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Russland verurteilt Journalisten als Mitarbeiter von Nawalny

Heute, 17:16 · Lesedauer 2 min

Ein Gericht in Moskau hat vier russische Journalisten zu je fünfeinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Sie wurden für schuldig befunden, für eine verbotene Organisation des 2024 verstorbenen Oppositionspolitikers und Kreml-Kritikers Alexej Nawalny gearbeitet zu haben, wie russische Medien berichten. Die Verhandlung fand, wie üblich bei politischen Prozessen in Russland, unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, nur bei der Urteilsverkündung waren Medienvertreter zugelassen.

Der Prozess gegen die Verurteilten Antonina Faworskaja, Sergej Karelin, Konstantin Gabow und Artjom Kriger lief seit Oktober hinter verschlossenen Türen. Das Moskauer Gericht unterstellte ihnen eine Zugehörigkeit zu Nawalnys Anti-Korruptions-Stiftung FBK, die in Russland als extremistische Organisation gilt. Die vier Journalisten haben den Vorwurf, einer Extremisten-Gruppen anzugehören, zurückgewiesen. Im Gerichtssaal verfolgten Angehörige und Freunde der Angeklagten, Kollegen und ausländische Diplomaten die Urteilsverkündung, wie das Bürgerrechtsportal "Mediazona" berichtete.

Nawalny, der prominenteste Gegner von Kremlchef Wladimir Putin in Russland, war im Februar 2024 in einem Straflager am Polarkreis umgekommen. Kurz nach seiner Beerdigung in Moskau wurde die Journalistin Antonina Faworskaja des unabhängigen Mediums "SotaVision" festgenommen. Sie hatte die langen Menschenschlangen am Grab dokumentiert.

Faworskaja habe zwar über fast alle Prozesse gegen Nawalny berichtet, aber nie für ihn oder seine Organisation gearbeitet, teilte "SotaVision" schon damals mit. Der verurteilte Journalist Artjom Kriger ist ebenfalls Mitarbeiter von "SotaVision". Konstantin Gabow und Sergej Karelin hingegen arbeiteten für verschiedene Medien, darunter die Deutsche Welle (DW). Der Vorwurf gegen sie lautete, sie hätten Material für den später verbotenen Videokanal "Nawalny live" zugeliefert.

"Mit dem Urteil gegen die vier Journalisten zeigt Russland mit aller Härte, dass es ein Unrechtsstaat ist", erklärte DW-Intendant Peter Limbourg. "Das russische Regime versucht mit aller Kraft, Fakten zu verbiegen - und stellt mutige Journalistinnen und Journalisten wie Schwerkriminelle vor Gericht."

Auch Nawalnys Verteidiger wurden verurteilt

Die russischen Behörden gehen auch nach Nawalnys Tod gegen alle Personen vor, die ihm und seiner Arbeit verbunden waren. Im Jänner wurden drei Rechtsanwälte zu Lagerhaft verurteilt, die ihn in Strafverfahren verteidigt hatten. Nawalnys Witwe Julia und andere Mitstreiter setzen die Oppositionsarbeit aus dem Exil fort. FBK veröffentlicht weiter Videos über spektakuläre Fälle von Bereicherung und Korruption in der russischen Elite.

Zusammenfassung
  • Vier russische Journalisten wurden zu je fünfeinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, weil sie angeblich für eine verbotene Organisation von Alexej Nawalny arbeiteten.
  • Der Prozess fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, und die Journalisten wiesen die Vorwürfe zurück, mit einer extremistischen Gruppe verbunden zu sein.
  • Alexej Nawalny, der prominenteste Kremlkritiker, starb im Februar 2024 in einem Straflager, und seine Mitstreiter führen die Oppositionsarbeit aus dem Exil fort.