Tote bei russischen Angriffen - Neue Taktik des Kreml
Bei der Attacke auf die Industriestadt Dnipro wurden mindestens drei Menschen getötet, darunter ein Kind. Bei russischem Artilleriebeschuss der südukrainischen Stadt Nikopol wurden laut dem Gouverneur der Region Dnipropetrowsk, Serhij Lyssak, zwei Menschen getötet. Fünf Menschen seien verletzt worden. Die russischen Streitkräfte beschießen von ihren Stellungen jenseits des Flusses Dnipro immer wieder Nikopol.
Laut Lyssak waren in Dnipro ein junges Mädchen und eine ältere Frau unter den Opfern. Er hatte zuvor zwei Tote gemeldet. 30 Menschen seien verletzt worden, darunter fünf Kinder. Sechzehn Menschen würden im Krankenhaus behandelt. Der Angriff in der Nacht auf Donnerstag habe mehrere Brände ausgelöst. Der Bürgermeister von Dnipro, Borys Filatow, teilte mit, ein Angriff habe sich in einem Umkreis von 100 Metern um die Gemeindeverwaltung ereignet. Mindestens 15 Wohnhäuser seien beschädigt worden, darunter ein Studentenwohnheim, eine Bildungseinrichtung und eine Lebensmittelfabrik.
Die russischen Streitkräfte griffen nach ukrainischen Angaben in der Nacht auf Donnerstag mit fünf Raketen und 75 Drohnen an. 25 Drohnen seien abgefangen und zerstört worden, teilte die ukrainische Luftwaffe mit. Weitere 30 Drohnen hätten ihre Ziele nicht erreicht, wahrscheinlich wegen elektronischer Gegenmaßnahmen. Was genau mit den verbliebenen 20 russischen Drohnen und den Raketen geschehen ist, ließ die Luftwaffe offen.
Die ukrainische Luftwaffe ortete russische Kampfdrohnen auch über der nahen Stadt Krywyj Rih und über der Großstadt Charkiw im Osten des Landes. Der Gouverneur der Region Charkiw meldete einen Raketenangriff auf die Stadt Izium, bei dem zwei Menschen verletzt worden seien. Aus Sumy wurden in der Nacht mehrere Explosionen nach Drohnenangriffen gemeldet.
Die russischen Streitkräfte zerstörten unterdessen nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau in der Nacht 71 ukrainische Drohnen. Betroffen seien sechs Oblaste in Russland, teilte das Ministerium mit. Allein 49 Drohnen seien über Kursk abgeschossen worden, das an die Ukraine grenzt. Auch über der Grenzregion Brjansk sowie über Orjol, Rjasan, Wladimir und Tula weiter im Landesinneren seien ukrainische Drohnen abgefangen worden.
Kiew berichtet von neuer russischer Taktik mit größeren Angriffen
Russland probiert nach Darstellung der Ukraine eine neue Taktik aus. Dabei würden größere Angriffe mit mehreren hundert Soldaten unternommen, berichtete das ukrainische Militär. Das Südkommando veröffentlichte Videoaufnahmen, die einen Vorstoß vom Mittwochabend mit 320 Soldaten und 40 gepanzerten Fahrzeugen in der Region Saporischschja zeigen sollen. Dieser sei über zweieinhalb Stunden hinweg mit hohen russischen Verlusten zurückgeschlagen worden.
Eine Stellungnahme Russlands liegt zunächst nicht vor, die Nachrichtenagentur Reuters kann die Angaben nicht überprüfen. Bisher versuchten die russischen Streitkräfte zumeist, in kleinen Infanteriegruppen langsam durch die ukrainischen Linien zu sickern.
Laut Selenskyj Hinweise auf chinesische Militärlieferungen an Russland
Die Ukraine verfügt nach Darstellung von Präsident Wolodymyr Selenskyj über Hinweise, dass China Russland mit Waffen unterstützt. "Wir glauben, dass chinesische Vertreter auf dem Staatsgebiet von Russland gewisse Waffen produzieren", sagte Selenskyj vor der Presse in Kiew. Unter Berufung auf Geheimdienstinformationen spricht er von Schwarzpulver und Artillerie.
Ob es sich beim zweiten Punkt um Artilleriesysteme oder -granaten handeln soll, sagte er nicht. Eine Stellungnahme Chinas liegt zunächst nicht vor. Die Regierung in Peking nimmt offiziell eine neutrale Haltung in dem Krieg ein.
Ukrainische Truppen befreien 16 Quadratkilometer
Nach Angaben von Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj befreite die ukrainische Armee in den vergangenen Wochen etwa 16 Quadratkilometer Land von russischen Truppen. "Wir setzen die Verteidigungsoperation fort und führen Gegenangriffe mit gewissen Erfolgen durch", schrieb der General auf Facebook nach drei Tagen Aufenthalt im ostukrainischen Donezker Gebiet.
Die Rückeroberungen fanden demnach bei den Orten Udatschne, Kotlyne und Schewtschenko im Raum Pokrowsk statt. Im gleichen Zeitraum haben die ukrainischen Truppen Militärbeobachtern zufolge jedoch vor allem im mehrere Monate von ihnen gehaltenen Teil des russischen Grenzgebiets Kursk Positionen aufgeben müssen. Auch an anderen Frontabschnitten in der Ost- und Südukraine konnte die russische Armee demnach Gebietsgewinne erzielen und eroberte mehrere kleinere Siedlungen.
Zusammenfassung
- Mindestens fünf Menschen starben bei russischen Drohnenangriffen auf Dnipro und Nikopol, wobei auch ein Kind unter den Opfern war. In Dnipro wurden mindestens 15 Wohnhäuser beschädigt, darunter ein Studentenwohnheim und eine Bildungseinrichtung.
- Die Ukraine meldet eine neue russische Taktik mit größeren Angriffseinheiten. Ein Vorstoß mit 320 Soldaten und 40 gepanzerten Fahrzeugen in der Region Saporischschja wurde zurückgeschlagen.
- Präsident Selenskyj berichtet von Hinweisen auf chinesische Waffenlieferungen an Russland. Diese umfassen Schwarzpulver und Artillerie, obwohl China offiziell eine neutrale Haltung einnimmt.