"Echte Sauerei": Diese Lehre zieht der Falstaff aus Benkos Chalet N
Als "eine ganz besondere Kombination von außergewöhnlichem Luxus und authentischer alpiner Ursprünglichkeit" wird das Chalet N von René Benko im Falstaff Magazin beschrieben. "Als einzige Gäste im Chalet können Sie ungestört Ihren Urlaub mit Ihren Liebsten genießen und müssen trotzdem nicht auf die Annehmlichkeiten eines Luxushotels verzichten", heißt es weiter. In den letzten beiden Jahren reihte das Magazin das Chalet unter die Top-10-Hotels.
Im Zuge der Signa-Insolvenzen kam nun aber der Verdacht auf, dass es sich bei dem Chalet am Arlberg nur am Papier um ein Hotel handelte. Viel mehr soll das Anwesen eine private Luxusherberge für Signa-Gründer Benko und seine Gäste sein.
Mehr dazu:
Debattiert wird der Verdacht wegen der Corona-Hilfen - das Chalet N hat in den Jahren 2020 bis 2023 rund 1,2 Millionen davon bekommen - und scheint deshalb in einer Transparenzdatenbank auf. Die Hilfen flossen demnach an die Signa Luxury GmbH, bis vor kurzem eine Tochter der Signa Holding.
Sollte das Chalet wirklich nur privat genutzt worden sein, könnten die Hilfen zu unrecht bezogen worden sein.
Die schiefe Optik des Chalets in Vorarlberg war am Montag auch Thema bei "Wild Umstritten". Eva Linsinger, Innenpolitik-Chefin beim "Profil", wies darauf hin, dass es eigentlich vor zehn Jahren, als das Chalet gebaut wurde, schon weniger Zweitwohnsitze geben hätte müssen. Daher sei das Chalet wohl als Hotel deklariert worden.
Eine "echte Sauerei"
Wolfgang Rosam, PR-Berater und Falstaff-Herausgeber, pflichtet Linsinger bei und meint: "Es war eine Umgehung - eine durchaus geduldete Umgehung - von vorherrschenden gemeindepolitischen Beschlüssen". Benko habe dann aber wohl "dem Gesetze Genüge getan" und 10 bis 15 Prozent fremd-vermietet.
Eine "echte Sauerei" sei hingegen, "dass jemand wirklich die Chuzpe hat mit dieser Kohle, in diesem Hotel und Corona-Hilfen anzusuchen - und diese auch bekommen hat".
"Learning" bei Falstaff
Der Falstaff wolle aus der Causa jedenfalls "ein Learning" mitnehmen und sich "selbst bei der Nase nehmen": Man werde laut Rosam "nicht mehr zulassen", dass ein solches Chalet als "allgemeingültiges, besuchbares Hotel" bewertet werde.
"Rein objektiv" müsse man laut Rosam aber sagen: "Schön ist es schon". "Könnte man es sich leisten, könnte dort eine Woche machen, gibt es nichts Vergleichbares". Rosam vermutet, dass das Chalet bald ein - immer noch teures - aber buchbares Luxushotel werde.
Wie "Kronen Zeitung" und "Standard" kürzlich berichteten, dürfte die finanzielle Lage des Chalet N. derweil aber in wirtschaftliche Schieflage geraten sein. So wurde die Signa Luxury GmbH, die nun LS Luxury Collection GmbH heißt, zwei Tage vor der Insolvenzeröffnung an die Firma Muxel Berggasthof Schlössle GmbH verkauft. Diese soll sich über Ecken im Besitz der Laura-Stiftung befinden, die wiederum Benko persönlich zugerechnet wird.
Wer haftet nun?
Die Betreibergesellschaft des Chalet N, das nach Benkos Frau Nathalie benannt ist, soll es mit Bilanzlegungsvorschriften nicht besonders ernst genommen haben. Laut "Krone" wurden zwischen 2019 und 2023 in Summe mehr als eine Million Euro an Strafen wegen Verletzung der Offenlegungspflichten fällig.
Was die Chalet-N-Gesellschaft betrifft, wurden zwischen August 2017 und Oktober 2023 keinerlei Jahresabschlüsse hinterlegt – dafür kamen am 3. Oktober 2023 gleich alle fehlenden Jahresabschlüsse zusammen ins Firmenbuch, schreibt der "Standard". Dort sei ersichtlich: Das Eigenkapital der vormaligen Signa Luxury lag per Oktober 2022 mit 18,5 Millionen im Minus. Im Jahr davor waren es bereits minus 17 Millionen gewesen. Die Signa-Holding hat sich aber offenbar bereit erklärt, den Verlust abzudecken. Erst im Mai 2023 hat sie 9,9 Millionen Euro zugeschossen.
Offen ist, ob nun auch die Muxel Berggasthof Schlössle GmbH haftet.
Zusammenfassung
- René Benkos Chalet N soll eher pro forma als Hotel registriert worden sein, er soll dort vor allem selbst genächtigt haben.
- Corona-Hilfen bekam das Chalet in Vorarlberg dennoch.
- Das Falstaff-Magazin von Wolfgang Rosam lobte das Hotel einst - und will nun "Learnings" aus der Causa mitnehmen.