Frankreich-Flagge in ParisAPA/AFP/Emmanuel DUNAND

Inflation in Frankreich: Günstige Energie, Sorge vor teuren Baguettes

In Frankreich ist die Teuerungsrate im Dezember überraschend auf 6,7 Prozent zurückgegangen. Generell liegt Frankreich bei der Inflation im EU-Spitzenfeld. Aber die Sorge vor steigenden Baguette-Preisen wächst.

Die nach europäischen Standards ermittelten Verbraucherpreise (HVPI) in Frankreich sind laut einer ersten Schnellschätzung im Dezember überraschend von 7,1 auf 6,7 Prozent zurückgegangen. Experten haben ursprünglich einen Anstieg auf 7,2 Prozent erwartet. Auch in der Eurozone ist die Teuerung im Dezember gesunken. Der entscheidende Unterschied: in der EU ist die Inflation fast nirgends niedriger als in Frankreich. 

Energiepreise in Frankreich gedeckelt

Der Hauptgrund für die geringere Teuerung liegt bei der Energie. Schon im Oktober 2021 hat die französische Regierung von Premierminister Emmanuel Macron die Strom- und Gaspreise für Privatverbraucher gedeckelt. Und auch 2023 dürfen die Preise für Energie nur um maximal 15 Prozent steigen. Laut Regierungsangaben würden sich die Energiepreise ohne staatlichen Eingriff mehr als verdoppeln.

Die Preisdifferenz zahlt der Staat. Alleine für 2023 sollen diese Unterstützungen 45 Milliarden Euro kosten. Weil die Gewinne von Energieunternehmen abgeschöpft werden, soll das Loch im französischen Haushalt aber nur bei 16 Milliarden liegen. Dennoch bleibt die Frage, wie lange sich Frankreich das noch leisten kann. Die Staatsverschuldung lag Mitte des vergangenen Jahres bei 113 Prozent - von den Maastricht-Kriterien der EU ist man meilenweit entfernt. 

Französischer Bäcker mit BaguettesAPA/AFP/JULIEN DE ROSA

Angst vor Baguette-Preisexplosion

Bei den Preisen für Lebensmittel deutet sich aber keine Entspannung an - die Teuerung ist auch im Vergleich zum Vormonat unverändert. Das ist in Frankreich immer ein großes Thema - vor allem das Baguette ist ein mit Symbolik aufgeladenes Politikum. Jeder Franzose solle sich sein Baguette leisten können. Die Bäcker kämpfen aber mit Preisexplosionen. Anders als bei Privathaushalten sind hier die Energiepreise nicht gedeckelt und einige Bäcker rechnen mit einer Verdreifachung der Stromkosten in diesem Jahr. Und auch die Grundzutaten wie Mehl und Butter sind dramatisch teurer geworden.

Schon im Herbst haben steigende Preise für Zündstoff gesorgt. Die Beschäftigten von Raffinerien und Benzindepots streikten für höhere Löhne. Die Folge: massive Treibstoffengpässe und oft stundenlange Schlangen vor Tankstellen - ohne Aussicht auf Erfolg.

Die französische Regierung steht also unter Druck. Einerseits wächst die Unzufriedenheit im Land, andererseits werden Milliarden zur Abfederung der Energiekrise aufgewendet. Bisher geben die Inflationszahlen dem französischen Weg recht. Es gilt aber abzuwarten, ob sich dieser Trend auch in den kommenden Monaten bestätigt.

ribbon Zusammenfassung
  • Die nach europäischen Standards ermittelten Verbraucherpreise (HVPI) in Frankreich sind laut einer ersten Schnellschätzung im Dezember überraschend von 7,1 auf 6,7 Prozent zurückgegangen.
  • In Frankreich sind Strom- und Gaspreise für Privatkunden gedeckelt. Alleine für 2023 sollen diese Unterstützungen 45 Milliarden Euro kosten.
  • Keine Entspannung zeigt sich bei den Lebensmittelpreisen - die Sorge vor sozialen Unruhen wächst.