Faruk Fatih ÖzerAPA/AFP/DHA (Demiroren News Agency)/Handout

11.196 Jahre Haft für türkischen Kryptobörsen-Chef

Astronomische Urteile gab es in der Türkei für den Gründer einer Kryptobörse und seine Brüder. Nach einem Milliardenbetrug müssen sie für 11.196 Jahre ins Gefängnis. Im Vergleich zur Forderung der Staatsanwaltschaft fiel das Urteil noch milde aus.

Für Faruk Fatih Özer, den Gründer der Kryptobörse Thodex, und seine Brüder sei das Urteil am späten Donnerstag nach kurzem Prozess vor einem Gericht in Istanbul gefallen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Freitag.

Die Staatsanwaltschaft hatte für den 29-jährigen Özer eine Haftstrafe von 40.562 Jahren wegen Geldwäsche, Betrugs und der Bildung einer kriminellen Organisation gefordert.

Milliardenbetrug

Der Thodex-Gründer wurde im August 2022 in Albanien auf Grundlage eines internationalen Haftbefehls festgenommen und später ausgeliefert. Die türkischen Behörden warfen Özer damals vor, mit 2 Milliarden Dollar (1,9 Mrd. Euro) von den Konten von fast 400.000 Anlegern aus der Türkei geflüchtet zu sein.

Özers Kryptowährungsbörse mit Sitz in Istanbul hatte mit aggressiver Werbung um Anleger geworben - türkische Models versprachen etwa Luxusautos. Die Kryptowährung Dogecoin bot die Plattform zum Viertel des Preises an, den andere Kryptowährungsbörsen verlangten. Die Käufer konnten sie aber nicht wieder verkaufen oder gegen andere Digitalwährungen tauschen.

Türkischen Kryptoboom ausgenützt

Im April 2021 war die Seite dann nicht mehr erreichbar - wenige Tage vorher hatte Thodex eine Mitteilung veröffentlicht, wonach fünf Tage für eine "Investition von außen" nötig seien. Die türkischen Behörden veröffentlichten ein Foto von Özer, aufgenommen bei der Passkontrolle auf dem Flughafen von Istanbul. Zwei Tage nach dem Abflug beschwerte er sich bei Twitter, die Vorwürfe gegen ihn seien "unbegründet". Er sei unterwegs, um Investoren zu treffen.

Der Fall machte in der Türkei große Schlagzeilen, da er mit einem Kryptoboom im Land zusammenfiel. Viele Türken wendeten sich mit dem tiefen Fall der türkischen Lira, der vor mehr als zwei Jahren begann, den Digitalwährungen zu. Seitdem hat Ankara die Kryptowährungen jedoch stärker reguliert.

Die Türkei ist für lange Gefängnisstrafen ihrer Gerichte bekannt. Die hohen Strafen wurden üblicher, nachdem das Land im Jahr 2004 die Todesstrafe abgeschafft hatte, um seine Chancen auf einen Beitritt zur Europäischen Union zu erhöhen.

ribbon Zusammenfassung
  • Astronomische Urteile gab es in der Türkei für den Gründer einer Kryptobörse und seine Brüder.
  • Nach einem Milliardenbetrug müssen sie für 11.196 Jahre ins Gefängnis. Im Vergleich zur Forderung der Staatsanwaltschaft fiel das Urteil noch milde aus.
  • Die Staatsanwaltschaft hatte für den 29-jährigen Özer eine Haftstrafe von 40.562 Jahren wegen Geldwäsche, Betrugs und der Bildung einer kriminellen Organisation gefordert.
  • Der Thodex-Gründer wurde im August 2022 in Albanien auf Grundlage eines internationalen Haftbefehls festgenommen und später ausgeliefert.
  • Die türkischen Behörden warfen Özer damals vor, mit 2 Milliarden Dollar (1,9 Mrd. Euro) von den Konten von fast 400.000 Anlegern aus der Türkei geflüchtet zu sein.