IWF: Österreichs BIP schrumpft heuer um 6,7 Prozent
Eine deutlich weniger negative Prognose als zunächst befürchtet errechnet der Internationale Währungsfond (IWF) für die Weltwirtschaft. Trotzdem wird 2020 wegen der Coronavirus-Pandemie noch immer der stärkste Einbruch seit Jahrzehnten stehen. Konkret dürfte das Minus weltweit heuer 4,4 Prozent betragen, das sind 0,8 Punkte mehr als noch im Juni erwartet, wie der IWF am Dienstag mitteilte. 2021 wird dann mit einem Wachstum von 5,2 Prozent gerechnet, 0,2 Punkte weniger als im Sommer.
Demzufolge soll das Bruttoinlandsprodukt Österreichs im Jahr 2020 um 6,7 Prozent geringer ausfallen als im Jahr zuvor. Für das Jahr 2021 sagen die Berechnungen ein Plus von 4,6 Prozent voraus. Für Deutschland wird heuer ein Minus von 6,0 Prozent und 2021 dann ein Plus von 4,2 Prozent erwartet. Frankreich, Spanien und Italien, wo die Pandemie bisher stärker gewütet hat, müssen allesamt mit wesentlich heftigeren Einbrüchen rechnen, ebenso Großbritannien.
Sorgen bereitet dem IWF aber in erster Linie die Lage in Schwellen- und noch ärmeren Entwicklungsländern. Hier seien die wirtschaftlichen Folgen gewichtiger und die Möglichkeiten, sich selbst zu helfen, geringer. Fortschritte im Gesundheitssystem - durch Tests und später durch Impfstoffe - müssten allen Ländern gleichermaßen zugutekommen. Im Finanzbereich müssten Gläubiger in einigen Fällen noch größere Zugeständnisse machen.
Vor allem in den Industriestaaten ist die Lage im Frühjahr jedoch nicht so schlimm wie ursprünglich befürchtet, so der IWF. Und die Erholung im Sommer, als die Einschränkungen des öffentlichen Lebens schrittweise aufgehoben wurden, dürfte überraschend stark ausfallen. Eine positive Überraschung ist China, wo das Virus zuerst auftrat und mit harten Maßnahmen relativ schnell eingegrenzt werden konnte. Der Volksrepublik sagt der IWF dieses Jahr sogar ein Wachstum von 1,9 Prozent voraus. 2021 dürften es dann 8,2 Prozent sein.
Die Pandemie sei eine Herausforderung, wie es sie noch nie gegeben habe, sagte IWF-Chefökonomin Gita Gopinath. "Aber die Welt passt sich an." Sie verwies auf die beispiellosen Hilfsprogramme der Regierungen in Höhe von knapp zwölf Billionen Dollar sowie Zinssenkungen und Wertpapierkäufe der Notenbanken. "Trotzdem ist die Krise noch lange nicht vorbei." Das zeige sich vor allem auf dem Arbeitsmarkt, am stärksten litten Frauen und Arbeiter im Niedriglohnsektor. "Die Armen werden ärmer", sagt Gopinath. Die Hilfen dürften keinesfalls zu früh rückgängig gemacht werden.
Zusammenfassung
- Der Internationale Währungsfonds (IWF) errechnet, dass das Bruttoinlandsprodukt in Österreich aufgrund der Corona-Pandemie um 6,7 Prozent geringer ausfallen wird als im vergangenen Jahr.
- Die gesamte Prognose fällt weniger negativ als erwartet aus. Trotzdem wird 2020 wegen der Coronavirus-Pandemie noch immer der stärkste Einbruch seit Jahrzehnten stehen.
- 2021 wird dann mit einem weltweiten Wachstum von 5,2 Prozent gerechnet, 0,2 Punkte weniger als im Sommer.