Inflationsbekämpfung: "Keine Unmöglichkeit, sondern Unfähigkeit"

Die Inflation ist weiter gesunken. Es sei noch zu früh, um sich zu freuen, sind sich die "WildUmstritten"-Gäste jedoch einig. Man hätte viel früher Maßnahmen setzen sollen, meint Aktivistin Lena Schilling. Denn: Die Inflationsbekämpfung sei "keine Unmöglichkeit, sondern schlichtweg die Unfähigkeit" der Bundesregierung.

Im Oktober ist die Inflation laut Schnelleinschätzung der Statistik Austria auf 5,4 Prozent gesunken, nachdem sie im September noch 6 Prozent betrug. Erfreut über den aktuellen Inflationsrückgang zeigte sich vor allem Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) - er erwartet, dass die Teuerung nun weiter sinkt.

"Keine Unmöglichkeit, sondern Unfähigkeit"

Grund zur Freude erkennt Klimaaktivistin Lena Schilling hier keine. Im europäischen Vergleich sei Österreich in der Inflationsbekämpfung "immer noch nicht dort, wo wir sein sollten", betont sie bei "WildUmstritten". Die Inflationsrate in Deutschland beträgt derzeit 3,8 Prozent, im Euroraum 2,9 Prozent. Das Ziel wären zwei Prozent.

Die Preise in Österreich würden immer noch steigen. Durch die Mieterhöhungen würden die Österreicher:innen statt zwölf Mieten, 14 bis 15 Monatsmieten zahlen. Dasselbe gelte für Lebensmittel. Man hätte laut Schilling viel früher Maßnahmen setzen und so der Inflation entgegenwirken sollen. "Das ist keine Unmöglichkeit, das war schlichtweg Unfähigkeit", kritisiert sie die Bundesregierung scharf.

Kerninflation hoch: "Fürs Sektkorken knallen noch zu früh"

"Fürs Sektkorken knallen lassen ist es noch ein bisschen zu früh", meint auch der Politikberater Robert Willacker. Er beruft ich dabei auf Ökonomen, die darauf hindeuten würden: Die Kerninflation sei immer noch relativ hoch.

Bis Ende des Jahres rechnet Wirtschaftsminister Kocher mit einem weiteren Rückgang und für das kommende Jahr gehe er aufgrund der Prognosen von IHS und WIFO von einer Inflationsrate knapp unter 4 Prozent aus. Auch diese 4 Prozent seien von dem "großen Wunsch" von zwei Prozent "noch weit entfernt", meint Kurier-Journalistin Johanna Hager.

Die Politik müsse laut der Journalistin ein "anderes Erwartungsmanagement beginnen zu artikulieren und adressieren". Im Allgemeinen müsse man aber auch damit umgehen, dass "wir es mit anderen wirtschaftlichen Begebenheiten zu tun haben" als vor dem Ukraine-Krieg und der Corona-Pandemie.

Das Leben immer weniger leisten können ...

Hager vermisst eine Komponente bei dieser Diskussion: Die Eigenverantwortung der Menschen. Die Menschen seien "freimündige Bürger", die ihre Energieanbieter, Supermärkte, Banken wechseln könnten. "Je schneller die Menschen ihr Konsumverhalten ändern, dann würden auch Banken und Energieanbieter mitziehen", meint die "Kurier"-Journalistin - die Gesellschaft  beherrsche den Markt mit.

Manche Menschen würden sich gerade "das Leben immer weniger leisten können", betont Schilling. Viele kaufen bereits im Discounter ein, wechseln ihren Energieanbieter - dies seien jedoch "kleine Hebel".

Es müsse eine Perspektive geben, wo es bis zu einem gewissen Grad möglich sein muss, "nicht nur leistbar zu leben, sondern vor allem zu überleben".

ribbon Zusammenfassung
  • Die Inflation ist weiter gesunken.
  • Es sei noch zu früh, um sich zu freuen, sind sich die "WildUmstritten"-Gäste jedoch einig.
  • Man hätte viel früher Maßnahmen setzen sollen, meint Aktivistin Lena Schilling.
  • Denn: Die Inflationsbekämpfung sei "keine Unmöglichkeit, sondern schlichtweg Unfähigkeit" der Bundesregierung.