Felbermayr im Interview: So viel würde der Öxit kosten
"Europa muss sich rechnen", fordert WIFO-Direktor Gabriel Felbermayr gleich im Titel seines neuen Buches. Aber rechnet sich die EU-Mitgliedschaft denn für Österreich gar nicht?
"Es rechnet sich sogar sehr", stellt Felbermayr im PULS 24 Interview klar. Österreich sei zwar ein Nettozahler, hat aber auch einen der höchsten Nettonutzen. Österreich sei ein kleines Land in der Mitte der EU und profitiere daher viel mehr vom Binnenmarkt und vom Schengen-Raum als andere Staaten. Ein Öxit würde laut Schätzungen etwa acht Prozent des BIPs kosten, so der Ökonom.
"Vieles noch nicht zu Ende geführt"
Aber: Aus seiner Sicht könnte die EU noch mehr nutzen, denn von ihren großen Projekten sei "vieles noch nicht zu Ende geführt". So etwa die Schengen-Zone. Der freie Personenverkehr "von Rumänien bis Portugal" sei eine "wunderbare Idee", funktioniere aber nicht ohne Außengrenzschutz, so Felbermayr.
Das Gute: Die Außengrenzen seien kürzer als die Binnengrenzen in Summe - es würden also keine Extrakosten für Grenzschutz anfallen. Man könnte laut dem Ökonomen sogar sagen: "Mehr Sicherheit mit weniger Ressourcen".
"Ein bisschen" Wirtschaftswachstum
Ein anderes Beispiel sei die Währungsunion. Der Euro sei "nützlich", er habe weniger Transaktionskosten und "ein bisschen" Wirtschaftswachstum gebracht, es brauche aber eine gemeinsame Budgetpolitik und ein größeres EU-Budget.
Die EU sollte sich von übermäßigen Regulierungen und Technokratischem verabschieden, fordert der Ökonom, und die Politik in Österreich sollte aufhören, alles, was nicht funktioniert, der EU in die Schuhe zu schieben. Dann würde der Zuspruch zur EU steigen.
Zusammenfassung
- WIFO-Direktor Gabriel Felbermayr betont in seinem neuen Buch 'Europa muss sich rechnen' die Rentabilität der EU-Mitgliedschaft für Österreich, trotz der Tatsache, dass das Land ein Nettozahler ist.
- Ein Austritt aus der EU, ein sogenannter Öxit, würde Österreich laut Felbermayrs Schätzungen etwa acht Prozent des BIPs kosten.
- Felbermayr spricht sich für eine Weiterentwicklung der EU aus, insbesondere der Schengen-Zone und der Währungsunion, und fordert, übermäßige Regulierungen und Technokratie zu reduzieren.