APA/APA/Carinthischer Sommer

Carinthischer Sommer mit närrischem Festakt eröffnet

So jazzig wie Mittwochabend im Stift Ossiach wurde der Carinthische Sommer noch nie eröffnet. Christian Muthspiels junge und aus überraschend vielen Frauen bestehende 18-köpfige Formation "Orjazztra Vienna" stellte sich mit Eigenkompositionen des Bandleaders vor. Kontrapunkt: Zuvor mussten die Festgäste ein Spalier der Villacher Faschingsgarde mit dem Prinzenpaar und Lei-lei-Rufen passieren.

Der Gag war Geschmackssache, die Besucher nahmen ihn gelassen hin. Intendant Holger Bleck verwies mit dem bewussten Stilbruch aber auf das heurige Motto: "ich Narr". Zum Auftaktkonzert des 53. Carinthischen Sommers, das, klug moderiert von Ö1-Journalistin Ulla Pilz, abwechselnd mit den Festreden über die Bühne ging, konnte er viel Prominenz aus allen gesellschaftlichen Bereichen begrüßen. Danach überraschte der Intendant, ein studierter Klarinettist und Musikwissenschaftler, das Publikum, indem er zum Spiel des gut gelaunten "Orjazztra" ein Solo mit der Klarinette beisteuerte.

Der steirische Komponist, Dirigent und Instrumentalist Christian Muthspiel, von 1995 bis 2004 Mitglied des Vienna Art Orchestras, verantwortlich für die aktuellen Signations des Radiosenders Ö1, hatte 2019 seinen Traum vom eigenen Jazzorchester umgesetzt, der dann corona-bedingt ruhig gestellt war. Das Orchester besteht aus jungen Musikern der heimischen Szene und ist mit doppelter Rhythmusgruppe (zwei Bässe, zwei Schlagzeuge), Klavier, einem sechsköpfigen Saxophon/Klarinettensatz, drei Trompeten, zwei Posauen und einer Tuba ungewöhnlich besetzt.

Bevor Landeshauptmann und Kulturreferent Peter Kaiser (SPÖ) den sommerlichen Konzertreigen offiziell eröffnete, mahnte der Vorarlberger Schriftsteller Michael Köhlmeier in seiner Festrede Wachsamkeit ein: In seiner "kleinen Phänomenologie der Umkehr" warnte er vor der Täter-Opfer-Umkehr, die in politischen Auseinandersetzungen zur häufig gebrauchten Waffe geworden sei. Dabei spannte er einen Bogen von den antiken Mythen über den Holocaust bis zu aktuellen Ereignissen in Österreich: "Das Grinsen im Gesicht des Spielers sagt dir: Du weißt, dass ich es weiß, und ich weiß, dass du es weißt, aber du kannst mir nichts nachweisen, also lass mir die Gaudi. Die Wahrheit ist nicht mehr nur zur Lüge, Wahrheit und Lüge sind zu einem Trick verkommen, zu einem perfiden zynischen Trick, bei dem der Sieger von vornherein feststeht: der zum Opfer verdrehte Täter."

Bevor Intendant Holger Bleck die Narrenkappe wieder abnimmt, stehen bis 29. August beim Carinthischen Sommer in Villach und am Ossiacher See 24 Veranstaltungen aus den Bereichen Jazz, Klassik und Crossover auf dem Programm. Höhepunkte sind dabei die szenische Aufführung der Filmkirchenoper Jeanne d'Arc, die konzertant bereits 2020 ihre Uraufführung erlebte, und mehrere Konzerte anlässlich des zehnten Todestages von Komponist Nikolaus Fheodoroff, Mitbegründer und langjähriger Obmann des Carinthischen Sommers.

ribbon Zusammenfassung
  • So jazzig wie Mittwochabend im Stift Ossiach wurde der Carinthische Sommer noch nie eröffnet.
  • Christian Muthspiels junge und aus überraschend vielen Frauen bestehende 18-köpfige Formation "Orjazztra Vienna" stellte sich mit Eigenkompositionen des Bandleaders vor.
  • Intendant Holger Bleck verwies mit dem bewussten Stilbruch aber auf das heurige Motto: "ich Narr".