Fake-Doktorarbeit: Zillertalbahn-Chef muss gehen
Seit 2019 nennt sich Schreiner Doktor, seit einigen Tagen ist er deshalb unter Beschuss. Seinen Doktortitel führte er unrechtmäßig. Vor zwei Wochen wurde der Technikvorstand der Zillertaler Verkehrsbetriebe AG beurlaubt, nun zog man die letzte Konsequenz, wie Aufsichtsratschef und ÖVP-Abgeordneter Franz Hörl nach einer Sitzung am Dienstag mitteitlte.
Denn auch seine neue Doktorarbeit, die er 2023 bei der Universität Riga einreichte, ist nicht von ihm. Die Arbeit ist ein Plagiat einer Arbeit, die an der Technischen Hochschule in Aachen eingereicht wurde. Schreiner dürfte sie nur ins Englische übersetzt und statt deutschen österreichische Ortsnamen eingefügt haben. Vom Inhaltsverzeichnis bis zu den Interviewpartnern blieb alles gleich. Das Thema der Arbeit: "Implementierung von Smart Mobility in ländlichen Regionen".
Schreiber ist auch seinen Posten als Geschäftsführer der im Mehrheitseigentum des Landes stehenden Achenseebahn los. Verkehrslandesrat Rene Zumtobel habe wegen des "massiv geschädigten Vertrauensverhältnisses" das Dienstverhältnis mit dem Geschäftsführer "fristlos und unverzüglich aufzulösen" lassen.
Projekt Wasserstoffbahn soll weitergehen
Der Stein kam vergangene Woche ins Rollen. Der Doktortitel, den sich Schreiner auch in den Pass schreiben ließ, gab es nicht. Hörl zeigte sich laut "Tiroler Tageszeitung" "zutiefst überrascht und konsterniert". Um weiteren Schaden abzuwenden, werde ein Schlussstrich gezogen. Trotzdem wolle er klarstellen, dass Schreiner "einwandfrei gearbeitet" habe: "Daher und auch aus Respekt vor seinem Umfeld lehne ich überschießende Muskelspiele ab. Niemand muss jetzt ein Exempel statuieren."
Nun suche man einen Nachfolger. Am Projekt Wasserstoffbahn wolle man festhalten.
Auf die Schliche kam Schreiner der als "Plagiatsjäger" bekannte Salzburger Kommunikationswissenschafter Stefan Weber. Schreiner hatte, nach den Vorwürfen der vergangenen Woche, dass er seinen Doktortitel zu Unrecht führe, seine neue Dissertation an mehrere Leute verteilt. Weber bekam sie auf Umwegen. Ihm fielen Ungereimtheiten im empirischen Teil bei Schreiners Interviewpartnern auf.
"Ich habe das nahezu komplette Übersetzungsplagiat über Umwege mit der Plagiatssoftware Turnitin entdeckt", so der Wissenschafter. Das Plagiat erstrecke sich vom Inhalts- bis zum Literaturverzeichnis, urteilte Weber. Es handle sich um einen "schwerwiegenden Fall von Wissenschaftsbetrug, der alle Formen wissenschaftlichen Fehlverhaltens - Plagiat, Datenfälschung und Datenerfindung - auf einmalige Weise in sich vereint." Rund 22.000 Euro kostete laut Weber das Doktorat in Riga, das von der "University of Salzburg Business School" angeboten wird.
Zusammenfassung
- Dass Helmut Schreiner eine fremde Doktorarbeit ins Englische übersetzte und als seine ausgab, dürfte seiner Karriere endgültig den Rest gegeben haben.
- Er ist seinen Chefposten bei der Zillertalbahn los.