Die letzten Tage von Kika/Leiner
1910 begann die Geschichte von Leiner. 115 Jahre später, Ende Jänner, nimmt sie ein jähes Ende. Damit auch die 52-jährige Geschichte von Kika. Die 17 verbliebenen Kika/Leiner-Filialen verscherbeln die letzten Überbleibsel an Möbeln und Wohnzubehör.
Kund:innen sollen in den letzten Wochen die Türen fast eingetreten haben, einzelne Geschäfte wurden aufgrund des Andrangs zeitweise geschlossen. Und Sicherheitspersonal musste laut "Standard" für die Sicherheit der Mitarbeiter:innen sorgen - weniger wegen des Andrangs, mehr wegen des Ärgers bei finanziell geschädigten Kund:innen.
Für die rund 1.350 Beschäftigten alles andere als ein angenehmer Abschied - selbst langjährige Mitarbeiter:innen mit entsprechender Kündigungsfrist stehen ab Sommer oder Herbst ohne Gehalt und ohne Job da. Die rund 200 betroffenen Kika/Leiner-Beschäftigten in Wien und rund 500 Mitarbeiter:innen in Niederösterreich können bei Bedarf eine Arbeitsstiftung in Anspruch nehmen.
In Wien organisiert der Wiener Arbeitnehmer:innen Förderungsfonds (waff) die Insolvenzstiftung. Teilnehmer:innen der Stiftung können sich bis zu drei Jahre aus- und weiterbilden und bekommen während dieser Zeit Arbeitslosengeld vom AMS Wien sowie einen Ausbildungszuschuss von 100 Euro monatlich vom waff. In Niederösterreich muss die Landesregierung noch die Einrichtung der Arbeitsstiftung beschließen.
20.000 Kund:innen
Von der Pleite betroffen sind auch etwa 10 - 20.000 Kund:innen, die bereits eine Anzahlung geleistet haben. Nur etwa ein Drittel davon soll den "kikaLeiner Schotter-Schutz" bei der Anzahlung gebucht haben und sind damit abgesichert. Alle anderen fallen nun unter den Punkt "Gläubiger".
Und Gläubiger gibt es viele. Schon ohne Kunden listet KSV1870 924 davon auf - im Wesentlichen um Lieferanten, Dienstnehmer und die Finanz. Die Passiva liegen bei 113 Millionen Euro - werden die Anzahlungen und Gutscheine addiert, wäre ein Schuldenberg von bis zu 139 Millionen Euro denkbar.
Kika/Leiner-Pleite: Das müssen Kunden jetzt beachten
Krisen-Geschichte
Die Geschichte von Kika/Leiner ist nicht nur eine lange oder positive. Seit mehreren Jahren befand sich das Unternehmen in der Krise - in den vergangenen 12 Jahren gab es drei Eigentümerwechsel.
2013 erwarb die südafrikanische Steinhoff-Gruppe von der damaligen Eigentümerfamilie Koch den heimischen Möbelriesen. Damals war Kika/Leiner mit rund 7.500 Beschäftigten an 73 Standorten in Österreich und in Osteuropa sowie einem Umsatz von 1,2 Mrd. Euro der zweitgrößte Möbelhändler Österreichs nach XXXLutz.
Steinhoff verkaufte 2018 in einem Notverkauf die Möbelkette an die Signa-Gruppe rund um den Tiroler Investor René Benko. Der neue Eigentümer veräußerte die Kika-Filialen in Osteuropa an XXXLutz.
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Mehr lesen: Alles Informationen zu Benko und Signa
2023 verkaufte Benkos Signa die Kika/Leiner-Immobilien an Supernova und das operative Möbelgeschäft an den Handelsmanager Hermann Wieser. Kurz darauf meldete das Unternehmen Insolvenz an. Nach der zweiten Insolvenz im November 2024 konnte Wieser weder frische finanzielle Mittel noch einen Investor auftreiben und Anfang Dezember wurde das Sanierungs- in ein Konkursverfahren umgewandelt.
Und mit dem Konkursverfahren war auch das Ende der 115-jährigen Geschichte von Leiner besiegelt.
Zusammenfassung
- 1910 begann die Geschichte von Leiner. 115 Jahre später, Ende Jänner, nimmt sie ein jähes Ende. Damit auch die 52-jährige Geschichte von Kika.
- Die 17 verbliebenen Kika/Leiner-Filialen verscherbeln die letzten Überbleibsel an Möbeln und Wohnzubehör.
- Kund:innen sollen in den letzten Wochen die Türen fast eingetreten haben, einzelne Geschäfte wurden aufgrund des Andrangs zeitweise geschlossen.
- Und Sicherheitspersonal musste laut "Standard" für die Sicherheit der Mitarbeiter:innen sorgen - weniger wegen des Andrangs, mehr wegen des Ärgers bei finanziell geschädigten Kunden.
- Für die rund 1.350 Beschäftigten alles andere als ein angenehmer Abschied - selbst langjährige Mitarbeiter:innen mit entsprechender Kündigungsfrist stehen ab Sommer oder Herbst ohne Gehalt und ohne Job da.