Das menschliche Immunsystem entwickelt sich im Laufe der Zeit und reagiert auf alles, was es umgibt. Von der Nahrung bis zur Luft, die eingeatmet wird. Durch den Kontakt mit einer Vielzahl von Mikroben und Chemikalien in der Umwelt lernt das Immunsystem, was gefährlich ist und aus dem Körper entfernt werden muss und was harmlos ist und ignoriert werden kann.
"Aus evolutionärer Sicht passt sich das Immunsystem ständig an, um auf die Umwelt zu reagieren; die jüngsten Veränderungen waren jedoch zu schnell, als dass sich unser Immunsystem angemessen hätte anpassen können", sagte die Erstautorin Ioana Agache von der Transilvania Universität Brasov in Rumänien in einer Mitteilung des Fachblatts zur Studie.
Der Rückgang der Artenvielfalt und die Verstädterung hätten die "positiven" Umwelteinflüsse verringert, erklärten die Forschenden. Dies trage dazu bei, dass sich das Immunsystem nicht mehr richtig entwickeln könne.
Gleichzeitig seien die Menschen zunehmend "negativen" Belastungen ausgesetzt. So gebe es wegen der steigenden Temperaturen und des höheren CO2-Gehalts in der Luft länger im Jahr, mehr und für die Gesundheit schädlichere Pollen in der Luft. Außerdem seien Waldbrände sowie Sand- und Staubstürme durch den Klimawandel häufiger geworden, was zu mehr Rauch und Sandpartikeln in der Luft führe. Durch die Zunahme von Überschwemmungen und starken Regenfällen im Zuge des Klimawandels komme es zudem auch vermehrt zu Schimmelbildung in Haushalten, insbesondere in schlecht klimatisierten Häusern.
Dazu kommen Stressfaktoren wie ungewöhnlich hohe Temperaturen, denen Menschen in der Folge des Klimawandels vermehrt ausgesetzt sind, wie es in der Studie hieß. Diese Veränderungen sind laut den Forschenden die Hauptursachen für den jüngsten Anstieg von Allergien, Asthma, Krebs und anderen immunvermittelten Krankheiten. Personen mit niedrigem sozioökonomischem Status oder Vorerkrankungen sind besonders gefährdet, ebenso wie sehr junge und ältere Menschen.
Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel, sowie Maßnahmen zur Begrenzung des Klimawandels seien von entscheidender Bedeutung für die Gesundheit, schrieben die Forschenden in der Studie. "Solche Interventionen bieten auch eine gute wirtschaftliche Rentabilität: Für jeden US-Dollar, der für Klimaschutz ausgegeben wird, werden mindestens drei US-Dollar durch gesundheitliche Vorteile eingespart, vor allem durch eine Verringerung von Krankheiten wie Asthma und Allergien", fügten sie an.
An der Studie unter Leitung von Kari Nadeau von der Harvard University in den USA waren auch die Universität-Zürich-Forscher Cezmi und Mubeccel Akdis und Yasutaka Mitamura beteiligt.
(S E R V I C E - Fachartikelnummer DOI: 10.3389/fsci.2024.1279192)
Zusammenfassung
- Eine internationale Studie mit Schweizer Beteiligung zeigt, dass Klimawandel, Luftverschmutzung und Artenrückgang das Immunsystem schwächen und Gesundheitsprobleme wie Asthma und Allergien verstärken.
- Durch die schnellen Veränderungen der Umwelt kann sich das Immunsystem nicht mehr richtig anpassen, was zu einem Anstieg von immunvermittelten Krankheiten führt.
- Klimaschutzmaßnahmen sind nicht nur für die Gesundheit entscheidend, sondern auch wirtschaftlich rentabel: Für jeden investierten US-Dollar werden mindestens drei US-Dollar durch Verringerung von Krankheiten eingespart.