APA/GEORG HOCHMUTH

Benko-Kredite im Visier der EZB-Bankenaufsicht

Die Bankenaufseher der Europäischen Zentralbank prüfen für gewöhnlich das Geschäft von Großbanken. Zum ersten Mal dürften sie nun einen einzelnen Kunden unter die Lupe nehmen - die Signa Gruppe von Immobilien-Investor René Benko.

"Das gab es noch nie", zitiert die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) einen langjährigen Bankvorstand in Frankfurt, wo auch die EZB sitzt. Dem Bericht nach werden alle Banken ins Visier genommen, die eine Geschäftsbeziehung zur Signa-Gruppe haben. Dazu zählen deutsche Landesbanken, spezielle Immobilienbanken und auch österreichische Finanzinstitute. Großer heimischer Geldgeber für die Signa ist die Raiffeisen-Bankengruppe. 

Waren Benko-Kredite sauber? 

Die Prüfer erhoffen sich - der FAZ zufolge, Details rund um Kreditvergaben an die Signa Gruppe, zu erfahren. Geprüft werden sollen die hinterlegten Sicherheiten für die Kredite, ob alle Zinsen gezahlt wurden und, ob andere Finanzkennzahlen eingehalten wurden. Wie viele Banken genau geprüft werden, steht unterdessen nicht fest. Die Rede ist aber von rund einem Dutzend. 

Probleme für das Benko-Imperium

In René Benkos milliardenschweres Immobilien-Imperium kehrt somit weiter keine Ruhe ein. Erst Anfang Juni verkaufte Benko die Möbelkette Kika/Leiner, die nur wenige Tage später Insolvenz anmeldete, wodurch nun tausende Menschen ihren Job verlieren. 

Dabei übernahm Benko Kika/Leiner erst 2018 - mit freundlicher Unterstützung der Bundesregierung unter dem damaligen Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Die Machenschaften rund um die Übernahme könnten sogar Untersuchungsgegenstand in einem künftigen U-Ausschuss werden.

Schwere Zeiten im Deutschland-Geschäft

Benkos deutsche Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof musste vergangenen Herbst ebenfalls Insolvenz anmelden - obwohl der deutsche Staat mit hohen Staatshilfen während Corona versuchte, die Warenhäuser über Wasser zu halten. 

Die Hälfte des Berliner Luxus-Kaufhauses KaDeWe gehört mittlerweile nicht mehr Benkos Signa - sie wurde an einen thailändischen Handelskonzern abgegeben. 

Mehr als eine Milliarde in der Bilanz korrigiert

Unterdessen berichtete der "Standard" zuletzt, dass in der Signa-Gruppe die Bilanzen korrigiert wurden. Durchaus ungewöhnlich seien demnach Bilanz-Korrekturen in dieser Größenordnung. 

So seien in der Signa Development (ihr gehörte Kika/Leiner) 161 Millionen Euro nachträglich in Finanzverbindlichkeiten umgegliedert worden. Bei der Signa-Prime-Gruppe (zu ihr gehört die Karstadt-Kaufhof-Kette) wurden 496, beziehungsgweise 763 Millionen Euro ebenfalls als Finanzverbindlichkeiten umgruppiert, so der "Standard". 

Diese Änderungen sind besonders für die Kreditgeber, also die Banken, relevant. Gegenüber dem "Standard" betonte die Signa-Gruppe, es habe sich hier um Anpassungen wegen Bilanzierungsrichtlinien gehandelt - also quasi eine technische Feinheit.  Den Hausbanken habe man das zeitnah vorgelegt.

Inwiefern die Kreditprüfungen der Bankenaufsicht mit diesen Bilanz-Korrekturen zusammenhängen, ist unklar. Fest steht jedoch, dass der Gegenwind für Benko nicht weniger wird. 

ribbon Zusammenfassung
  • Die Bankenaufseher der Europäischen Zentralbank prüfen für gewöhnlich das ganze Geschäft von Großbanken. Zum ersten Mal dürften sie nun einen einzelnen Kunden unter die Lupe nehmen - die Signa Gruppe von Immobilien-Investor René Benko.
  • Die Prüfer erhoffen sich der FAZ zufolge Details rund um Kreditvergaben an die Signa Gruppe. Geprüft werden sollen die hinterlegten Sicherheiten für die Kredite, ob alle Zinsen gezahlt wurden und ob andere Finanzkennzahlen eingehalten wurden.
  • Unterdessen berichtete der "Standard" zuletzt, dass in der Signa-Gruppe die Bilanzen korrigiert wurden. Durchaus ungewöhnlich seien demnach Bilanz-Korrekturen in dieser Größenordnung. 
  • Inwiefern die Kreditprüfungen der Bankenaufsicht mit diesen Bilanz-Korrekturen zusammenhängen, ist unklar. Fest steht jedoch, dass der Gegenwind für Benko nicht weniger wird.